Sportpolitik / Start des „Congé sportif“ erst 2024: Nach der Freude kommt der Frust
Als vergangene Woche die Reform des „Congé sportif“ in der Chamber angenommen wurde, war die Freude in der Luxemburger Sportwelt groß. In den folgenden Tagen ist diese jedoch Ernüchterung gewichen, denn los geht es erst im Januar 2024. Davon profitieren werden die Europapokalteilnehmer in diesem Sommer und Herbst somit noch nicht.
„Es hätte so eine schöne Sportwoche werden können, jetzt bleibt leider ein fader Beigeschmack“, so die Reaktion von Max Flammang, Team-Manager der Damenmannschaft des T71 Düdelingen. Zum zweiten Mal wird das Basketballteam aus der „Forge du Sud“ in diesem Herbst am EuroCup teilnehmen, nach der EuroLeague immerhin der zweitwichtigste Wettbewerb im europäischen Damenbasketball. Als das Gesetz des „Congé sportif“ nach langem Warten vergangene Woche endlich gestimmt wurde, machte sich beim Klub zuerst Freude breit, nun ist diese jedoch großer Ernüchterung gewichen.
Dass eine solche Organisation für einen Amateurklub nicht einfach zu stemmen ist, das wurde im vergangenen Jahr deutlich. Vor allem, da der damalige luxemburgische Meister direkt in die Gruppenphase kam und somit binnen weniger Wochen im Herbst sechs Partien – davon drei Auswärtsreisen – bestreiten musste. Damals hätte man beim T71 den „Congé sportif“ für Vereine schon sehr begrüßt. Während man noch Glück bei den Spielerinnen hatte, die zu einem großen Teil studieren oder im Sportlycée sind, so sah dies beim Trainerstaff anders aus. Head-Coach Jérôme Altmann trat die Heimreise aus Fribourg im Dezember so etwa nach dem Spiel, mitten in der Nacht, mit seinem Pkw an, da er am nächsten Morgen unterrichten musste. Für die Auswärtsreisen war er ohnehin schon auf den guten Willen seiner Direktion angewiesen. Auch auf die freiwilligen Helfer kam damals eine ganze Menge Arbeit zu, denn vor jedem Heimspiel musste das Parkett abgeklebt, die Halle nach den Richtlinien des europäischen Dachverbandes FIBA hergerichtet werden, sonst wären hohe Strafen fällig geworden. Viele Stunden an Arbeit, die sich demnach sammelten. Dass man sich beim Vizemeister dazu entschied, das Europa-Abenteuer in diesem Jahr noch einmal zu wagen, ist also alles andere als selbstverständlich.
Auf den guten Willen angewiesen
Neben dem Aufwand und dem finanziellen Aspekt war eines der entscheidenden Argumente, es noch einmal zu versuchen, dann auch der „Congé sportif“. „Es wurde an uns herangetragen, dass dieser noch vor dem Sommer gestimmt werden soll. Für uns war eigentlich klar, dass dies dann auch sofort in Kraft treten würde“, so Flammang. Nun jedoch riskiert der Team-Manager bei Auswärtsspielen ohne seinen Trainer anreisen zu müssen, vor allem, da das System der „Conferences“ für die Saison 2023/24 im EuroCup aufgehoben wurde und damit auch Auswärtsreisen nach Osteuropa, vielleicht sogar bis nach Israel, warten könnten. Nachzukommen oder früher abzureisen wäre für den Trainer dann nicht mehr möglich. „Ich kann ja verstehen, dass man nicht in die kompletten Urlaubspläne eines Jahres eingreifen kann und dass man den ‚Congé sportif‘ auf das laufende Jahr angepasst hätte. Mit fünf oder sechs Tagen wäre uns auch bereits sehr geholfen gewesen.“ Dass die ganze Verzögerung jedoch an einem fehlenden Computerprogramm liegen soll, das kann Flammang nicht nachvollziehen. „Es ist frustrierend, denn gerade diese europäischen Wettbewerbe werden im Herbst ausgetragen und diejenigen, die den ‚Congé sportif‘ jetzt benötigen, können nichts damit anfangen.“ Denn ob der Verein ein Jahr später wieder europäisch spielen wird, steht noch in den Sternen. „Ich hoffe einfach, dass man noch eine Lösung finden kann, dass den Vereinen in dieser Sache doch geholfen werden kann.“
