Sportler und ihre Tattoos / Simba, die „Gëlle Fra“, Kunst von Ed Sheerans Tätowierer und viele mehr
Im weltweiten Spitzensport sind Tattoos gang und gäbe. Die größten Sportgrößen der Welt wie Basketballspieler LeBron James, Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton oder Fußballer Lionel Messi schmücken ihre Körper mit diesen Malereien. In Luxemburg findet man diesbezüglich auch genug Beispiele. Das Tageblatt hat bei mehreren einheimischen Sportlern nachgefragt, was es mit ihren Tattoos auf sich hat.
Basketballspieler Alex Rodenbourg und Joé Kalmes: Wie die „großen“ NBA-Stars
Früher haben die damaligen Basketballstars Dennis Rodman und Allen Iverson mit ihrer Körperkunst einen wahren Tattoo-Boom in der NBA ausgelöst. Mittlerweile sorgen diese Hautbemalungen im Basketball für kein Aufsehen mehr und sind in dieser Sportart weit verbreitet. Dies ist auch in Luxemburg nicht anders, wo neben vielen US-amerikanischen Profispielern auch so mancher einheimischer Basketballer eine oder mehrere Tätowierungen hat. Zwei von ihnen sind Alex Rodenbourg und Joé Kalmes.
Rodenbourg hat sich im Alter von 19 Jahren sein erstes Tattoo stechen lassen. „Ich habe es an sich immer ganz cool gefunden“, verrät der Center-Spieler von Basket Esch. Er sollte aber nicht nur bei diesem einen bleiben: Mittlerweile schmücken zehn Motive, Symbole und Sprüche seinen gesamten Körper. Jeder dieser Bemalungen hat eine besondere Bedeutung und stellt den Menschen Rodenbourg dar. „Jedes meiner Tattoos hat seine Geschichte. Ich verbinde mit ihnen Erinnerungen, die mich geprägt haben oder mich interessieren. Bilder aus der griechischen Mythologie sind aber auch dabei“, gesteht er. Der Großteil seiner künstlerischen Eingravierungen hat mit Familie oder Freunden zu tun. „Mit meinem Teamkollegen Pit Biever habe ich ein gemeinsames Tattoo, ebenso mit unserem ehemaligen US-Profispieler Jordan Hicks“, verrät der 28-Jährige.
Kalmes hat hingegen „nur“ seinen ganzen linken Arm voller Tätowierungen. Ein Lebensbaum, Justitia (die Göttin der Gerechtigkeit), eine Uhr, ein Kompass, ein Gladiator mit einem Löwen, eine Hand mit dem Spruch „all men must serve, all men must die“ und die „Gëlle Fra“ formen ein sogenanntes Sleeve-Tattoo. Davon spricht man, wenn ein Arm komplett mit Tätowierungen bedeckt ist. „Als ich bis damit anfing, wollte ich immer mehr. Es sind alles Motive, die mir sehr gut gefielen. Der Lebensbaum steht für die Familie, Justitia für meinen Beruf und der Gladiator für meine Einstellung auf dem Spielfeld“, erklärt der Musel-Pikes-Spieler. Nur nach heißen Duellen unter dem Basketballkorb wirft er gerne schnell einen Blick darauf: „Es könnte ja sein, dass Kratzspuren eins meiner Motive verunstaltet haben.“
Schwimmer Julien Henx: „Tattoos sehe ich als meine Kleidung an”
Julien Henx’ erstes Tattoo liegt schon fast drei Jahre zurück. Nach der Schwimm-WM im Sommer 2017 in Budapest prangte ein Maori-Motiv auf dem Bizeps des Schwimmers. „Eigentlich wollte ich mir die olympischen Ringe tätowieren lassen. Doch nach der verpassten Qualifikation für Rio wollte ich nicht mehr so lange auf die nächsten Olympischen Spiele warten“, erzählt der 24-Jährige.
