BGL Ligue / Rosport-Coach Martin Forkel über drei Niederlagen in Serie: „Es war eine Nachbesprechung, keine Krisensitzung“
Bei der Victoria Rosport ist man trotz einer Serie von drei Niederlagen noch nicht in Panik verfallen. Wie Coach Martin Forkel die Sachlage analysiert und in welchen Neuzugang er besonders viel Hoffnungen steckt: das Interview.
Tageblatt: „Üblicherweise stehen Spieler nach einem Trainerwechsel in der Pflicht.“ Dieses Zitat aus dem Oktober 2022 stammt von Ihnen. Damals mussten Sie mit Rosport gegen die trainerlose Escher Fola antreten. Wie der Zufall es so will, ist es an diesem Wochenende Monnerich. Wie schätzen Sie die Lage diesmal ein?
Martin Forkel: An der Aussage hat sich nichts geändert. Der Trainer ist das schwächste Glied in der Kette. Man weiß jetzt nicht genau, ob es ein Rücktritt war, oder nicht … Auf jeden Fall haben sie noch keinen Trainer vorgestellt. Im Endeffekt ist das aber auch egal. Es sind die Spieler, die auf dem Platz stehen. Die Mannschaft ist gefragt und muss nach sechs Spielen ohne Punkt eine Reaktion zeigen. Es muss was passieren. Wir sind zwar nicht in der gleichen Situation, ohne Punkte dazustehen, aber wir müssen ebenso nach dem vergangenen Wochenende eine Reaktion zeigen. Da treffen am Sonntag also zwei Teams aufeinander, die beide etwas beweisen wollen.
Liegt Rosport im Moment hinter den Erwartungen?
Unser Start war nicht so verkehrt mit zwei Siegen und zwei Niederlagen. Was uns richtig wehgetan hat, war die unnötige Niederlage gegen Petingen am fünften Spieltag. Was das 0:5 gegen Hesperingen vom Sonntag angeht, muss man klar und offen sagen, dass wir bis auf die ersten zehn Minuten an diesem Tag nicht konkurrenzfähig waren. Es ging uns alles viel zu schnell. Hesperingen hatte einen Sahnetag erwischt und da war für uns nichts drin. Wir waren total überfordert. Wir versuchen nicht, das schönzureden. Es stehen jetzt drei Niederlagen am Stück auf dem Konto. Man hat uns deutlich aufgezeigt, an welchen Stellen wir uns verbessern müssen. Wir können das gut einordnen. Am Montag gab es eine Nachbesprechung, aber das war jetzt auch keine Krisensitzung.
Wo sehen Sie denn die aktuellen Baustellen?
Grundsätzlich gilt, dass wir jeden schlagen können, aber dafür müssen auch alle an ihr Limit gehen. Wir haben Hesperingen zu viele Räume überlassen. Vielleicht wurden die in der Vergangenheit nicht so genutzt, aber bei so einem qualitativ starken Gegner wurde uns das zum Verhängnis. Das ist etwas, an dem wir gearbeitet haben. Unabhängig vom Duell gegen den Swift wollen wir auch weiterhin unser Spiel in Ballbesitzphasen verbessern. Es war uns bewusst, dass wir nach den Abgängen im Sommer in der Offensive viel Torgefahr verloren haben. Wir haben bislang nur vier Tore gemacht und auch in keinem Spiel mehr als einmal getroffen …
Sie haben im Sommer einen neuen Vertrag bei der Victoria unterschrieben. Wie viel Potenzial steckt denn in der Mannschaft und was wollen Sie aus dem Kader herausholen?
Ich hatte das Gefühl, nach der guten Saison, dass es noch nicht perfekt wäre und wir noch einen Schritt machen könnten. Es gab dann allerdings diese Transfers, die das Bild etwas trübten. Nicht, weil der Verein geschlafen hat. Bei El Idrissi waren die Gründe sportlicher und finanzieller Natur – da können wir nicht mithalten. Bei Redekop war es etwas Privates, bei Spruds des Berufes wegen. Das sind krasse Abgänge, die kompensiert werden mussten. Die Herausforderung besteht jetzt darin, wieder zu der Form zu finden, die wir in der vergangenen Saison erreicht hatten. Die Truppe hat einen guten Charakter, da macht es Spaß, jeden Tag auf dem Platz zu stehen.
