Triathlon / Stefan Zachäus löst Olympia-Ticket für Luxemburg – und erfüllt sich seinen Traum
Ein Luxemburger Triathlet darf zu den Olympischen Spielen fahren. Mit einem 19. Platz beim Triathlon in Huatulco (MEX) hat Stefan Zachäus dem Großherzogtum einen Quotenplatz für die Sommerspiele beschert. Für den 30-Jährigen geht damit ein Traum in Erfüllung. In Mexiko musste er am Sonntag mindestens 26. werden und den Iren Russell White im Olympia-Ranking von Platz 60 verdrängen – dieses Ziel hatte der Sportsoldat im Voraus formuliert – und am Sonntag auch umgesetzt. Im Tageblatt-Interview spricht er über seinen Erfolg.
Tageblatt: Wie groß ist Ihre Freude über das olympische Ticket?
Stefan Zachäus: Die Freude ist enorm groß. Es war ein Kindheitstraum von mir, das zu schaffen. Ich war 13 oder 14 Jahre alt, als ich dieses Ziel zum ersten Mal formuliert habe. Es hat danach noch ein paar Jährchen gedauert (lacht). Jetzt bin ich schon 30, es ist super cool, dass es jetzt geklappt hat. Meiner Meinung nach war es unnötig spannend. Ich hatte es ja zuvor schon mehrmals in der Hand. Dass es jetzt im letzten Versuch geklappt hat, macht es aber umso schöner.
Das letzte Rennen war auch noch einmal eine gute Belastungsprobe, es ging um alles oder nichts. Ich stand mit dem Rücken zur Wand und konnte dem Druck standhalten. Bei den Olympischen Spielen ist es ja auch danach so, dass es an einem Tag um alles geht.
Sie wussten im Voraus, dass es um alles oder nichts gehen würde. Waren Sie deshalb vor dem Rennen nervöser, als dies üblicherweise der Fall ist?
Ich bin es nicht anders angegangen, als ich dies normalerweise tue. Es ist letztendlich eine Situation, die man nur selten im Leben hat. Ich hatte zuvor auch keine ähnliche Erfahrung gesammelt. Ich habe mir den Druck aber selber gemacht, denn ich hatte mir dieses Ziel gesetzt. Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich gut damit umgegangen bin. Ich war nicht nervöser und habe meine Routinen beibehalten und konnte gut abliefern.
Ich war beim Schwimmen, Radfahren und Laufen gut mit dabei. Ich glaube, ich bin sogar als Zweiter aufs Fahrrad gesprungen. Die Rennsituation war aber zunächst so, dass sich alles in einer großen Gruppe abspielte. Es gab keine Abstände und keine Lücken. Erst im Lauf konnte ich mich absetzen.
In den letzten Rennen hatten Sie mehrmals Pech. Einmal durch einen Sturz, der vor Ihnen passierte, danach durch einen Platten. Hatten Sie Angst, dass dieses Pech Ihnen auch diesmal einen Strich durch die Rechnung machen könnte?
Angst hatte ich gar nicht. Man kann die Situation nämlich nicht kontrollieren. Wenn jemand vor mir stürzt, dann kann ich das nicht ändern. Es sind Sachen, die liegen außerhalb meiner Kontrolle. Deshalb sage ich mir: „If you can’t change it, don’t worry“. Ich wusste, ich muss einfach nur cool bleiben, durchziehen und beim Laufen alles geben.
Der Ire Russell White lag vor dem Triathlon in Huatulco im Olympia-Ranking einen Rang vor Ihnen. Ihn mussten Sie von Platz 60 verdrängen, um das Ticket zu lösen. Haben Sie im Rennen darauf geachtet, was er tut?
Ich habe versucht, nicht auf die Namen zu achten und einfach nur mein Maximum zu geben. Das Rennen dauert nur etwa 50 Minuten, da gibt es eigentlich nur Vollgas. Du musst voll schwimmen, danach musst du beim Radfahren die erste Runde voll fahren. Dann muss man die Situation abschätzen und anschließend eventuell etwas Energie sparen, um beim Laufen in einen guten Rhythmus zu kommen und wieder Vollgas zu geben. Ich hab nicht nach rechts und links gekuckt und bin so schnell gelaufen, wie ich konnte. Ich konnte mich relativ schnell absetzen, irgendwann hab ich gemerkt, dass ich in den Top 20 bin, und wusste, dass er definitiv hinter mir liegt. Die letzten Kilometer musste ich dann nicht komplett „all-in“ gehen. In Mexiko ist es schon sehr heiß und es gibt eine hohe Luftfeuchtigkeit, die Gefahr, dass man überdreht, war auch noch da. Deshalb bin ich zum Schluss nicht mehr auf Angriff gelaufen und habe meine Position verteidigt.
Wann ist Ihnen bewusst geworden, dass es reichen würde?
Absehbar war es früh beim Laufen. Ich war genau auf der Position, auf der ich sein wollte, und vor dem anderen. Es ist zwar nur ein kurzer Lauf über fünf Kilometer gewesen, mit der Hitze und der Luftfeuchtigkeit kann aber alles passieren. Man muss das Resultat immer noch umsetzen. Es bringt ja nichts, wenn man nach Kilometer eins auf einer guten Position liegt – man muss nach der Ziellinie auf der Position liegen. Das Rennen ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Ich war aber selbstbewusst, dass ich es schaffen würde.
Sie haben jetzt einen Quotenplatz für Luxemburg geholt. Wann rechnen Sie mit der offiziellen Bestätigung, dass Sie diesen auch bekommen?
Das Ranking wird, glaube ich, am Dienstag von der ITU (International Triathlon Union) geschlossen, dann werden die Quotenplätze offiziell verteilt. Ich glaube, dass die FLTri (Fédération Luxembourgeoise de Triathlon) dann am Dienstag oder Mittwoch ihre Empfehlung an das COSL weitergibt. Die Bestätigung wird dann nicht mehr so lange dauern, denke ich. Das ist nur noch eine Formsache.
Im Überblick
Qualifizierte Luxemburger für Olympia:
Ni Xia Lian (Tischtennis), Sarah De Nutte (Tischtennis), Bob Bertemes (Kugelstoßen), Christine Majerus (Radsport), Raphaël Stacchiotti (Schwimmen), Nicolas Wagner (Dressurreiten), Stefan Zachäus (Triathlon), des Weiteren zwei männliche Radfahrer, die noch nominiert werden
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