Die Idee, sich Tattoos stechen zu lassen, hatte er eigentlich schon als Jugendlicher. Doch seine Mutter war nicht so sehr von seinen Absichten überzeugt. Mittlerweile hat sie sich daran gewöhnt, sagt Henx. In der Zwischenzeit sind viele weitere hinzugekommen. „Schon als Kind habe ich Tattoos schön gefunden. Es ist etwas, das auffällt“, sagt er. Doch was für ihn eigentlich noch viel wichtiger ist, sind die ganzen Erinnerungen an besondere Momente. „Sie spiegeln das wider, was ich erlebt habe. Das entspricht auch der Philosophie der Maori.“
Sein linker Arm und sein linkes Bein haben mittlerweile ganz schön viel Farbe bekommen. Keines der Tattoos hat er sich in Luxemburg stechen lassen. In Großbritannien ließ er sich die Arme tätowieren, in Frankreich, genauer gesagt in Bordeaux, die Beine. Für Henx stellt die Kunst auf den zwei Körperteilen verschiedene Aspekte seiner Lebensgeschichte dar. Die Tattoos auf den Armen stehen für den Schwimmer Henx, die auf den Beinen für seinen Lebenslauf. So sind auf seinem Arm unter anderem die Motive eines Krokodils und eines weißen Hais zu finden. „Das Element Wasser spielt in meiner Sportart verständlicherweise eine wichtige Rolle“, sagt er. Der Großteil des Tattoos spiegeln aber die Reflexionen des Wassers durch die Sonne wider. „Dieser Anblick ist für mich als Schwimmer einfach etwas Wunderschönes. Es ist wohl die Tätowierung, die mir am besten gefällt.“
Doch die Geschichte, die hinter diesem Tattoo, steckt, hat es auf jeden Fall in sich. Er musste insgesamt sieben Monate warten, um beim Tätowierer seiner Wahl einen Termin zu bekommen. Als es endlich so weit war, war er zwei Tage lang während mehrerer Stunden bei ihm. „Ich habe sogar bei ihm übernachtet“, erzählt der COSL-Elitesportler. Doch nicht nur Henx gehört zur Kundschaft des Künstlers. Mehrere internationale Stars haben sich schon bei Andrew Radford blicken lassen. „Der britische Starsänger Ed Sheeran und auch der mehrfache Schwimm-Weltmeister Adam Peaty haben sich schon Tattoos bei ihm machen lassen“, sagt der Luxemburger.
Mit seiner bisherigen Körperkunst ist der 24-Jährige mehr als zufrieden. Seinen Tattoos lassen ihn nämlich auch unter der Konkurrenz hervorstechen. „Auf den Startbahnen sehen viele Schwimmer wegen der Schwimmbrille, der -kappe und der -hose ähnlich aus. Aufgrund der Tätowierungen erkennt man einen Unterschied. Man kommt somit vielleicht auch etwas aggressiver auf seine Konkurrenten rüber“, erklärt der FLNS-Athlet, der die Tattoos noch aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. „In den meisten Sportarten tragen die Athleten Outfits am Oberkörper, wir nicht. So sehe ich die Tattoos sozusagen als meine Kleidung an.“
Volleyballspieler Matthias Cloot: „Bin es gewohnt, angestarrt zu werden”
Matthias Cloot fällt auf. Nicht nur wegen seiner Statur. Der Körper des 1,96 m großen Volleyballers ist nämlich ein wahres Kunstwerk. Ob Bauch, Rücken, Hals, Hände oder Beine, alles ist voll mit Tattoos. Die Schulterblätter waren als Erstes dran. Damals war Cloot 18 Jahre alt. Danach kamen langsam, aber sicher Motive an weiteren Stellen des Körpers hinzu, bis nur noch Hände und Hals frei waren. „Schritt für Schritt wurden es mehr. Als ich mir auch Tattoos an diesen Stellen stechen ließ, ging ich ‚all in’“, sagt der 34-Jährige.
Dass die Reaktionen nicht ausbleiben, versteht sich fast von selbst. Es vergeht eigentlich kein Tag, an dem die Leute nicht auf Cloots Erscheinungsbild reagieren. „Vor allem, wenn ich im T-Shirt herumlaufe, starrt mich fast jeder an. Aber daran habe ich mich mittlerweile gewohnt“, sagt er.
