Team Lëtzebuerg / Sport im Blut: Michel Knaff ist der Luxemburger NOC-Assistent
Das Ingenieur-Studium hat Michel Knaff im Mai beendet, seither gilt sein Interesse wieder vor allem einem: dem Sport. In den nächsten Tagen wird er in Paris als Volunteer weiterhin eine andere Seite der Olympischen Spiele kennenlernen. Dem Tageblatt erzählte er beim Besuch um Dorf, wie abwechslungsreich der Alltag als Assistenten des COSL sein kann.
Michel Knaff weiß, was Profisportlern durch den Kopf geht. Als jüngerer Bruder eines ATP-Tennisspielers ist er schon seit Jahren mit Gepflogenheiten des Spitzensports vertraut. Zu spüren, wann man einfach nichts sagen sollte – oder die Momente zu nutzen, in denen gerade ein offenes Ohr gebraucht wird: Der 24-Jährige kann heute bestens einschätzen, wie sich Alex Knaff vor seinen Spielen fühlt. Diese Qualität dürfte bei seiner Bewerbung für die Rolle des NOC-Assistenten (die rechte Hand des COSL) entscheidend mitgespielt haben.
Der ehemalige Basketballspieler ist einer von 45.000 Volunteers, die sich in Paris für mehrere Wochen in den Dienst des internationalen Sports stellen. „Olympische Spielen sind für viele Sportler der Höhepunkt ihrer Karriere“, formulierte er die Bedeutung der verbleibenden Tage. „Ich sehe diese Aufgabe also nicht als eine lockere Beschäftigung an. Paris und das Olympische Dorf werden in dieser Zeit die Heimat der Athleten sein. Man muss respektieren, was sie geleistet haben, um es überhaupt dorthin zu schaffen. Wenn sie also etwas brauchen, bin ich da.“
Knaff wurde vom COSL beim IOC vorgeschlagen, um als direkter Assistent bei Alltagsgeschäften zu helfen. „Ich bin hauptsächlich im Olympischen Dorf im Einsatz.“ Bei der Arbeitsaufteilung geht es auch darum, spontan zu sein, etwa bei den Kalenderplanungen der Luxemburger Sportler: „Ihr Transport muss geplant werden, Termine mit den Medien oder sonstige Verpflichtungen. Es handelt sich um administrative und organisatorische Aufgaben.“ Im vergangenen November hat Knaff erstmals die COSL-Mannschaft kennengelernt, mit der er in der französischen Hauptstadt für das Wohlbefinden der Athleten sorgen muss. Im April begleitete er die Delegation zu einem weiteren Teambuilding. Seit dem 10. Juli ist er wieder in Paris, um alles vorzubereiten.
Einer von 45.000
Vieles wurde aber erst angepasst, als die Wettbewerbe gestartet sind: „Vom IOC habe ich einen Stundenplan mit meinen Einsatzzeiten erhalten. Aber wir werden das nach den Bedürfnissen der Sportler anpassen. An einigen Tagen sind ja beispielsweise mehrere Athleten im Einsatz. Meine Aufgaben hängen eben von der Tagesplanung ab und werden von Tag zu Tag koordiniert.“ Zuerst ging es darum, die Wohnungen der Athleten im Luxemburger Haus einzurichten, danach war vor allem die persönliche Betreuung wichtig: „Wenn sie hier ankommen, müssen sie sich erst einmal mit allem vertraut machen. Dann ist es gut, jemanden zu haben, der schon weiß, wo alles zu finden ist. Ein cooler Moment war für mich die Ankunft von Luka Mladenovic: Als er das Zelt betrat, merkte man ihm an, dass er genau da realisiert hatte, dass er es zu den Olympischen Spielen geschafft hat.“
Ein Faible für Präzision bei allem, was er tut, dürfte der Ingenieur ohnehin haben: Erst vor wenigen Wochen beendete er sein Studium in Zürich. Nach dem Master in „Energy Science und Technology“ kommen die Olympischen Spiele gerade recht: „Ich habe seit sechs Jahren hart an der Uni für dieses Diplom durchgearbeitet. Seit Mai konnte ich profitieren und habe meinen Bruder zu Turnieren begleitet. Den Sommer werde ich in Paris verbringen und danach schauen, wie es für mich weitergeht. Es wäre mein Traum, das Ingenieur-Studium mit dem Sport verbinden zu können.“
Das ist definitiv etwas, was man in den Lebenslauf setzen kann
Umso größer war schon vor Wochen die Vorfreude auf die Erfahrungen, die er während der nächsten Tage sammeln wird: „Das ist definitiv etwas, was man in den Lebenslauf setzen kann. Meine Rolle ist interessant, da ich für eine Delegation und gleichzeitig mit den Athleten zu tun habe. Aber für jeden der 45.000 Freiwilligen wird es ein toller Moment.“
Den Sport trägt man in der Familie Knaff im Blut. Vater François Knaff ist Generalkoordinator im Sportministerium. „Ich treibe schon mein ganzes Leben Sport. Aufgewachsen bin ich mit Fußball und Basketball“, sagt Michel. „Zudem bin ich ein großer Fan unserer Athleten.“ Welche er nun live und in Aktion in Paris erleben kann, ist nicht voraussehbar. Besonders auf das Beachvolleyball-Turnier unter dem Eiffelturm möchte er (in einer freien Minute) einen Blick werfen. „Ich hatte das Glück, ein paar Tickets zu ergattern“, freute er sich. „Ich will auf jeden Fall ein Maximum an Wettbewerben sehen.“ Am Samstagabend hatte er es jedenfalls schon in die Tischtennishalle geschafft, um Mladenovic und Co. anzufeuern.
Auch Paris hat es ihm angetan. „Ich hatte die Stadt vorher nicht unbedingt gekannt, obschon die Entfernung ja nicht groß ist. Im vergangenen Jahr war ich bereits zwei oder dreimal hier, um die Stimmung aufzusagen. Es gefällt mir enorm gut. Als ich jünger war, habe ich in New York gelebt. Ich weiß also, was es ist, in einer Großstadt zu leben.“ Und auch, was es bedeutet, sich in den Dienst von Spitzenathleten zu stellen, wie er schlussfolgernd hinzufügte: „Ich bin jung, motiviert und habe Erfahrung mit Profisportlern. Olympische Spiele sind keine Party, sondern für sie etwas sehr Wichtiges. Ich bin glücklich und geehrt über meine Rolle, die ich dazu beitragen werde.“
- Kisten, die Generationen bewegen: Im „Schëfflenger Konschthaus“ steht der Karton im Fokus - 20. November 2024.
- FLF-Präsident Paul Philipp äußert sich zur Trainerfrage und Maxime Chanot - 19. November 2024.
- Christophe Kass, wer sonst? - 18. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos