Handball / Die Titelgruppe in der luxemburgischen Meisterschaft ist komplett
In der Qualifikationsrunde der Handballmeisterschaft sind zwölf von vierzehn Spieltagen absolviert. Die verbleibenden zwei werden erst nach der Winterpause im Februar ausgetragen. Doch die Zusammensetzung der Titelgruppe steht jetzt schon fest. Neben den „großen fünf“ (Esch, Red Boys, HBD, Berchem und Käerjeng) wird erneut Diekirch als sechste Mannschaft die Titelgruppe komplettieren. Die Nordisten haben nämlich vier Punkte Vorsprung auf Schifflingen und Petingen und sind im direkten Vergleich besser. Genau wie letztes Jahr werden Schifflingen und Petingen mit der Aufstiegsgruppe vorliebnehmen müssen.
Es ist wie überall auf der Welt, die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Auch wenn in der AXA League der Leistungsunterschied noch im akzeptablen Bereich bleibt, geht es nach den Top 6 aber rapide bergab. Die Mannschaften, die finanziell weniger Möglichkeiten haben, sind gegenüber den Top-Mannschaften chancenlos. Betroffen sind vor allem die Vereine aus der Promotion, die nicht attraktiv sind für potenzielle Sponsoren und somit finanziell nicht in der Lage sind, sich teure Ausländer zu leisten. Es wird also immer schwieriger werden, ganz oben mitzumischen und so fehlt es in der AXA League an Alternativen, die die Liga noch attraktiver gestalten könnten.
Nach zwölf Spielen in der Qualifikationsrunde der AXA League steht der letztjährige Double-Gewinner Esch erneut an der Tabellenspitze. Mit 388 geworfenen Toren liegen sie nur ein Tor hinter den Differdingern, die über den besten Angriff verfügen. Die beste Abwehr stellen aber die Escher mit 273 Gegentoren. Der einzige Ausrutscher der Gulbicki-Truppe war die Heimniederlage gegen die Red Boys, ansonsten wirkte sie sehr souverän, wie auch die gelungene Revanche gegen den Hauptgegner bewies.
Dabei hatte man zu Beginn der Saison nicht unbedingt auf eine Titelverteidigung getippt. Die Escher verloren nämlich aus den verschiedensten Gründen eine ganze Reihe ihrer Leistungsträger. Mit drei neuen Ausländern ist Trainer Gulbicki der Neuaufbau aber recht gut gelungen. Die gezeigten Leistungen machen Esch erneut zum Topfavoriten der diesjährigen Meisterschaft.
Überraschungsteam aus Düdelingen
Der direkte Verfolger und Mitfavorit Red Boys Differdingen musste sich bisher zweimal geschlagen geben. Mit dem Gewinn des Supercups und dem hohen Auswärtssieg in Esch hatte man sie schon als Hauptfavorit auf den Titel gesehen. Doch anschließend kam der Einbruch, nach einigen schwierigen Partien mussten sie eine Heimniederlage gegen Käerjeng einstecken. Und dann kam auch noch die Heimklatsche gegen Esch dazu. War es die Belastung des Europapokals oder wie schon so oft in den letzten Jahren ein Nachlassen der Konzentration? Noch ist nichts verloren, denn der Kader der Red Boys ist sowohl qualitativ als auch quantitativ sehr stark besetzt. Wenn die nötige Konstanz und Einstellung hinzukommen, könnten sie Esch gefährlich werden.
Auf Platz drei überwintert überraschenderweise der HB Düdelingen. Eigentlich hatte man gedacht, dass die erste Saison ohne Tommy Wirtz schwieriger werden würde. Auch weil sie von ihrer guten Jugendarbeit nur teilweise profitieren konnten, denn eine ganze Reihe ihrer Talente haben den Verein verlassen. Von den Neuzugängen hat sich Mikel Molitor am besten eingefügt, Steve Massard ist zwar abwehrstark, im Angriff jedoch noch steigerungsfähig. Der Lette Toms Lielais hingegen hat noch keine Bindung zur Mannschaft gefunden. Zum Glück hatte der letztes Jahr enttäuschende Slobodan Ervacanin sich am Anfang dieser Saison gesteigert, wurde aber dann von einer Verletzung ausgebremst.