Wenn man sich die Einsatzzeiten und Statistiken der Neuzugänge anschaut, haben diese noch nicht eingeschlagen. In wen setzen Sie die größten Hoffnungen?
Patrice Kabuya, unsere zweitletzte Verstärkung, kommt aus einer längeren Verletzung. Es braucht noch Zeit und wir wollen ihn aufbauen, damit er zu seiner Stärke zurückkommt. Mit Julian Markvoort haben wir einen Niederländer geholt, der in der Regionalliga zwar nicht so viel Einsatzzeit hatte, aber bei uns einen guten Eindruck im Probetraining hinterlassen hat. Ihn müssen wir noch dahin bringen, dass er unser Spiel versteht. Er macht Fortschritte. Janik Faldey müssen wir Zeit geben, sich an das Niveau zu gewöhnen. Das ist eher ein Transfer für die Zukunft. Jesse Sierck war die letzte Verpflichtung für die Abwehr. Von ihm erhoffen wir uns sehr viel. Gegen Hesperingen stand er zum ersten Mal in der Startelf. Wir haben lange gebraucht, bis der Kader stand. Das hat die ganze Situation erschwert. Jetzt müssen wir das Ganze aufeinander abstimmen.
In welcher Tabellenregion kann man Rosport in dieser Saison einstufen?
Es ist immer schwierig, Prognosen zu machen. Dieses Jahr ist die Liga in drei Regionen eingeteilt: die Top vier und dahinter die Teams, die das Potenzial haben, um die europäischen Plätze mitzuspielen. Unser Ziel ist es, den Abstand nach unten so schnell wie möglich groß zu gestalten. Mein Anspruch ist es, die letzte Saison mit 44 Punkten zu bestätigen. Wenn wir es schaffen, in die Region zu kommen, wäre das top.
Wie lange nagt man daran, die Europapokalteilnahme so knapp verpasst zu haben?
Das Thema wurde ja erst zwei Spieltage vor Schluss akut, weil zwei Vereine ihre Hausaufgaben nicht gemacht hatten. In meiner ersten Saison hatten wir den Klassenerhalt am 28. Spieltag gesichert. Danach gab es zwei Niederlagen. Das hatte mir nicht gefallen. Diesmal gab es durch die angesprochene Situation aber wieder sehr viel Spannung im Mai und wir haben unseren Job erledigt und die beiden Spiele gewonnen. Dass es im Endeffekt ein einziges Tor war, das den Ausschlag gegeben hat, ist extrem bitter – aber nicht so, dass es schmerzt. Das eine Tor sollte nicht die gute Saison überschatten.
Wie gingen die Spieler damit um?
Das Gespräch gab es sofort nach dem Spiel gegen Mersch. Ich habe ihnen gratuliert und gesagt, dass wir die Qualifikation nicht am letzten Spieltag verpasst haben. Jeder sollte stolz sein und nicht mit einem negativen Gefühl in die Pause gehen.
Wie verarbeitet man eine 0:5-Niederlage am besten?
Ich brauche generell 24 Stunden, um das aus dem Kopf zu bekommen. Fünf Stück ist heftig. Wenn man das Spiel Revue passieren lässt, war an dem Tag nicht mehr drin. Wir hätten nach ein paar Minuten in Führung gehen können, doch danach waren wir raus. Ich habe die Jungs in Individualanalysen in der Woche immer wieder zu mir geholt und ihnen Bilder gezeigt. Man muss ihnen Lösungen bieten. Die Spieler sind sehr reflektiert. Sie waren enttäuscht, aber es muss wieder aus den Köpfen raus. Am Dienstag war das aus dem Kopf, jetzt zählen nur noch die drei Punkte gegen Monnerich.
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