Leichtathletik / Ruben Querinjean nach seiner Olympia-Premiere: „Vor vier Jahren war ich ein Niemand“
Brot, Eier und extrem viel Kaffee: Ruben Querinjean plauderte nach seiner Olympia-Premiere sein Geheimnis bezüglich der Energiezufuhr vor einem Start aus. Die Vorbereitung lief insgesamt hervorragend, doch mit seinem Rennen war der 22-Jährige nicht so ganz zufrieden – denn ein Moment der Unachtsamkeit kostete ihn eine bessere Platzierung. Um eine wichtige Erfahrung reicher, soll es in vier Jahren anders laufen.
Mit Soufiane El Bakkali (MAR) stand Ruben Querinjean am Montagabend in seinem Vorlauf neben dem absoluten Branchenprimus des 3.000-m-Hindernislaufs an der Startlinie. Dieser hatte als einziger der Teilnehmer eine Bestzeit unter acht Minuten aufzuweisen. Auch der Weltranglistenfünfte Amos Serem aus Kenia sowie Getnet Wale aus Äthiopien (WRL-7.) gehörten zu den großen Favoriten des ersten Vorlaufs. Doch Rekorde der Konkurrenten sind eben nicht das einzige Kriterium, was in Hürdenrennen den Ausschlag geben kann. Vielmehr gehört auch eine Portion Glück dazu, um unbeschadet durch das Gedränge und die Rempeleien zu kommen.
Ein Platz fünf unter den zwölf Konkurrenten hätte dem Luxemburger das Finale beschert. Mit einer Zeit von 8:27,97 Minuten war er unter seiner Bestzeit vom vergangenen Monat geblieben – und schied als Neunter aus. „Ich habe deshalb auch gemischte Gefühle. Wir waren die unterschiedlichen Szenarien im Vorfeld durchgegangen. Es kommt oft vor, dass das Feld auseinanderreißt. Ich war darauf vorbereitet, aber ich habe es trotzdem nicht kommen sehen. Wir waren eigentlich sehr langsam unterwegs. Nach 1.000 Metern wurde es schneller – und um es zu sagen, wie es ist: Wie ein Blödmann habe ich es nicht mitbekommen. Ich denke, dass die Beine da waren, um mit der ersten Gruppe mitzuhalten. Es war eine Unachtsamkeit.“ Nach einem guten Start hatte sich der FLA-Athlet gleich auf der Innenbahn platziert, musste die Konkurrenz aber vorbeiziehen lassen. Als vorne Tempo gemacht wurde, befand sich Querinjean zu weit hinten, um die Lücke noch zu schließen.
Die Besonderheit des Hindernis-Parcours: Es braucht Strategie, Ausdauer und Schnelligkeit. Pro Stadionrunde mussten jeweils vier 91,44 Zentimeter hohe Hürden überwunden werden. Zudem wartete in jeder Runde das 3,66 Meter lange Wasserbecken auf die Läufer. Die Achtergruppe hatte sich abgesetzt und so verbrachte der Luxemburger den Rest des Rennens auf sich alleine gestellt. „Da wir am Anfang so langsam unterwegs haben, habe ich den Fuß auf die Hindernisse aufgesetzt. Meist wird nämlich kurz davor stark abgebremst. So konnte ich diese Energie sparen. Das hat mich vielleicht aber irgendwie in meinem Tempo eingeschläfert … Es war mir auch nicht bewusst, dass ich alleine unterwegs war. Diesen Reflex, auf den Bildschirm zu schauen, habe ich noch nicht wirklich.“
„Stolz, hier zu sein“
Vorwürfe machen will sich der 1,93-m-Mann aber nicht. „Ich hatte mir nicht unbedingt einen Platz als Ziel gesetzt, vielmehr wollte ich eigentlich bis zum Schluss vorne dabei sein. Ich hätte es jedenfalls sein können, wenn man sich die Zeiten anschaut. Ich bin aber noch jung und brauche nichts zu bereuen. Ich weiß, was der Fehler war und muss es nächstes Mal besser machen.“ In Paris hat er definitiv Blut geleckt. Querinjean wird nun erst einmal ein paar Urlaubstage genießen und sich dann wieder seiner zweiten großen Leidenschaft widmen: den Cross-Rennen. „Das hat mir gefehlt. Mental war diese lange Saison anstrengend, deshalb freue ich mich jetzt auf eine Pause. Zudem werde ich im Winter noch weiter an den Sprüngen über die Hindernisse arbeiten müssen, um nächste Saison stärker zurückzukommen.“
Die vielen Eindrücke, die er gesammelt hat, werden ihm definitiv helfen, bei seiner nächsten Wunschstation – Los Angeles – mit anderen Bedingungen antreten zu können. Einen Moment lang plagten ihn die Zweifel, ob es die richtige Entscheidung war, erst so spät ins olympische Dorf eingezogen zu sein. Das fremde Bett, die vielen Sportler und der ungewohnte Alltag bereiteten ihm einige Sorgen. Letztlich war er froh, erst am Freitag in Paris angekommen zu sein.
Sportlich hat Querinjean die Momentaufnahme im Stade de France jedenfalls genossen. „Für eine Premiere war das einfach nur unbeschreiblich. Es war schon ungewöhnlich, zuzuhören, wie laut es wird, wenn Armand Duplantis ein Stadion betritt. Als ich die Ziellinie überquert hatte, hob ich den Kopf, um mich umzuschauen. Ich wollte von der Erfahrung in so einem riesigen Stadion profitieren. Und eins steht fest: Ich will in vier Jahren mit besseren Karten antreten. Vor vier Jahren war ich noch ein Niemand …“ Er fügte hinzu: „Ich bin sehr stolz, hier zu sein. Ich hatte schon alles gewonnen, als ich mich qualifizierte.“
Für eine ruhige Nacht reichte diese Einstellung am Ende aber nicht: „Ich werde nicht schlafen können. Vor meinen Rennen trinke ich unheimlich viel Kaffee. Ich weiß also jetzt schon, dass ich um vier Uhr noch hellwach sein werde“, schloss er mit einem Lachen ab.
So schmeckt das Essen im Dorf wirklich
In den vergangenen Tagen gab es immer wieder Berichte über Athleten, die nicht zufrieden mit dem kulinarischen Angebot im olympischen Dorf waren. Für Ruben Querinjean, der kein Fan des Brots war, gibt es für jedes Problem eine Lösung: „Ich esse immer Brot vor meinen Rennen. Deshalb war ich noch beim Bäcker im olympischen Dorf. Das Brot in der Kantine ist nämlich zu trocken. Es ist, als würde man in Croutons beißen.“ Nachvollziehen, dass man sich über die vielfältige Nahrung beschwert, kann er nicht: „Es gibt wirklich eine riesige Auswahl und alles, was man braucht, um es notfalls mit Gewürzen zu verfeinern. Wem es nicht schmeckt, der sollte einfach selbst kochen. Weißer Reis ist nie gut, das ist hier nicht anders. Ich finde das Essen wirklich gut, wenn man bedenkt, welche Quantitäten zubereitet werden.“
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