Ehrenpromotion / Stillstand in den unteren Fußball-Ligen: „Uns hat man vergessen“
Wann darf in den unteren Divisionen wieder ein Testspiel stattfinden? Eine Frage, auf die es zurzeit noch keine Antwort gibt. David Zenner, Trainer der UN Käerjeng, hat sich deshalb über Facebook an den Sportminister gewandt. Im aktuellen Covid-Gesetz wurden die Bedingungen für Senioren-Teams (mit Ausnahme der BGL Ligue) nämlich nicht gelockert. Heißt konkret: Noch bis Mitte Juli darf kein Fußballspiel ausgetragen werden. Was das für den Saisonstart vier Wochen später bedeutet, erklärte der Coach im Tageblatt-Interview.
Tageblatt: Auf Facebook ist Ihre Frage an den Sportminister auf sehr viel Aufmerksamkeit gestoßen. In welche Richtung gingen die Reaktionen?
David Zenner: Dieser Facebook-Eintrag war keine spontane Entscheidung, sondern eine Angelegenheit, mit der ich mich bereits seit zwei Wochen beschäftigt habe. Ich stehe nicht alleine mit meinen Sorgen da, aber man hat nicht wirklich die Möglichkeit, etwas zu unternehmen. Ich bin mir bewusst, dass Herr Sportminister Kersch deshalb auch nicht vor Schock erstarrt ist, aber dass 130 Menschen meine Frage geteilt habe, zeigt einfach, dass alle Vereine das gleiche Problem haben. Viele Trainerkollegen haben sich bei mir gemeldet und ihre Dankbarkeit ausgedrückt. Wir haben seit Oktober nicht mehr gespielt, die Vorbereitungen laufen und jeder brennt darauf, wieder loslegen zu dürfen. Wir haben den Überblick verloren über alles, was im Moment erlaubt ist und was nicht. Wir trainieren jedenfalls wieder normal.
Jedes Wochenende fahren unsere Jugendteams zu Turnieren, aber wir als Seniors-Mannschaft dürfen keine Testspiele organisieren. Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich gönne es wirklich jedem. Aber als Trainer hat man sich nach so einer langen Zeit ohne Begegnungen Planungen überlegt, um wieder fit zu werden – aber man darf noch immer nicht spielen …
Was hat die FLF in dieser Angelegenheit unternommen?
Der Verband fühlt sich im Stich gelassen. Auf eine schriftliche Anfrage, die Mitte Juni rausging, gab es noch keine Rückmeldung vom Sportministerium. Ich gehe davon aus, dass sich viele Vereine bei der FLF gemeldet haben, um zu wissen, wie es weitergeht. Aber der FLF sind die Hände gebunden. Wenn die schon keine Antwort bekommen, wie sollen wir am Ende der Kette denn eine bekommen …?
Das heißt, dass Ihre Frage unbeantwortet bleibt?
Der Sportminister hat sich nicht gemeldet. Ich bin aber zu 3.000 Prozent überzeugt, dass er es mitbekommen hat. Immerhin wurde es oft geteilt und er dürfte es über alle Kanäle erhalten haben …
Blicken wir zurück auf die vergangenen Monate eines Vereins in der Ehrenpromotion. Was haben Sie seit Oktober gemacht?
Ganz viele unterschiedliche Vorbereitungspläne. Insgesamt habe ich fünfmal einen neuen Kalender aufgestellt. Erst für eine Wiederaufnahme im Dezember, dann beim zweiten Versuch Ende Januar und noch einmal vor März, als dann alles komplett abgebrochen wurde. Seit diesem Zeitpunkt haben wir einmal die Woche trainiert. Es gab Ende Mai zwei Wochen trainingsfrei. Die Vorbereitung auf die anstehende Saison läuft demnach wieder seit zwei Wochen. Es ist vielleicht früher als in anderen Vereinen, aber das war eine vereinsinterne Entscheidung.
Besonders bei der Jugend wird aufgrund der Zwangspause mit Abgängen gerechnet. Inwiefern spielt das in der Ehrenpromotion eine Rolle?
Wahrscheinlich ist das nicht wirklich das größte Problem, obwohl es vielleicht den einen oder anderen Kandidaten gibt, der die Lust inzwischen verloren hat. Als Trainer wird man in der Ehrenpromotion nicht reich … Doch je weiter man nach unten blickt, desto wichtiger die Lust am Fußball tatsächlich wird. Was mir eher Sorgen bereitet, ist ein anderes Thema. Junge Nachwuchsspieler, die man sonst ausleihen konnte, um Spielpraxis in der Ehrenpromotion zu sammeln, wollen mittlerweile lieber in der BGL Ligue bleiben, da sie sicher sind, dass diese Meisterschaft auch zu Ende gespielt wird. Es ist also eine Art Absicherung, die es für uns nicht gibt.
Bleiben wir beim Thema Transfers. Beobachten konnte man seine potentiellen Neuzugänge nicht. Wie hat sich das auf den Transfermarkt ausgewirkt?
