Handball / Rafael 1, Papa 0: Das Zmijewski-Vater-Sohn-Trainerduell in der AXA League
Die Begegnung zwischen Rümelingen und Diekirch am Mittwochabend hatte einen besonderen Reiz. Zum einen ging es um wichtige Punkte im Kampf um den Einzug in die Titelgruppe, zum anderen standen sich Vater und Sohn als Trainer gegenüber. Gregor Zmijewski trainiert die Espérance, sein Sohn Rafael ist Coach beim CHEV.
Die richtigen Worte zu finden, war für Gregor Zmijewski am Mittwochabend einfach. Trotz der 25:30-Niederlage seiner Mannschaft gegen Diekirch war der Trainer der Espérance Rümelingen „stolz“. Einerseits auf sein Team, das zwischendurch deutlich in Rückstand geraten war, in der Folge aber Kampfgeist zeigte und nie aufgab. Andererseits auf seinen Sohn Rafael, der die Mannschaft des Gegners trainiert. Das Ergebnis war in dem Moment also zweitrangig. „Natürlich will man als Sportler nie verlieren, aber ich habe bei meiner Mannschaft Fortschritte gesehen. Sie ist noch jung und der Gegner hatte einfach mehr Erfahrung“, analysierte Gregor die Partie und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: „Der Sieg von meinem Sohn zeigt, dass ich ihm auch auf sportlicher Ebene etwas beigebracht habe.“
Handball ein Dauerthema
Seinem Sohn gönnte er den Erfolg aus vollem Herzen. „Zwischen uns gibt es keine Rivalität. Er macht sein Ding in Diekirch und ich meins in Rümelingen“, sagte Gregor, der während der Begegnung ausblendete, dass der eigene Sohn auf der gegnerischen Trainerbank saß. „Ich habe mich nur auf meine Mannschaft konzentriert und nicht rübergeschaut. Er ist ja auch schon groß, macht einen guten Job und ich muss ihn nicht überwachen“, erklärte er mit einem Lachen: „Aber es war schon ein toller Moment.“
Den Fokus am Mittwochabend hatte auch Rafael komplett auf das Spiel gerichtet. Er wohnt in Mersch, sein Vater in Ettelbrück. Beide fuhren gemeinsam in einem Auto zur Partie nach Rümelingen. Unterwegs wurde dabei aber nicht über das Thema Handball diskutiert. „Wir haben noch einen Kaffee zusammen getrunken, dabei aber nur über private Dinge geredet“, erzählte Rafael.
Es war eine Ausnahme vor dem Trainerduell, denn normalerweise ist Handball in der Familie Zmijewski Dauerthema. „Wir reden ständig darüber. Wir rufen uns nach dem Training an und tauschen uns aus. Handball spielte eigentlich schon immer eine große Rolle bei uns. Ich war vier oder fünf Jahre alt, als ich zu meinem ersten Training ging und bin damit aufgewachsen.“ Rafael schaute dabei immer zu seinem Vater auf. Gregor spielte in seiner aktiven Karriere als Torhüter. In den 1990ern wechselte er nach Luxemburg, um für CHEV Diekirch zu spielen. Später trainierte er die Mannschaft des Klubs, als auch sein Sohn unter ihm auflief. Im Sommer übernahm er dann nach einer Pause das Traineramt in Rümelingen.
Emotionaler Moment
Den Moment, seinem Vater nun als Trainer gegenüberzustehen, beschrieb Rafael als speziell und emotional. Schon mehrere Tage im Voraus war die Vorfreude auf das Aufeinandertreffen spürbar. „Er war immer die Person, mit der ich über Handball gesprochen habe. Er hat mir viel beigebracht und mich immer unterstützt. Alles, was ich über Handball weiß, habe ich von ihm gelernt“, schwärmte Rafael, der bis letztes Jahr als Spieler in Diekirch aktiv war und Mitte der Saison als Trainer für Ivo Ivesic übernahm: „Als ich die Mannschaft letzte Saison übernommen habe, hat mein Vater mir gesagt: ‚Mach das. Du kannst nichts falsch machen.’ Und auch die Diskussionen mit ihm danach haben mir dabei geholfen, das Team aufzubauen.“
Besonders die Coolness bewundert er an seinem Vater: „Er bleibt immer ruhig. Das ist wichtig, dann werden die Spieler auch nicht so schnell nervös. Der gegenseitige Respekt ist einfach spürbar, wenn man ihn als Trainer hat. Er schafft es immer, die Mannschaft auf seine Seite zu ziehen. Das ist eins von vielen Dingen, die ich von ihm gelernt habe.“ Das Erlernte setzte er am Mittwochabend perfekt um. Rafaels Mannschaft war optimal auf Rümelingen abgestimmt. Das Vater-Sohn-Duell entschied er mit 30:25 für sich. Rafaels Mutter und Gregors Frau war derweil nicht beim Spiel der beiden Zmijewskis dabei. „Sie hätte nicht gewusst, wen sie anfeuern soll und hat es deswegen bevorzugt, zu Hause zu bleiben“, so Gregor.
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