Ecole Privée Sainte-Anne / Sport-App: Schülerinnen auf digitaler Medaillenjagd in Ettelbrück
Die „Ecole privée Sainte-Anne“ leistete mit ihrer „EPSAsport-App“ echte Vorreiterarbeit in Sachen Gesundheit und Bewegung: Sportlehrerin Stéphanie Reiter hatte die Idee dieser Tracking-App, Kollegen und Direktion zogen mit. Für die Schülerinnen bedeutet dies, dass sie seit Ende Januar bei ihren Spaziergängen, Läufen und Radtouren nicht nur Medaillen und Punkte sammeln können, sondern am Ende des Schuljahrs sogar ein Ausflug winkt.
„Wie viele Schritte macht ihr denn pro Tag?“ Eine Frage, auf die es teils überraschende Antworten gab. Als Sportlehrerin Stéphanie Reiter ihren Schülerinnen der „Ecole privée Saint-Anne“ (EPSA) von den 10.000 Schritten erzählt, die von der Gesundheitsorganisation WHO empfohlen werden, geben einige zu, nicht mal ein Zehntel von diesem täglichen Ziel zu erreichen. Es fällt im Gespräch sogar die Zahl 500.
Eine mögliche Herangehensweise zur Lösung dieses Problems kommt ihr eines Morgens auf dem Weg zur Schule – auf dem Fahrrad, als sie gerade eine der bekannten Sporttracking-Apps stoppt und dafür eine neue digitale Trophäe für das Beenden einer Challenge erhält. „Ich dachte mir: Das klappt auch bei den Schülerinnen.“ Nach ersten Gesprächen mit den Kollegen entscheidet sie sich, der Direktion um Schulleiter Georges Kayser das Konzept der App zu unterbreiten.
Und so kam es, dass seit dem 20. Januar in Ettelbrück sportliche Leistungen auf dem Handy festgehalten werden. „In der Praxis sieht es so aus, dass die Lehrer sogenannten Challenges erstellen. Diese können sowohl an einzelne Klassen als auch an die gesamte Schule, inklusive der anderen Lehrer oder der Direktion, richten. Wir sind da sehr kreativ“, sagt Reiter lachend. Auch die Dauer der Aufgaben variiert – von Tagen bis hin zu einem ganzen Semester. „Wir werden aber nicht gleich übertreiben, damit niemand abgeschreckt wird.“
Zukunftsvisionen
In einer ersten Phase sind die Freizeit-Challenges in drei Kategorien aufgeteilt: Spaziergänge, Läufe und Radtouren. Je schneller die Schülerinnen eine Aufgabe abhaken, umso größer ist die Anzahl an Punkten, die sie gewinnen können. „In der App gibt es virtuelle Medaillen und Punkte. Es sollte damit ein Konkurrenzgedanke entstehen, damit sie sich gegenseitig motivieren.“ Doch auf dem Spiel steht am Ende des Schuljahrs mehr als das: Sowohl mögliche Pluspunkte im Fach „Sport“ als auch die Teilnahme an einem Ausflug winken den eifrigsten Sportlerinnen.
Die App wurde so entwickelt, dass nur Schülerinnen und Personen mit einem direkten Bezug zur Privatschule Zugriff haben und an den Challenges teilnehmen können. „Während des Lockdowns haben sie uns manchmal Fotos ihrer Routen geschickt. Das war aus Datenschutz-Gründen schwierig.“ Aus der EPSAsport-App geht deshalb auch nicht hervor, an welchem Standort die sportliche Aktivität stattgefunden hat.
Wie groß der Erfolg in der Praxis sein wird, muss sich zeigen. Doch Reiter hat größere Visionen: „Viele der Mädchen betreiben Fitness. Ich könnte mir vorstellen, dass das in Zukunft ebenfalls eine Option sein soll, genau wie die Aktivitäten bei der Lasel und Co.“
So bewegt sich eine Schule
Ein klassischer Bankdrücker-Schulalltag und Bewegung – wie passt das zusammen? Das Projekt „Bewegte Schule“, das Bildungsminister Claude Meisch 2019 als Paradigmenwechsel betitelte, soll genau bei dieser Verbindung helfen. Denn die Zahlen sprechen für sich: Luxemburger verbringen während ihrer Schullaufbahn rund 15.000 Stunden sitzend im Unterricht. Das sind 625 Tage oder 1,7 Jahre.
Dass es aber Möglichkeiten gibt, dem entgegenzuwirken, beweist der Ideenkatalog der „Ecole privée Sainte-Anne“. In den Pausen sollen Tennisschläger und Bälle die Mädchen motivieren, aktiv zu werden. Um das stundenlange Sitzen zu unterbrechen, gab es für die Lehrer eine schulinterne Weiterbildung inklusive ein paar Übungen, wie etwa Gehirnjogging, die in den Alltag integriert werden können. Zudem setzt man in der EPSA auf vielseitige Aktivitäten – vom Teambuilding über Selbstverteidigung, Mountainbike-Training bis hin zum Verkehrssicherheitskurs der Polizei. Zwei weitere Projekte liegen dem Lehrstab besonders am Herzen: das Special-Olympics-Training und „Danz aus der Rei“, die nicht nur Bewegung auf freiwilliger Basis fördern, sondern durch die soziale Komponente auch dabei helfen, Vorurteile abzuschaffen.
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