Wenn Cloot, der ebenfalls der luxemburgischen Nationalmannschaft im Beachvolleyball angehört, oben ohne unterwegs ist, dann kann jeder sein buntes Sammelsurium an Tätowierungen bestaunen. Er hat oft Motive gewählt, die in einer bestimmten Periode seines Lebens entstanden sind. „Ich habe eine Zeit lang in Thailand gelebt. Aus diesem Grund habe ich in den Umrissen eines Sargs teilweise die Landschaft abgebildet, in der ich mich aufhielt“, erzählt Cloot.
Doch mit seinen Tattoos verbindet er auch viele persönliche Erinnerungen. Die Ringe auf dem Arm sind seinem Großvater und einem Trainer gewidmet, die nicht mehr unter uns weilen. Wahre Herzensangelegenheiten also. „Ich lasse mir kein Tattoo einfach so aus Langweile stechen“, betont er.
Unter seinen unzähligen Motiven befinden sich auch welche, die den Sportler Cloot auszeichnen. Eine Beachvolleyballspielerin, ein Gewichtheber und ein Boxer passen perfekt zu seinen Sportleidenschaften. Neben dem Volleyball macht er nämlich auch gerne Kampfsport.
Wie viel Zeit er schon in einem Tattoostudio verbracht hat, kann er nur schwer einschätzen. Häufig dauern die Termine sieben bis acht Stunden. „Ich würde sagen, dass ich in meinem ganzen Leben schon zwei komplette Wochen meinen Tattoos gewidmet habe“, schätzt der 34-Jährige. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass der Spieler des Escher Volleyball Club mit seinem Tätowierer Wilson Oliveira ein gutes Verhältnis pflegt. In Luxemburg lässt er keinen anderen als seinen Kumpel ran. „Mittlerweile hat sich daraus eine wahre Freundschaft entwickelt“, sagt Cloot, der seinem Kollegen in dieser Angelegenheit blind vertraut. „Wenn er es verbockt, bekommt man den ganzen Kram nicht mehr so schnell weg“, witzelt er.
Dem Beruf des Tätowierers zollt der Sportler einen Riesen-Respekt. Selbst hat er es auch ein paar Mal versucht, dies nicht immer mit dem gewünschten Erfolg. Deshalb lässt der 34-Jährige gerne wieder bei seinem nächsten Projekt den Profi ran.
Handballspieler Mikel Molitor: Sport, Heimat und Familie
Handball und Familie – das sind zwei der wichtigsten Dinge im Leben von Mikel Molitor. Es versteht sich deshalb fast von selbst, dass die vier Tattoos des HB-Düdelingen-Spielers mit diesen zwei Begriffen verbunden sind. Sein erstes Tattoo, das er 2015 bekommen hat, ist seiner Schwester gewidmet. Der 27-Jährige hat sich ihr Geburtsdatum in römischen Zahlen stechen lassen. „Ich bin ihr für vieles sehr dankbar. Sie ist für mich die wichtigste Person in meinem Leben“, sagt er.
Ähnlich ist das Verhältnis zu seiner Nichte. Der Stern ist ihr gemeinsames Symbol. „Als Kind hat sie immer gerne Sterne gemalt. Und ich nenne sie meistens so“, verrät er. Doch nicht nur seine Schwester und seine Nichte haben es in Tattoo-Form auf den Körper von Molitor geschafft, sondern die ganze Familie Molitor trägt er sozusagen immer bei sich. Auf dem linken Arm erkennt man den Düdelinger Wasserturm, der für seine Heimat steht. Doch das Besondere daran ist, dass rund um dieses Bauwerks die Anfangsbuchstaben des Namens seines Vaters, seiner Mutter, seiner Schwester und von ihm selbst zu finden sind. „So konnte ich meine Heimatstadt Düdelingen und meine Familie miteinander verbinden“, sagt er.
Der Handball spielt aber auch eine große Rolle im Hause Molitor. Schon im Alter von fünf Jahren ging der Außenbahnspieler dieser Sportart nach. Egal, ob er beim HB Käerjeng oder beim HBD auf Torejagd ging, die Rücknummer 20 war sein stetiger Begleiter. Es ist somit nicht verwunderlich, dass er sich diese Zahl auf seinen Finger hat stechen lassen. „Meine Tattoos passen einfach zu hundert Prozent zu mir als Mensch und Sportler“, sagt er.