Auch beim Meister Gréngewald Hostert hatte man erwartet, dass der „Congé sportif“ bereits für diesen Herbst angerechnet werden kann. Wie der T71 haben auch Lisy Hetting und ihre Teamkolleginnen ein weiteres Mal für den EuroCup gemeldet. Als Double-Gewinner ist die Wahrscheinlichkeit, dass Hostert direkt in die Gruppenphase einzieht, durchaus gegeben. Wie hart diese ist, das merkten auch die Basketballerinnen im vergangenen Jahr. Anders als in Düdelingen sind beim Gréngewald nämlich mehr Spielerinnen arbeitstätig und waren im letzten Jahr auf den guten Willen ihres Arbeitgebers angewiesen. Dennoch konnte Lynn Schreiner beispielsweise nicht jede Auswärtsreise mit antreten, Cathrin Wolff konnte ihrerseits nur aufgrund einer internen Lösung mit ihrem Arbeitgeber dabei sein. Mehrmals hatte man beim Gréngewald somit Probleme, die von der FIBA geforderte Anzahl an Spielerinnen zusammenzubekommen, vor allem, da zum Ende auch noch Verletzungen hinzukamen. Ist dies nicht erfüllt, werden für den Klub dann auch hohe Strafzahlungen fällig. „Es ist schade, dass wieder der private Urlaub dafür draufgehen muss. Wir vertreten schließlich das Land, machen Werbung für den Damenbasketball. Es ist ja nicht so, dass wir auf Mannschaftsfahrt sind, sondern wir treten auf einem hohen internationalen Level an“, so die Meinung der Spielführerin, die betont, dass auch der „Congé sportif“ eines der Argumente war, es noch einmal zu versuchen.
Probleme vor allem im Basketball
Auch im Fußball und Handball wird in den kommenden Wochen und Monaten international gespielt. Der F91 Düdelingen hat bereits so manches Europapokal-Abenteur ohne den „Congé sportif“ gestemmt und hat für die in dieser Woche beginnende Conference League auch nicht damit gerechnet. „Als wir vor zwei Jahren vom Europapokalspiel in Dublin nach Hause gereist sind, habe ich einen Artikel über den Gesetzentwurf in der Zeitung gelesen. Weil die Umsetzung so lange gedauert hat, haben wir nie damit gerechnet, dass wir in diesem Sommer über zusätzlichen ‚Congé sportif‘ verfügen würden. An unserer Organisation ändert dies nichts. Ich hoffe jedoch, dass unsere Leute ihn rückwirkend anerkannt bekommen“, erklärt Präsident Jerry Schintgen.
Ähnlich sieht es im Handball aus, wo Berchem einer der Klubs ist, der international spielen wird. „Es hat sich in dieser Sache alles so lange hingezogen, dass wir für die anstehende Kampagne noch gar nicht darüber gesprochen haben“, so Tom Majerus. Der Team-Manager betont aber gleichzeitig, dass man etwa im letzten Jahr, als es in die Niederlande ging, auch nicht darauf angewiesen war. Denn anders als im Basketball, wird hier nicht in Gruppenphasen, sondern im Hin- und Rückspielmodus gegen einen Gegner gespielt. Bei einer Niederlage kann das Europa-Abenteuer dann auch schnell vorbei sein. Erst bei mehreren Erfolgen und dem Einzug in die nächsten Runden könnte hier das Problem von fehlenden Urlaubstagen akuter werden. „Zudem haben wir viele Studenten im Team, wodurch sich das Problem nicht so stellt.“ Dennoch hätte auch hier niemand etwas dagegen, wenn der „Congé sporitf“ bereits für diesen Herbst gelten würde. „Vor allem als Anerkennung für unsere freiwilligen Helfer und als Unterstützung für die Betreuer. Gerade bei weiten Auswärtsreisen ist es für sie nicht so einfach, noch Urlaub zu bekommen. Und dass man die wenigen Tage, die man hat, lieber für die Familie nutzt, ist nur zu verständlich.“
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