/ Voll in Amerika angekommen
Alex Knaff und Raphael Calzi verfolgten vor einiger Zeit ein Ziel: Die beiden luxemburgischen Tennisspieler suchten den Weg in die Ferne, um Sport und Studium miteinander kombinieren zu können. Die USA wurde von den beiden FLT-Vertretern als der perfekte Standort auserkoren.
Mittlerweile ist schon ein Weilchen vergangen, seitdem Alex Knaff und Raphael Calzi das Abenteuer USA in die Hand nahmen. Knaff geht seit September 2016 seinen Studien an der Florida State University nach, während der ältere der beiden seit Januar 2017 an der University of North Carolina Wilmington studiert. Einer der Gründe, warum beide sich für die Vereinigten Staaten entschieden haben, war, dass dieses Land ihnen das beste Gesamtpaket bot. An den amerikanischen Universitäten sind die Voraussetzungen, um Sport und Studium miteinander zu verbinden, ausgezeichnet.
„Es hätte auch noch andere Optionen gegeben, wie z.B. an der Uni Luxemburg zu studieren, aber wenn sich eine solche Möglichkeit ergibt, muss man die Gelegenheit beim Schopf packen. Des Weiteren ist dies natürlich eine wichtige Erfahrung fürs Leben“, erzählt Raphael Calzi.
Jedoch mussten sich beide zunächst in den Staaten einleben. Auch in puncto Tennis war eine Eingewöhnungsphase vonnöten. Die College-Saison findet nämlich generell von Januar bis Mai statt. Hier treten die jeweiligen Mannschaften der Universitäten gegeneinander an.
Vor allem für Calzi war es zu Beginn nicht einfach. Letztendlich verpasste er die gesamte Vorbereitung. „Es war alles andere als einfach für mich. Natürlich will man gleich zeigen, was man draufhat. Aber ich hatte keine richtige Gelegenheit dazu. Des Weiteren hatte ich mit Pfeifferschen Drüsenfieber zu kämpfen. Das hat mich schon ein wenig zurückgeworfen. So gehörte ich nicht zu den Stammspielern meines Teams an. Aber jetzt fühle ich mich viel wohler hier. Auch die Trainer haben nun verstanden, wie man tickt. Das macht das Ganze schon viel einfacher“, berichtet Calzi.
Eingewöhnungsphase
Bei Alex Knaff lief es zunächst aus sportlicher Sicht relativ gut. Im zweiten Semester setzte das Trainerteam aber vermehrt auf erfahrenere und ältere Spieler. Damit kam der ehemalige Gewinner der „Nature Element ITF Luxembourg Junior Open“ nicht mehr so oft zum Einsatz.
„Im letzten Semester war ich allgemein nicht für die Spiele in der College-Meisterschaft eingeplant. Es war auch insgesamt eine harte Zeit für mich, weil ich nicht unbedingt viele Matches bestritten habe. Zudem habe ich mir – vielleicht etwas zu viel – Druck gemacht“, blickt Knaff zurück. „Erst nach meinen Auftritten im Davis Cup bekam ich wieder öfters die Chance, mein Können zu zeigen. Aber es war schon eine schwierige Zeit. Ich habe sogar kurz mit dem Gedanken gespielt, die Uni zu wechseln. Aber diese Zweifel gehören der Vergangenheit an.“ Das zurückgefundene Selbstvertrauen tankte der im TC Schifflingen lizenzierte Knaff im entscheidenden Doppel gegen Mazedonien in der diesjährigen Davis-Cup-Kampagne. An der Seite von Ugo Nastasi heimste er den entscheidenden Punkt ein, womit das luxemburgische Team den Aufstieg in die Europa/Afrika-Zone Gruppe II perfekt machte. „In diesem Moment ist eine schwere Last von meinen Schultern gefallen und meine Zweifel sind wie weggeblasen. Ich konzentriere mich endlich wieder auf mein Spiel“, sagt Knaff über seinen Leistungssprung.
Stammplatz?
