Turnen / Simone Biles: Die Dämonen besiegt, die Arena verzaubert
2021 verließ Simone Biles die olympische Bühne wegen psychischer Probleme. Jetzt ist die Turnkönigin zurück – und liefert wieder die große Show.
Nach ihrem Abgang am Stufenbarren war da nur noch pure Freude. Simone Biles winkte ins Publikum, warf ihren Fans Kusshände zu, dann folgte der vergnügte „chest bump“ mit Teamkollegin Jordan Chiles. Von den VIP-Plätzen verfolgten Tom Cruise, Snoop Dogg oder John Legend das Spektakel in der Turnmanege der Bercy Arena in Paris. Es war die ganz große Show – und das, obwohl noch gar keine Medaillen vergeben wurden.
Die schauspielende und singende Prominenz hatte sich die Rückkehr eines der größten Stars der Olympischen Spiele 2024 nicht entgehen lassen wollen. Bei der Qualifikation der Turnerinnen präsentierte sich Biles stark, einzig am Stufenbarren wird sie das Einzelfinale wohl verpassen. Selbst von einer beim Aufwärmen zugezogenen Verletzung am linken Fuß ließ sich die 27-Jährige nicht wesentlich beirren. Die Show gehörte ihr, nur ihr.
Simone Biles ist zurück auf der olympischen Bühne. Jene Bühne, die sie vor drei Jahren unter seelischen Schmerzen verlassen hatte. Gequält von inneren „Dämonen“, wie sie damals sagte. Bei den Corona-Spielen 2021 in Tokio hatte Biles ein weiteres goldenes Kapitel schreiben wollen, nachdem sie sich fünf Jahre zuvor in Rio zur vierfachen Olympiasiegerin gekrönt hatte. Dann aber verlor sie beim Sprung die Orientierung in der Luft. Alle Sicherheit war weg. Sie brach den Teamwettkampf ab und verzichtete auf fast alle Einzelfinals.
„Für uns und niemanden sonst“
„Ich habe gerade nicht das gewohnte Vertrauen in mich“, sagte sie damals. „Wir sind nicht nur Entertainer, wir sind Menschen. Aber als Athleten verlieren wir manchmal den Kontakt zu unseren Gefühlen.“ Die nur 1,42 m große Athletin, sie schien wie erschlagen von der Wucht des Drucks, der auf ihr lastete. Danach nahm Biles, die in ihrer Karriere 30 WM-Medaillen gewonnen hat, zwei Jahre lang nicht mehr an Wettkämpfen teil. Sie brauchte die Zeit zum Genesen. Schließlich hatten die Dämonen, von denen sie gesprochen hatte, zuvor jahrelang ihr Unwesen getrieben. Biles war einst wie Hunderte ihrer Mitstreiterinnen von US-Sportarzt Larry Nassar missbraucht wurde.
„Dieses Mal machen wir es für uns und für niemanden sonst“, kündigte Biles vor den Spielen in Paris an. Die Liebesbekundungen des Publikums genoss sie bei der Quali am Sonntag sichtlich. Junge Athletinnen wird Megastar Biles weiter nacheifern – so wie Abertausende Turnerinnen auf der ganzen Welt. Am Dienstag schon gibt es weiteren Anschauungsunterricht – dann geht die Biles-Show im Mannschaftsfinale in die nächste Runde.
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