Tour de France / Platzt die Blase? Mannschaften mussten sich am Ruhetag Coronatests unterziehen
Es ist ein Ruhetag der besonderen Art: Während sich die Radsportler zumindest körperlich erholen, herrscht bei vielen Beteiligten Spannung aufgrund der Coronatests. Am gestrigen Montag wurden über 600 Tests durchgeführt, die Ergebnisse werden spätestens vor dem Start der 10. Etappe am heutigen Dienstag erwartet.
Gegen 23 Uhr kam der einzige luxemburgische Starter bei der diesjährigen Tour de France, Bob Jungels (Deceuninck-Quick Step), am Sonntagabend im Hotel an. Eigentlich war der Plan, von Laruns aus mit dem Flugzeug in Richtung des Mannschaftshotels zu fliegen, da die Mannschaften aber in ihrer „Blase“ bleiben müssen, trat der belgische Radrennstall die 360 Kilometer im Bus an. Der gestrige Ruhetag stand dann ganz im Zeichen der Coronatests. Alle Mannschaftsmitglieder, die bei der Tour in diesem Jahr anwesend sind, müssen zum Test antreten – insgesamt wurden gestern über 600 Tests gemacht, die Resultate werden am heutigen Morgen veröffentlicht. Die Regelung sieht vor, dass bei zwei positiven Corona-Fällen innerhalb einer Mannschaft in einem Zeitraum von sieben Tagen der ganze Rennstall auszuschließen ist. Eine gute Sache, wenn die Kontrollen denn zuverlässig sind. Das sorgt nicht nur bei den 22 Teams, die am Start sind, für Anspannung, sondern auch bei den Organisatoren, die auf einen weitestgehend coronafreien Verlauf der Grande Boucle hoffen. Das Letzte, auf das sie hoffen, ist, dass das größte Radrennen der Welt nicht in den Bergen, sondern im Labor entschieden wird.
„Ich denke, dass wir vor diesen Tests nicht nervös sein müssen“, erklärte Jungels am Sonntagabend. „Sicher werden wir am Ende doch froh sein, wenn wir negativ getestet wurden. Aber es liegt nicht in unseren Händen. Wir können nur hoffen, dass alles gut geht und dass jeder hier bleiben darf. Wir müssen froh sein, dass wir hier sein dürfen und dass die Tour stattfindet. Man kann nur an die Menschen appellieren, Masken zu tragen und sich an die Regeln zu halten.“
Bereits am Montag waren die ersten Ergebnisse der deutschen Mannschaft Bora-hansgrohe veröffentlicht worden. Der Betreuerstab, zu dem auch der Luxemburger Dan Lorang gehört, hatte sich am Sonntag testen lassen, die Ergebnisse waren allesamt negativ. Ein Fahrer des deutschen Rennstalls wurde vor den Bretagne Classics am 25. August positiv getestet. Die Mannschaft wurde vom Rennen abgezogen und musste sich in Quarantäne begeben, darunter auch der Luxemburger Jempy Drucker – die Nachtestung des Fahrers, die zwei Tage später stattfand, wies ein negatives Ergebnis aus. „Ich habe nicht nur Bauchschmerzen, bei mir geht es inzwischen in Richtung Magengeschwür. Es werden Entscheidungen anhand von solchen Testergebnissen getroffen, die massiv sind“, sagte Bora-Teamchef Ralph Denk drei Tage vor Beginn der Tour der dpa.
Wie verlässlich sind die Resultate?
Die PCR-Tests – eine Rachenprobe wird auf Virenerbgut getestet – gelten bei korrekter Anwendung in der Regel als sehr zuverlässig. Es ist aber nicht gänzlich ausgeschlossen, dass ein Nichtinfizierter ein positives Ergebnis aufweist. Laut der Hersteller sei die Spezifität inzwischen sehr hoch. Teils von bis zu 99,8 Prozent ist die Rede. Aber eben nicht 100 Prozent. Bora-hansgrohe-Teamchef Ralph Denk beanstandet, dass Entscheidungen ohne Rechtsgrundlage getroffen werden. „Bei einer Dopingkontrolle habe ich immer die Möglichkeit, mich mit einer B-Probe zu entlasten. Wenn ich alkoholisiert Auto fahre und der Atemalkohol schlägt an, habe ich immer noch die Möglichkeit einer Blutentnahme. Das habe ich beim Corona-Test nicht. Ich habe für eine Zweitprobe plädiert, aber man hat mir kein Gehör geschenkt.“ Denk stellt eine einfache mathematische Gleichung auf. „Wenn 99 Tests korrekt sind und einer ist falsch-positiv, dann kann man sich bei der Testerei ausrechnen, wie viele Personen zu Unrecht nach Hause geschickt werden“, sagte er. Übrigens: Dopingkontrollen werden bei der Tour de France auch noch immer entnommen. (dpa)
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