SC Bettemburg / Trainer Olivier Baudry hadert mit der Einstellung seiner Mannschaft
Am Wochenende kassierte der SC Bettemburg gegen Petingen (0:4) die vierte Saisonniederlage in Folge. Trainer Olivier Baudry kritisiert im Tageblatt-Interview die Einstellung seiner Mannschaft.
Tageblatt: Mit vier Niederlagen aus genauso vielen Spielen verlief das Comeback des SC Bettemburg in der BGL Ligue denkbar unglücklich. Hatten Sie mit solchen Startschwierigkeiten gerechnet?
Olivier Baudry: Dass der Start schwierig werden würde, war uns allen bewusst. Für einen Aufsteiger ist unser Auftaktprogramm nicht einfach. Uns war auch klar, dass wir weniger Qualität als diese Spitzenteams besitzen. Wenn das der Fall ist, muss die Einstellung stimmen, und die hat an den ersten vier Spieltagen ganz einfach nicht gestimmt. Unsere Mentalität hat uns vergangene Saison stark gemacht, leider ist das aktuell nicht mehr der Fall. Auch die Arbeitseinstellung stimmt nicht. Das muss sich schnellstmöglich ändern, denn wenn man keinen Punkt auf dem Konto stehen hat, dann schleichen sich sehr schnell die Zweifel ein.
Besteht die Gefahr, dass die Aufstiegseuphorie zu schnell verfliegt?
Wenn man die Resultate der letzten vier Spieltage der vergangenen Saison betrachtet, dann war die Euphorie damals schon teilweise verflogen. Wir haben uns damals mental hängen lassen. In dieser Saison sind ein paar Spieler neu zur Mannschaft gestoßen und es braucht immer eine gewisse Zeit, bis die Neuzugänge integriert sind. Aber wie gesagt: Es ist alles eine Frage der Mentalität.
Die vier Gegentore gegen Petingen sind teilweise nach naivem Abwehrverhalten gefallen. Sehen Sie das auch so?
Das hat eigentlich nichts mit Naivität zu tun. Solche Gegentore sind das Spiegelbild unserer Trainingseinheiten. Einige Spieler glauben, dass sie mit Leichtigkeit verteidigen können und deshalb machen wir es den Gegnern auch so leicht, Tore zu schießen. Im Angriff ist das Problem ähnlich gelagert. Wir sind nicht effizient und treffen oft die falschen Entscheidungen.
Haben einige Spieler die BGL Ligue unterschätzt?
Ich würde eher sagen, dass sie sich selbst überschätzen. Wir müssen wieder mit unseren Werten spielen, anstatt zu denken, dass wir so ohne Weiteres mit jedem BGL-Ligue-Verein mithalten können. Jeder muss sich in den Spiegel schauen und sich fragen, was er unternommen hat, damit die Mannschaft besser wird. Bei dieser Selbsthinterfragung sind wir noch nicht angekommen. Ein Beispiel dafür sind die Spieler, die bisher nicht in den Spieltagskader nominiert wurden. Sie müssen sich fragen, warum es derzeit nicht für sie reicht. Ich selbst stelle mir jedes Mal die Frage, was ich falsch gemacht habe.
Gibt es trotzdem ein paar positive Dinge?
Ja, wir haben uns gegen Petingen trotz des frühen 0:3-Rückstands nicht aufgegeben und besser gespielt als vor den drei Gegentoren. Aber es ist natürlich schwer, positive Punkte zu finden, wenn man keinen Punkt in vier Spielen geholt hat.
Hat Ihr Kader das Niveau, um die Klasse in der BGL Ligue zu halten?
Wenn die Mentalität stimmt, dann reicht die Qualität auch, um den Klassenerhalt mit dieser Mannschaft zu schaffen.
Sie haben noch fünf Tage Zeit, um noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Wie ist der Stand der Dinge?
Ich bin zufrieden mit der Zusammenstellung der Mannschaft und will mit diesen Spielern die Ziele erreichen. Ich brauche keine neuen Elemente. Es ist an mir jetzt, die richtige Mischung zu finden und die Mannschaft zu ihren Höchstleistungen zu bringen.
Macht sich schon ein bisschen Unruhe im Verein breit?
Ich spüre im Verein keinen Stress, aber man sollte sich nichts vormachen: Wenn eine Mannschaft einen solchen Start in die Saison hinlegt, dann macht man sich schon so seine Gedanken. Ich weiß aber, dass der Verein uns in Ruhe arbeiten lässt. Mir ist aber auch bewusst, dass der erste Schuldige immer der Trainer ist. Und das ist gut für die Spieler, denn sie können in Ruhe arbeiten.
Für Sie selbst ist die BGL Ligue als Trainer auch Neuland. Ist es trotz Ihrer Erfahrungen als Ex-Profispieler auch ein Lernprozess für Sie?
Ich lerne an jedem Tag hinzu. Als in Schifflingen Trainer war, wurde ich nach drei Monaten entlassen. Aus dieser Erfahrung habe ich zum Beispiel gelernt. Aus jedem Scheitern kann man etwas Gutes für die Zukunft herausziehen.
Welche Trainer haben Sie besonders beeinflusst?
Vor allem Michel Leflochmoan während meiner Düdelinger Zeit. Ich habe es sehr genossen, unter ihm zu arbeiten. Er war sehr stark im Management seiner Mannschaft, und das ist für mich das A und O des Fußballs, aber auch die schwierigste Aufgabe als Trainer. Nur ein Team, das gut geführt wird, kann auch erfolgreich sein.
Am kommenden Wochenende treffen Sie auf Hesperingen. Sind Sie froh, dann endlich drei der vier Topteams hinter sich zu haben?
Hesperingen hat nicht nur gute Resultate, sondern auch die Art und Weise stimmt und ist teilweise beeindruckend. Der neue Trainer hat bereits seine Spuren hinterlassen. Ich erwarte von meiner Mannschaft keinen Sieg, sondern einfach nur, dass sie als Mannschaft ihr Bestes geben. Damit wäre ich zufrieden.
Steckbrief
Name: Olivier Baudry
Geboren am 13.4.1970
Staatsangehörigkeit: Franzose
Bisherige Vereine als Trainer: RFCU Lëtzebuerg (Co-Trainer), SC Steinfort, FC Schifflingen 95, SC Bettemburg (seit 1.7.2022)
Vereine als Spieler: RC Lens, Louhans-Cuiseaux (beide F), Olympic Charleroi, Excelsior Mouscron (beide B), FC Mulhouse (F), KRC Harelbeke (B), FC Aarau (CH), RAEC Mons (B), F91, RFCUL, SR Délémont (CH), Jeunesse
Höhepunkte der Karriere: 2x Luxemburger Meister, 2x Luxemburger Pokalsieger, Aufstieg mit dem SC Bettemburg, 108 Spiele in der belgischen Jupiler League (11 Tore)
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