Das Hauptproblem ist, dass man die Spieler nie testen konnte. Man hat sie möglicherweise im Training gesehen, aber ansonsten haben wir uns als Trainerstab ausschließlich für Neuzugänge entschieden, die wir aus der Vergangenheit kannten. Das ist auch einer der Gründe, warum wir normal weitertrainiert haben. Auf die Anzahl der Transfers hatte der Saisonabbruch keinen Einfluss. Wir wollten uns punktuell verstärken und haben sieben Spieler verpflichtet. Bei einem Spieler, den wir ausgeliehen hatten, habe ich mich entschuldigt. Seine Leihe endete nach 18 Monaten und er konnte sich in dieser Zeit nicht eine Sekunde beweisen …
Die Bedingungen sind für alle Vereine die gleichen – aber wie viele Gedanken macht man sich als Trainer, wenn man neun Monate kein Fußballspiel organisieren konnte?
Wir bereiten uns seit März auf die nächste Saison vor. So früh war die Kaderplanung noch nie abgeschlossen. Gleiches gilt für das Programm und den Inhalt der einzelnen Trainingseinheiten. Wir hatten eben sehr viel Zeit dafür. Es gibt also Vorteile, auch wenn wir zumindest hierzulande nicht spielen dürfen.
Hierzulande nicht, aber …
Rein theoretisch wäre es möglich, zwei Meter hinter der Küntziger Grenze zu spielen. Die FLF darf aber keine Schiedsrichter für eine Partie im Ausland stellen.
Um noch einmal an die Befürchtungen anzuknüpfen: Wie wird sich die lange Pause auf das Niveau der Liga auswirken?
Das kann man momentan noch nicht klar definieren. Von der aktuellen Fitness der Spieler kann ich mir ja im Training ein Bild machen, aber wie es gruppentechnisch aussieht, sowohl physisch als auch taktisch, ist eine Lotterie. Es wird wohl in den ersten paar Spielen gewöhnungsbedürftig aussehen. Aber beim Fußball ist es wie mit dem Radfahren oder dem Schwimmen, das verlernt man nicht komplett. Jeder Seniorenspieler müsste das noch können (lacht).
Sie haben in Ihrer Frage an den Sportminister ja bereits Lösungsvorschläge integriert. Wie könnte ein Testspiel ablaufen?
Ich war in der vergangenen Woche auf vielen Plätzen unterwegs, beispielsweise am Nationalfeiertag. Das hat dank des Formats des Covid-Checks alles hervorragend geklappt. Inzwischen weiß jeder, dass man seinen Impfschein oder ein Testergebnis dabei haben sollte, ansonsten wird man an Ort und Stelle getestet. Es gibt nach wie vor gute und schlechte Hygienekonzepte. Ich bin überzeugt, dass jeder Fußballverein den Aufwand auf sich nehmen würde, um Schnelltests durchzuführen.
Trotz möglicher Kosten?
Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass unsere Jugendmannschaften auf die vom Sportministerium zur Verfügung gestellten Antigen-Tests zurückgreifen. Das klappt alles wunderbar. Wir sind von der Regierung vergessen worden – also der komplette Seniors-Bereich, abgesehen von der BGL Ligue und den Jugendnationalmannschaften. Es ist eben eine Randgruppe. Das bedeutet nicht, dass diese Vereine nicht enorm viel Arbeit in ihre Planungen stecken.
Wagen wir zum Abschluss noch einen Blick in die Zukunft. Mitte August soll die Ehrenpromotions-Saison beginnen. Ist das noch realistisch?
Das aktuelle Gesetz gilt noch bis zum 15. Juli. Ob es so bleibt … Wenn die Bedingungen nicht gelockert werden, kann die Meisterschaft wohl nicht am geplanten Datum beginnen. Fakt ist, dass sehr viele Leute auf eine konkrete Antwort warten. Ich wurde in den vergangenen Tagen so oft darauf angesprochen. Jeder wollte wissen, ob ich „als klengen Trainer zu Uewerkäerjeng“, der den ersten Schritt gemacht hat, etwas vom Sportminister gehört hätte. Es müsste ja möglich sein, mit einem Hygienekonzept Ausnahmen zu genehmigen.
FLF richtet sich an das Sportministerium
Die FLF hofft, dass sich die aktuellen Regeln für Seniors-Mannschaften am 15. Juli ändern werden. Bis dahin dürfen nämlich keine Testspiele (für die Teams der unterklassigen Ligen) stattfinden. „Derzeit dürfen 300 Personen an einem Sportevent teilnehmen, ohne Masken und Distanzen, vorausgesetzt, dass das Covid-Check-Protokoll angewandt wird. Imbisse dürfen wieder geöffnet werden, jede Form von Trainingseinheiten, mit oder ohne Körperkontakt, ist wieder erlaubt. Das einzige Verbot bleibt das Elf-gegen-elf (mit Ausnahme der BGL Ligue, der Ligue 1 der Damen und des Futsal), aus Gründen, die wir nicht kennen und die nicht mit den bereits erwähnten Szenarien übereinstimmen“, heißt es in dem Brief des Fußballverbands, der an das Sportministerium ging. Eine Antwort darauf hat die FLF bis am Montag noch nicht erhalten.
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