Schweizer EM-Aus / „Superman“ Xhaka kämpfte verletzt: „Brutal hart“
Granit Xhaka kann weder schießen noch lange Pässe schlagen – er spielt für die Schweiz 120 Minuten lang verletzt.
„Superman“ erzählte seine Heldengeschichte mit feuchten Augen. „Jetzt kann ich es ja sagen“, so leitete Granit Xhaka im Schweizer Fernsehen seine „Beichte“ ein, mit der er nach 120 hochintensiven Viertelfinal-Minuten alle verblüffte: „Die Untersuchungen haben gezeigt, dass ich einen Muskelfaserriss in den Adduktoren habe.“ Wie bitte?
Doch: Granit Xhaka hat gegen England verletzt gespielt. Der Nati-Kapitän und Double-Gewinner von Bayer Leverkusen konnte weder lange Pässe schlagen noch aufs Tor schießen – und der Verband hatte das tagelang gekonnt verheimlicht. Während des Spiels war es auch nicht groß aufgefallen, obwohl sich Xhaka einmal eine Oberschenkelbandage richtete. Höchstens verwunderte es, dass der Leader mit Löwenherz zum Elfmeterschießen, das die Schweizer 3:5 verloren, nicht antrat.
Ich wollte ein Zeichen setzen, dass ich auch mit Schmerzen helfen kann. Ich musste beißen.Schweizer Kapitän
„Ich hatte das Gefühl, dass die Mannschaft mich braucht“, betonte der 31-Jährige. „Ich wollte ein Zeichen setzen, dass ich auch mit Schmerzen helfen kann. Ich musste beißen.“ Es sei auch alles okay gewesen – bis auf lange Pässe und Torschüsse eben. Kein Wunder, dass der Blick ihn „Superman“ taufte.
„Das ist doch … fast übermenschlich!“, schrieb die Boulevard-Zeitung, schließlich sei Xhaka nach dem Spiel auch noch „Seelenklempner“ für die Mitspieler und damit „Obertröster der Nation“ geworden. Fazit: „Und der spielt dann einfach mal ein EM-Viertelfinale. Und das gegen England. Und das 120 Minuten lang. Das ist nicht normal.“
Auch Murat Yakin, der selbstverständlich Bescheid wusste, konnte kaum fassen, was sein Spielführer geleistet hatte. „Das ist beinahe ein Wunder“, sagte der Trainer während der Pressekonferenz in Düsseldorf, „wie er diese EM gespielt hat und die Mannschaft geführt – da kann er extrem stolz sein.“
Akanji musste getröstet werden
Trösten musste der Obertröster Xhaka besonders Manuel Akanji. 2021, im Viertelfinale gegen Spanien, war der ansonsten herausragende Abwehrchef von Manchester City einer von drei Spielern gewesen, die ihre Elfmeter verschossen – diesmal war er der einzige. Also rauschte „Superman“ zum Schutze heran. „Er ist nicht der Erste und nicht der Letzte, der einen Penalty verschießt“, sagte Xhaka: „Chapeau an den Jungen! Und Kopf hoch.“
Doch selbst Granit Xhaka, der auch noch ein Plädoyer für eine Vertragsverlängerung mit Yakin hielt, kann nicht immer stark sein. „Es ist brutal hart. Brutal schwer“, sagte er, und am Morgen vor der Heimreise postete er ein Foto bei Instagram: Er presst die Lippen aufeinander, Tränen sind ihm in die Augen gestiegen. „Es ist etwas ganz Besonderes, Teil dieser Mannschaft zu sein“, schrieb er dazu. „Wir blicken in eine strahlende Zukunft.“ (SID)
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