Fußball-Europameisterschaft / Schmeichel gegen Deutschland: Erst der Vater, jetzt der Sohn?
Vor 32 Jahren ließ Peter Schmeichel sensationell die deutschen EM-Titelträume platzen. Sein Sohn Kasper will es ihm nun gleichtun.
Mit einem verschmitzten Grinsen stemmte der kleine Kasper Schmeichel den EM-Pokal in die Luft. Er war zehn Jahre alt, als er die Trophäe 1996 zu Ehren des damaligen Titelverteidigers Dänemark gemeinsam mit Brian Laudrup, Sohn von Weltstar Michael, vor dem Start der EM in England im Wembley-Stadion präsentieren durfte. Sein Vater Peter hatte den Pokal vier Jahre zuvor sensationell gegen Deutschland gewonnen. Kasper könnte es ihm im Achtelfinale in Dortmund, einer Neuauflage des EM-Endspiels von 1992, nun gleichtun und deutsche Titelträume platzen lassen.
Wie der Vater, so steht auch der Sohn im dänischen Tor, 32 Jahre und drei Tage nach der Sensation von Göteborg will er die DFB-Elf ähnlich zur Weißglut treiben, wie es Schmeichel Senior tat. Im ikonisch bunten Sechskant-Trikot glänzte der damals 28-Jährige mit außergewöhnlichen Paraden gegen Klinsmann und Co. – und polarisierte mit Zeitspiel: 19-mal spielten die Dänen den Ball zu ihm zurück. Sie siegten mit Laissez-faire-Spirit, aber auch deshalb, weil die Treffer zum 2:0-Triumph von John „Faxe“ Jensen und Kim Vilfort wegen Foul- und Handspiels wohl irregulär waren.
Und heute? Die Rückpassregel ist längst eingeführt, der VAR nicht mehr wegzudenken und auch der Spirit im deutschen Team ist deutlich befreiter, ja losgelöster als 1992. Was bleibt, ist die Konstante Schmeichel. Die heutige Nummer eins forderte auf Instagram: „Lasst uns die dänische Party nach Dortmund verlegen.“ Es wird nicht zuletzt auf ihn ankommen, wie vor 32 Jahren auf seinen Vater, über Jahre hinweg der Rückhalt auch bei Manchester United.
Füllt der mittlerweile 37 Jahre alte Kasper nun endgültig die schier riesigen Torwarthandschuhe seines Vaters aus? Will er gar nicht. Er geht längst seinen eigenen Weg. Spätestens mit dem Gewinn der englischen Meisterschaft mit Leicester City 2016 hat er bewiesen, für eigene Sensationen gut zu sein. Als starker Charakter ist er ein „ganz eigener Schmeichel“, wie die dänische Tageszeitung B.T. 2021 vor dem dänischen Halbfinale titelte.
„Mein Nachname war definitiv keine Hilfe“, sagte Kasper selbst einmal der BBC. Vater Peter beteuerte: „Er ist an jeder Kreuzung mit mir verglichen worden. Das ist wirklich unfair.“ Als Kaspers Profi-Karriere Formen annahm, machte er seinem Vater klar, was er von ihm brauche. „Ich fragte ihn, welche Rolle ich für ihn spielen soll. Agent? Berater? Er antwortete: Ich will, dass du mein Vater bist“, schilderte Peter Schmeichel das wegweisende Gespräch.
Seither begleitet er seinen Sohn, ist regelmäßig im Stadion. Als TV-Experte scheut er aber auch nicht davor zurück die Leistungen seines Sohn zu beurteilen. Zuletzt kam es gar zum Live-Interview. Peter Schmeichel, als Reporter für den US-Sender Fox News tätig, umarmte Kasper nach dem 1:1 gegen England vor laufender Kamera stolzerfüllt. Im Gegenzug überließ ihm Kasper sein verschwitztes Trikot.
Auch am Samstag wird er Kasper ganz genau beobachten. Die Umarmung eines stolzen Vaters scheint gewiss – fraglich bleibt nur: Muss er trösten oder wird er mitfeiern?
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