Radsport / Sorglos in die Zukunft: Jempy Drucker über seine Saison und seinen auslaufenden Vertrag
Eigentlich finden Jempy Druckers Lieblingsrennen im Frühjahr statt. In diesem Jahr war es aber anders. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Flandern-Klassiker erst im Oktober ausgetragen. Der Luxemburger war froh, dass die Saison überhaupt stattfinden konnte. Nicht zuletzt, weil sein Vertrag bei Bora-hansgrohe im Dezember ausläuft. Der Radprofi erklärt aber, dass er sich keine Gedanken um seine Zukunft machen muss. Ob er bei Bora verlängert oder aber etwas an den hartnäckigen Gerüchten dran ist, dass er im kommenden Jahr Teamkollege eines anderen Luxemburgers wird, dazu äußert er sich momentan aber noch nicht.
Tageblatt: Die Radsaison wurde im März aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochen. Wie war es anschließend für Sie, wieder am Start zu stehen?
Jempy Drucker: Ich bin Radprofi und von daher ist es immer eine große Freude, am Start eines Rennens zu stehen. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir unserer Arbeit auch in diesen Zeiten nachgehen durften. Demnach ging ich auch jedes Mal mit der Gewissheit an den Start, dass jedes Rennen das letzte hätte sein können.
Und Sie hatten kein komisches Gefühl bei den Rennen?
Zum Teil schon. Es war vieles anders als sonst. Zum einen die Hygienebestimmungen, die wir, wie jeder andere Bürger auch, beachten mussten, dann das regelmäßige Testen vor den Rennen. Aber auch die Kulisse bei den Rennen war ganz anders. Normalerweise tummeln sich die Fans und Journalisten bei den Teambussen. Diese Saison musste man weder viele Interviews fort Ort geben noch Selfies machen oder Autogramme unterschreiben.
Haben Sie das denn eher als angenehm empfunden, dass alles etwas ruhiger war?
Ich bin kein Peter Sagan (lacht). Für mich hat das keinen großen Unterschied gemacht. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass es für Stars, wie eben Sagan, schon angenehmer war.
Nicht nur bei den Bussen haben die Fans gefehlt, auch entlang der Strecke war es recht leer.
Das stimmt. Es macht schon einen Unterschied. Normalerweise stehen bei der Flandern-Rundfahrt hunderttausende von Fans an der Strecke, diesmal blieben die Anstiege leer. Das war ungewohnt, wenngleich man während des Rennens so im Tunnel ist, das man nicht richtig mitbekommt, was am Streckenrand los ist.
Ich kann nur so viel sagen, dass ich mir um meine Zukunft keine Gedanken machen mussRadprofi
Sie haben die Flandern-Rundfahrt angesprochen. Sie lagen bis zum Schluss in aussichtsreicher Position. Dann liefen Sie platt. Wie groß war der Frust?
Der war schon recht groß. Bis dahin hatte ich keinen Fehler gemacht, war immer gut platziert. Bis zu dem Moment, in dem ich plattlief, hatte ich gute Aussichten auf ein gutes Resultat. Es ist diese Art von Rennen, für die ich im Winter schon so hart arbeite. Dass so etwas gerade in einem der größten Klassiker passiert, ist mehr als ärgerlich.
Sie haben sich einige Tage später aber zurückgekauft mit einem 5. Platz bei den Driedaagse Brugge – De Panne …
Ich wusste, dass das Rennen mir liegen würde, und da es das letzte Rennen meiner Saison war, musste ich meine Chance ergreifen. Ich wollte noch einmal zeigen, dass ich gut in Form bin.
Dort wurden Sie kurzzeitig abgehängt und fuhren an der Seite von Stefan Küng, Ihrem ehemaligen Teamkollegen bei BMC, der nun für Groupama – FDJ fährt. Wird man Sie kommende Saison öfters an der Seite des Schweizers sehen?
Bestimmt. Wir fahren beide viele Klassiker und befinden uns somit im gleichen Peloton. Da werden wir sicherlich öfters nebeneinander fahren.
Hartnäckige Gerüchte behaupten, Sie würden im kommenden Jahr auch im gleichen Trikot fahren. In dem Fall würden Sie auch Teamkollege von Kevin Geniets bei Groupama – FDJ werden.
Zu Gerüchten äußere ich mich prinzipiell nicht. Ich kann nur so viel sagen, dass ich mir um meine Zukunft keine Gedanken machen muss, worüber ich sehr glücklich bin. Ich hoffe in den nächsten Tagen oder Wochen Genaueres sagen zu können.
Sie sind mittlerweile 34 Jahre alt. Zu Beginn Ihrer Karriere auf der Straße waren Sie der einzige Luxemburger bei den Flandern-Klassikern. Zuletzt waren gleich fünf luxemburgische Profis bei der Flandern-Rundfahrt am Start. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Es stimmt, in den ersten Jahren meiner Karriere konzentrierten sich die meisten luxemburgischen Radprofis, wie die Schleck-Brüder oder Kim Kirchen, eher auf die Ardennen-Klassiker. Demnach war auch das Interesse hierzulande größer an diesen Rennen. Mittlerweile hat sich die Situation geändert. Alex Kirsch spielt eine wichtige Rolle im Klassiker-Team von Trek, ebenso Kevin Geniets, der diese Rennen nun entdeckt, und auch Bob Jungels hat Geschmack an den Kopfsteinpflastern gefunden. Mich freut diese Entwicklung natürlich.
Niemand weiß, wie es mit der Pandemie weitergehen wird. Wie wird Ihr Winter aussehen?
Ich werde nichts Großartiges an meiner Vorbereitung ändern. Ich versuche, für den Saisonbeginn fit zu sein, und arbeite auf den Omloop Het Nieuwsblad und Kuurne-Brüssel-Kuurne hin.
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