Punktgleich auf Platz vier und fünf folgen Berchem und Käerjeng. Die Roeserbanner liegen damit im Soll, setzten sie doch vermehrt auf ihre eigene Jugend. Ihr Torjäger Loïc Goemare hat seine Karriere beendet und Arber Querimi ging zurück nach Belgien. Und so mussten die jungen Raphael Guden, Ariel Pietrasik, Ben Weyer und Le Biel vermehrt Verantwortung übernehmen. Und da die Berchemer noch einige Talente im Köcher haben, kann man davon ausgehen, dass für die Zukunft gesorgt ist. Wunder kann man dieses Jahr noch keine erwarten, doch scheint Trainer Alexandre Scheubel mit seiner Truppe auf dem richtigen Weg zu sein.
Enttäuschend verlief der Saisonauftakt für Käerjeng. Sie kamen Anfang der Saison überhaupt nicht in die Gänge, was im Rücktritt von Trainer Dejan Gajic gipfelte, der anschließend von Co-Trainer Miodrag Jelicic abgelöst wurde. Die Abgänge von Francesco Volpi und Jacques Tironzelli wiegen schwer, außerdem brauchten die Neuzugänge Miroslav Rac und Sébastien Edgar eine Eingewöhnungszeit. Trotzdem verfügt Käerjeng über einen Kader, der zu Höherem fähig sein müsste. Vorausgesetzt, man übt sich in Geduld und Keeper Chris Auger wird schnell wieder gesund.
Diekirch in sicheren Gewässern
CHEV Diekirch schaffte erneut den Sprung in die Titelgruppe, das Mindestziel wurde also schon erreicht und der Fluch einer Fahrstuhlmannschaft abgelegt. Und das mehr als verdient. Spielerisch waren sie Schifflingen und Petingen überlegen – trotz des Abgangs von Peter Ostrihon, der eine neue Herausforderung in Differdingen suchte. Doch auch die Abgänge von drei Ausländern konnten kompensiert werden. Brukwicki, Kondracki, Szymslik und Lodato bescheren Coach Adam Slucz sogar mehr Alternativen, die auch unbedingt nötig waren. Denn trotz dieser Neuzugänge ist der Kader eng bemessen, was in der Titelgruppe einen großen Nachteil bedeutet.
Genau wie im vergangenen Jahr müssen Schifflingen und Petingen versuchen, in der Relegationsrunde den Klassenerhalt zu schaffen. Nachdem der Deal mit dem in Esch ausgemusterten Vasilakis gescheitert war, blieben die Schifflinger ihrer Philosophie treu und machten keine großen finanziellen Investitionen. Und so gelang ihnen auch nur ein Sieg in Petingen, was nicht genügte, um die Relegationsgruppe zu vermeiden. Auch Petingen, das zwar überraschend Diekirch bezwang, hat bisher nur einen Sieg zu Buche stehen. Petingen hatte sich zwar in der Breite verstärkt, die Qualität der Neuzugänge hat jedoch für höhere Ziele nicht gereicht. Mit 430 kassierten Toren, das sind immerhin 35,8 pro Spiel, hat Petingen die löchrigste Abwehr der Liga.
Die Handballmeisterschaft hat wohl etwas an Attraktivität und Niveau verloren. Im vergangenen Jahr gab es noch fünf Mannschaften, die nicht weit auseinanderlagen. In dieser Saison dominieren Esch und Red Boys, während HBD, Berchem und Käerjeng hinterherhinken. Hinzu kommt, dass Schifflingen und Petingen in dieser Saison nicht mehr das Niveau hatten, um mit den Besten zu konkurrieren. Trotzdem hat der Handball im internationalen Kontext gute Ergebnisse zu verzeichnen. Besorgniserregend für die Sportart ist nur, dass es zu wenige konkurrenzfähige Alternativen gibt, was bestimmt auch beim Verband Kopfzerbrechen verursacht. Doch wie kann man das ändern? Das ist die Frage.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos