Handball / Tina Welter über einen neuen Lebensabschnitt und die Baustellen der Nationalmannschaft
Tina Welter wird am Freitag und Samstag mit der Handball-Nationalmannschaft zwei Testländerspiele gegen Belgien bestreiten. Für die FLH-Frauen wird es darum gehen, sich in einer neuen Konstellation einzuspielen und die EM-Qualifikation vorzubereiten.
Tageblatt: Sie haben vor kurzem die Elitesportsektion der Armee verlassen. Wie kam es dazu?
Tina Welter: Ich bin nicht mehr Sportsoldatin, arbeite aber weiter bei der Armee und hole meine Schulen nach. Gegen Ende des Jahres werde ich dann sehen, in welchem Bereich ich beruflich weitergehen will. Nach und nach soll es in Richtung Trainerkarriere gehen.
Wie sehr hat sich Ihr Alltag dadurch geändert?
Mein Alltag, meine Routine … es hat sich vieles geändert. Ich mache nicht mehr so viel Sport. Ich habe zwar meine Trainings, aber man merkt trotzdem, dass man körperlich mehr Stress hat. Ich musste meinen ganzen Alltag umprogrammieren. Meine Lebenssituation allgemein hat sich von heute auf morgen radikal geändert. Das war und ist auch manchmal noch nicht so einfach: morgens früh aufstehen und zur Arbeit gehen und dann abends auf dem Training noch Leistung bringen.
Hat dies einen Einfluss auf Ihre sportliche Leistung?
Ich bin nicht mehr auf dem gleichen Niveau wie in der Zeit, in der ich im Ausland gespielt habe. Damit zurechtzukommen, ist nicht immer so leicht. Ich merke manchmal, dass ich an meine Grenzen komme. Es ist einfach hart, von einem Tag auf den anderen den kompletten Lebensstil umzustellen. Der Handball leidet natürlich auch darunter.
Mit der Nationalmannschaft stehen nun zwei Testspiele gegen Belgien an. Im vergangenen November gab es in der WM-Quali zwei deutliche Niederlagen gegen die Ukraine (13:36 und 11:30). Wie hat das Team diese verdaut?
Ich denke, dass wir sie gut verarbeitet haben. Natürlich war es nicht das, was wir uns erhofft hatten. Wir haben den Blick danach aber wieder nach vorne gerichtet. Wir schauen sowieso immer von Spiel zu Spiel.
An was hat die Mannschaft seitdem gearbeitet?
Wir haben seitdem ein paar Dinge geändert, unter anderem unsere Konstellation. Kim Wirtz ist nicht mehr mit dabei, sie hat aufgehört, für die Nationalmannschaft zu spielen. Wir mussten also schauen, ihren Platz durch junge Spielerinnen zu kompensieren. Dementsprechend mussten wir auch unser System anpassen.
Welchen Einfluss hat der Rücktritt von Kim Wirtz auf die Mannschaft?
Kim war auf dem Feld ein Leader. Ihre Position auf der Mitte müssen wir jetzt mit jungen Spielerinnen kompensieren. Es ging nun erst einmal darum, zu sehen, wer auf dieser Position die Verantwortung übernimmt – und die Mannschaft dementsprechend anzupassen. Die Systeme in der Abwehr und im Angriff haben dadurch leicht geändert.
Wie schätzen Sie Ihre Chancen gegen Belgien ein?
Ich weiß nicht genau, wie die Belgierinnen aufgestellt sind. Soweit ich das mitbekommen habe, sind sie aber nicht so schlecht. Sie haben ein paar Spielerinnen, die im Ausland aktiv sind. Wir haben vor ein paar Jahren schon einmal gegen sie gespielt (19:35-Niederlage 2017 und 38:29-Sieg 2019; Anm. d. Red.). Sie spielen einen ganz anderen Handball als wir, und wir dürfen sie nicht unterschätzen. Wir müssen uns darauf einstellen, dass es schwer wird, müssen aber gleichzeitig versuchen, das, was wir in der Mannschaft umgebaut haben, auf dem Feld zu zeigen.
Das heißt, gegen Belgien wird es vor allem darum gehen, das neue Team einzuspielen?
Ganz klar. Das ist das Ziel im Hinblick auf die EM-Qualifikation, die im Oktober beginnt und in der wir auf die ganz großen Mannschaften treffen könnten. Dadurch, dass es keine Phase eins mehr gibt, stehen wir direkt in der Hauptqualifikation. Die Gruppen werden im April ausgelost und es besteht die Möglichkeit, dass wir gegen große Nationen wie Frankreich, Deutschland oder Norwegen fallen. Das sind internationale Mannschaften, die auf einem sehr hohen Niveau spielen. Die beiden Partien gegen Belgien sind eine gute Vorbereitung darauf. Wir werden danach sehen, aus welchen Fehlern der Vergangenheit wir gelernt haben und woran wir noch arbeiten müssen.
Sehen Sie die Möglichkeit, gegen diese großen Mannschaften spielen zu können, als Chance? Auch weil Sie diesmal die Gelegenheit bekommen werden, mehr Begegnungen zu bestreiten, als dies immer in der ersten Quali-Phase der Fall war, wo nach zwei oder drei Spielen an einem Wochenende immer Schluss war?
Ja, es wird etwas ganz anderes sein. Auch gegen kleinere Mannschaft ist man immer hoch motiviert. Aber die Chance, gegen internationale Topnationen zu spielen, bekommt man nicht jeden Tag. Ich denke auch nicht, dass ich das danach in meiner Karriere noch ein paarmal erleben werde. Für uns ist es deswegen schon ein großes Event. Für die jungen Spielerinnen ist es auch die Chance, zu sehen, wie es auf internationaler Ebene läuft. Ich denke, auch für den Verband ist es eine gute Gelegenheit, um zu sehen, an welchen Dingen noch gearbeitet werden muss – Sachen, die gegen kleinere Nationen vielleicht nicht so auffallen. Ich denke, es ist gut, das einmal miterleben zu können und dann darauf aufzubauen.
Das Programm
Zwei Testländerspiele gegen Belgien:
Spiel 1: Freitag, 19.00 Uhr in Niederkorn
Spiel 2: Samstag, 16.00 Uhr in Käerjeng
Der Kader
Im Tor: Laure Flener (HB Käerjeng), Vitoria Da Camara (HB Museldall)
Feldspielerinnen: Dea Dautaj, Sharon Dickes, Laura Willems, Joy Wirtz (alle HBD), Kim Frauenberg, Joanne Rodesch (beide HSG Freiburg/D), Tea Galic, Lena Kirtz, Laura Melchior, Semina Radoncic, Tina Welter, Jenny Zuk (alle HB Käerjeng), Mirela Kozar, Lola Scheuren, Tania Soberano (alle Red Boys)
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