Transfermarkt / Sommerschlussverkauf mit vollen Schaufenstern
Noch drei Tage ist das Transferfenster geöffnet. Die Top-Klubs suchen in diesem Sommer kaum noch Verstärkungen, sondern vor allem Abnehmer.
Die Londoner Schaufenster sind voll – doch geeignete Käufer für seine Auslaufmodelle sucht der FC Chelsea im Sommerschlussverkauf bislang vergebens. Dabei platzt der Kader des englischen Klubs aus allen Nähten, die Offensiv-Stars Romelu Lukaku und Raheem Sterling erhielten erst gar keine Rückennummer. Zahlreiche Spieler wollen die Blues auf den letzten Drücker noch loswerden. Aber an wen?
Denn die internationalen Schwergewichte wollen ihre Kader eigentlich nur noch verschlanken. Der FC Barcelona beispielsweise ist froh, Top-Transfer Dani Olmo durch eine Sonderklausel endlich registriert zu haben. Dafür benötigte es den Verkauf von Ilkay Gündogan und eine Verletzung von Andreas Christensen. Der ewige Rivale Real Madrid ist mit seinem Kader voller Top-Stars ebenfalls am Limit.
Auch beim FC Liverpool oder dem FC Arsenal hält man sich bislang noch zurück, und die unerschöpflichen Geldreserven bei Manchester City wurden ausnahmsweise mit einem Transferplus von bislang 91 Millionen Euro gar weiter aufgefüllt, statt angezapft. Apropos unerschöpfliche Reserven: Auch aus Saudi-Arabien flossen bislang lediglich gut 200 Millionen Euro in den Markt, statt wie im Vorjahr rund 900 Millionen Euro.
In der Bundesliga scheinen die Top-Klubs ebenfalls kurz vor Schließung des Transferfensters am Freitag nicht mehr unbedingt nachlegen zu wollen. So zeigte sich Sportdirektor Sebastian Kehl auf der Zugangsseite von Borussia Dortmund „sehr zufrieden mit dem, was wir umsetzen konnten, lasst uns einfach mal gucken, was auf der Abgangsseite noch passiert, und dementsprechend sind wir vorbereitet“. Vor dem Absprung sollen Salih Özcan (Wolfsburg) und Youssoufa Moukoko (Nizza) stehen.
Spektakulärster Transfer ablösefrei
Bei Bayern München steht offenbar Kingsley Coman im Schaufenster. Nachlegen wollte der Rekordmeister hingegen eher nicht mehr. Doch die Münchner plagen durch die längerfristigen Ausfälle von Hiroki Ito (Mittelfußbruch) und Josip Stanisic (Außenbandriss im Knie) Personalsorgen in der Abwehr, das knappe 3:2 beim VfL Wolfsburg offenbarte defensive Schwächen. Meister Bayer Leverkusen verstärkte den Kader nur punktuell, alle Gesichter der historischen Double-Saison sind noch an Bord.
Bei Chelsea hat man diesen hingegen aufgefüllt – und wie. Mehr als 40 Spieler haben einen Vertrag bei dem Klub aus der Premier League, Teammanager Enzo Maresca hat in seiner Trainingsgruppe schon gar keinen Platz mehr für alle. Zuletzt sprach er von 15 oder 20 Spielern, die getrennt trainieren würden. „Sie arbeiten nicht jeden Tag mit mir, ich sehe sie nicht“, sagte Maresca.
Doch die EM und Olympia scheinen die Dynamik des Marktes mehr zu bremsen, als sie zu beflügeln. Dass mit Kylian Mbappé der spektakulärste Transfer des Sommers ohne Ablösesumme vollzogen wurde, ist bezeichnend für die laufende Wechselperiode. Mit rund 6,5 Milliarden Euro liegen die Gesamtausgaben deutlich hinter dem Vergleichszeitpunkt aus dem Vorjahr (7,5 Milliarden).
Atlético Madrid ist von einer Kapitalerhöhung beflügelt bislang der teuerste Transfer des Sommers gelungen. 75 Millionen Euro für den argentinischen Stürmer Julian Alvarez. Eine Zahl, die angesichts vergangener Transfers von Neymar und Mbappé maximal durchschnittlich erscheint. Es ist der 44. teuerste Transfer der Fußball-Geschichte.
Doch im Irrsinn des Fußball-Geschäfts gehört es sich, keine voreiligen Bilanzen zu ziehen. Bis zur Schließung des Transferfensters am späten Freitagabend kann noch viel passieren, ob erwartet oder nicht. (SID)
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