Die Chancen auf einen Stammplatz in ihren jeweiligen College-Teams stehen für die beiden
in dieser Saison somit alles andere als schlecht. In der Vorbereitung konnten die zwei Rechtshänder nämlich überzeugen. In der Zeit zwischen August bis Dezember können die Spieler nämlich an individuellen Turnieren teilnehmen. Die Resultate lassen sich sehen.
Calzi hofft auf mehrere Einsätze: „Die Trainer spielen hier nicht mit offenen Karten. Aber ich glaube schon, dass meine Chancen nicht allzu schlecht stehen. In den vergangenen Monaten habe ich so einige Erfolge im Einzel sowie im Doppel verbuchen können.“
Die Form seines luxemburgischen Kollegen scheint ebenfalls zu stimmen. „Ich nahm z.B. an den ITA Fall Championships teil. Dieses Turnier fand auf der Anlage des Masters-Turniers von Indian Wells statt. Die 64 besten College-Spieler der Liga treffen hier aufeinander. Dort habe ich gegen die Nummer 43 dieses Rankings in der ersten Runde gewonnen“, erzählte der Athlet der Seminoles. In der letzten erscheinenden College-Rangliste tauchte der Name Knaff somit zum ersten Mal auf. Momentan steht der ehemalige Schüler des „Sportlycée“ an 59. Position.
Eines steht jedoch fest: Der Traum, eines Tages eine Profikarriere anzustreben, bleibt für beide bestehen. Zunächst liegt der Fokus aber auf den Studien. „Mein Plan lautet nach wie vor, nach meinem erfolgreichen Abschluss Profi zu werden. Es ist heutzutage auch mit 22 oder 23 nicht zu spät, um noch auf dem ATP-Circuit zu spielen. Man kann auch locker mit über 30 Jahren professionell spielen“, sagt Alex Knaff.
Es bleibt also abzuwarten, wohin der Weg der beiden Talente noch führen wird. Calzi und Knaff wissen nämlich ganz genau, dass sie sich noch in einigen Punkten verbessern müssen und auch wo die Hebel anzusetzen sind. „Ich bewege mich zwar schon deutlich besser und habe Fortschritte beim Aufschlag gemacht, aber ich weiß, dass ich noch aggressiver spielen muss, um erfolgreicher zu sein“, weiß Knaff. „Meine Defensive ist natürlich auch noch ausbaufähig.“
Sein Alterskollege hat auch schon so einiges vom Training bei den „Seahawks“ mitgenommen. „Ich habe viel an meiner Einstellung gearbeitet. Das hilft mir in vielen Partien weiter. Des Weiteren habe ich vor allem im Doppel einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Arbeiten muss ich aber nach wie vor an meiner Konstanz“, verrät Calzi zum Abschluss.
Davis Cup
Der Davis Cup hat für Alex Knaff und Raphael Calzi hohe Priorität. Während Knaff schon eine der tragenden Säulen – zumal in Abwesenheit von Gilles Muller – in der luxemburgischen Nationalmannschaft ist, will Tennis-Spora-Spieler Raphael Calzi unbedingt für das Team von Kapitän Johny Goudenbour nominiert werden
„Ein großes Ziel von mir ist es, im nächsten Jahr dem Kader des einheimischen Davis-Cup-Teams anzugehören. Ich war schon einige Male auf dem Sprung, doch es reichte nicht aus. Ich hoffe, dass ich mich mit guten Leistungen hier für höhere Aufgaben empfehlen kann“, hofft Calzi.
Dieser Wettbewerb hat auch für Knaff einen hohen Stellenwert – schließlich sind ihm die Erinnerungen vom April noch immer gut im Gedächtnis. „In Bulgarien habe ich meine bisher schönsten sportlichen Momente erlebt. Klar hoffe ich, dass Gilles Muller noch so einige Male mit dabei sein wird, aber ein Ziel von mir ist es schon, dass ich vielleicht einmal eine Leader-Rolle im Nationalteam übernehmen kann“, erklärt Knaff seine Ambitionen.
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