Fußballerin Jessica Berscheid: „Will in Zukunft meine Liebe zum Sport ausdrücken können“
Die Liebe zum Körperschmuck macht auch vor der Damenwelt nicht halt. „Ich habe immer mehr Gegenspielerinnen mit Tätowierungen an den Armen gesehen. Ich glaube, an dieser Körperstelle sind sie extrem beliebt“, sagt Fußballspielerin Jessica Berscheid. Sie selbst hat mittlerweile fünf Motive quer über den Körper verteilt. Schon mit 17, also schon vor ihrer Volljährigkeit, ließ sie sich ihr erstes Tattoo stechen. „Meine Eltern waren damit einverstanden und haben mir dieses in Tunesien geschenkt“, erinnert sich die FLF-Nationalspielerin.
Es war eine Friedenstaube am rechten Handgelenk. Eine besondere Bedeutung hatte dies nicht. „Ich war einfach nur froh, eines zu haben“, sagt die Sportlerin. Danach kam eine Klatschmohnblume am rechten Arm dazu, die sie an ihre verstorbene Großmutter erinnern soll. Allgemein entscheidet sie sich ab diesem Zeitpunkt nur noch für Tattoos, die eine Bedeutung für sie haben. Simba aus dem „König der Löwen“ mit dem Spruch „remember who you are” (auf Deutsch: Erinner dich, wer du bist) ist ein Beispiel dafür. Damit verbindet sie ihre Kindheitserinnerungen. Ihren Schäferhund trägt sie in Mandala-Version ebenfalls immer bei sich.
Ihr persönlich wichtigstes Tattoo schmückt aber einen großen Teil ihres Rückens. Es lässt gleiche mehrere Interpretationen zu. „Zum einen stellt es die vier Jahreszeiten dar, zum anderen die guten und schlechten Zeiten und Seiten eines Menschen“, erklärt die Abwehrspielerin des FC Bitburg.
Was sie bisher aber noch vermisst: ein Motiv, das ihr Leidenschaft zum Fußball widerspiegelt. Das steht aber auf jeden Fall auf dem Programm, wie die 22-Jährige verrät: „Ich werde mir sicher etwas Besonderes einfallen lassen, um meine Liebe zum Sport und zum Fußball ausdrücken zu können.“
Trail-Spezialist Sven Remakel:„Finde einen bemalten Körper einfach schön”
Sven Remakel liebt das Extreme. Der 30-Jährige ist hierzulande bestens bekannt, sich den ultimativen Läufen – auch solchen von über gut 110 km – zu stellen. Extrem mögen so manchem auch seine Tattoos erscheinen. 15 Stück hat er insgesamt. Sein erstes ließ er sich im Alter von 18 Jahren anfertigen: Skelette, die rund um das linke Bein verteilt sind. Warum die Wahl gerade auf dieses Motiv fiel, hatte keinen besonderen Grund. „Mir gefiel es einfach. Viele meiner Kollegen waren stark tätowiert. Deshalb habe ich mir auch eins stechen lassen“, erinnert sich der Sportler zurück.
Viele seiner Tätowierungen sind Totenköpfe. Bestimmte Erinnerungen oder Bedeutungen – wie das bei vielen anderen Leuten der Fall ist – verbindet er nicht mit seinen Motiven. „Ich finde den bemalten Körper einfach schön”, gesteht der Athlet des CA Düdelingen.
Seit nun mehr als sechs Jahren ist jedoch kein weiteres Tattoo hinzugekommen. Das hat auch einen triftigen Grund. Im Jahr 2014 nahm der 30-Jährige einen kompletten Sinneswandel vor. Alkohol und Feiern waren bis zu jenem Moment nämlich ein großer Bestandteil seines Lebens gewesen. „Meine Tattoos sind in einer Zeit entstanden, bevor ich wieder mit dem Sport angefangen habe. Aus diesem Grund haben sie auch nichts mit meinen sportlichen Interessen auf sich. Doch sie passen zu meinem Lebensweg, der mich wieder zum Sport geführt hat“, erklärt der Trail-Spezialist.
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