Triathlon / Triathlet Lucas Cambrésy von null auf hundert in der Mixed-Staffel
Lucas Cambrésy sprang am Samstag bei den European Games kurzfristig in der luxemburgischen Mixed-Staffel ein. Der 21-jährige Nachwuchstriathlet ersetzte den erfahrenen Bob Haller und führte das Rennen sogar zwischendurch an. Am Ende belegte er zusammen mit Jeanne Lehair, Eva Daniëls und Gregor Payet den elften Platz.
Jeanne Lehair klatscht in Führung liegend Lucas Cambrésy ab. Der luxemburgische Nachwuchstriathlet legt einen kurzen Sprint hin und springt dann als erster Athlet des dritten Relais in den Krakauer Nowa Huta Lake.
Die Woche von Cambrésy nahm damit die nächste verrückte Wende. Am Mittwoch saß der 21-Jährige noch zu Hause und sah sich in aller Ruhe im Fernsehen den Einzel-Triathlon bei den European Games an. „Ich habe den Sturz von Bob (Haller) gesehen und auf einmal gemerkt, dass er nicht auf die Laufstrecke ging“, erzählt der junge Luxemburger. Er war sofort in Alarmbereitschaft. Denn Cambrésy ist der Ersatzmann der luxemburgischen Mixed-Staffel, die am Samstag in Krakau ihr Debüt feierte. „Ich habe dann schon geahnt, dass ich vielleicht kurzfristig einspringen muss.“
Gewissheit bekam er am Donnerstagmorgen. „Ich erhielt gegen 10 Uhr einen Anruf, als ich gerade aus dem Schwimmtraining kam“, erklärt er. Es ging alles sehr schnell. Am selben Tag stieg er noch abends um 20 Uhr in Luxemburg ins Flugzeug. In Krakau landete er am Freitag um 1 Uhr in der Nacht.
33 Stunden später wurde es dann schon ernst. Bei strömendem Regen wurden die ersten Athleten am Samstagmorgen um 10 Uhr auf die Strecke geschickt. Für Luxemburg machte Gregor Payet den Anfang. Nach 300 Meter Schwimmen, fünf Kilometern auf dem Rad und 1,5 Kilometern Laufen, kam der Sportsoldat als achter zum ersten Wechsel und übergab an Jeanne Lehair. Die 27-Jährige verteidigte die Platzierung im Wasser. Danach kam sie immer besser in Fahrt. Auf dem Rad machte Lehair sofort vier Plätze gut. Ein Sturz vor ihr hielt sie zwar kurz auf, doch die Luxemburgerin kämpfte sich zurück. Auf der Laufstrecke überholte sie schließlich alle ihre Gegnerinnen und setzte sich alleine an der Spitze ab. In Führung liegend übergab sie schließlich an Last-Minute-Mann Cambrésy.
„Man muss wissen, dass ich nicht der erste Ersatzmann bin. Normalerweise ist Stefan (Zachäus) noch vor mir“, so der 21-Jährige: „Ich bin daher eher die Vertretung von der Vertretung. Als ich dann von Jeanne die Führung übernommen habe, hat mich das schon unter Druck gesetzt. Ich wollte unbedingt abliefern und Bob würdevoll ersetzen – und vor allem auch die Mannschaft nicht im Stich lassen.“
„Jeder Einzelne hat das gemacht, was er kann“
Im Wasser schlug sich Cambrésy gut. „Das Schwimmen war ok. Der Ungar hinter mir fing mich zwar schnell ein. Dessen war ich mir aber schon davor bewusst. Denn er ist auch bei internationalen Rennen immer vorne dabei“, so der Luxemburger. Es gelang dem Nachwuchstriathlet trotzdem, an der Spitze dranzubleiben. „Ich habe mich im Winter viel auf das Schwimmen konzentriert, weil es letzte Saison einer meiner Schwachpunkte war“, erklärt er. „Jetzt ist es besser geworden. Natürlich fehlt im Vergleich zu den Topathleten noch ein bisschen Erfahrung.“ Als Dritter stieg er schließlich aus dem Nowa Huta Lake. „Auf dem Rad wurde es dann kompliziert für mich“, fasst Cambrésy zusammen. Er wurde auf dem Rad und danach der Laufstrecke durchgereicht und kam nach seinem Relais mit 1:13 Minuten Rückstand auf die Spitze zum Wechsel. Eva Daniëls übernahm als Elfte. Diesen Platz verteidigte die letzte luxemburgische Starterin schließlich bis ins Ziel. Die Top Ten verpasste das luxemburgische Quartett in 1:09,21 Stunden um nur zwei Sekunden. Gewonnen wurde das Rennen von der norwegischen Staffel.
Mit der Leistung zeigte sich Nationaltrainer Thomas Andreos zufrieden. „Sie haben das gezeigt, was wir von ihnen erwartet haben. Jeder Einzelne hat das gemacht, was er kann.“ Es sei „normal“, dass der junge Cambrésy noch nicht mit der Spitze mithalten kann. „Die Konkurrenz hier hat einfach ein höheres Niveau. Was er gezeigt hat, war aber ganz korrekt. Mehr hätte man nicht erwarten können. Vor allem, weil es so kurzfristig war“, so Andreos. „Das Endergebnis ist für Lucas aber etwas schwer zu ertragen. Er hat ein bisschen das Gefühl, die Staffel verloren zu haben. Er hat als Führender übernommen und dann Zeit eingebüßt.“
Cambrésy selbst war aber auch froh, die Erfahrung gemacht haben zu dürfen. „So etwas mit 21 Jahren zu erleben ist toll. Ich bin auch stolz, bei diesem Stück Geschichte des luxemburgischen Triathlons dabei gewesen zu sein. Ich hoffe, dass ich irgendwann auch zum Stammteam gehören kann.“
Aktuell bilden dieses noch andere männliche Athleten. Mit Haller oder Zachäus neben Payet auf der Strecke in Krakau „wäre es, um abzuliefern, optimaler gewesen. Sie sind erfahrener und leistungsfähiger als Lucas“, erklärt Andreos. Haller konnte nach seinem Sturz aber nicht starten, Zachäus stand ebenfalls nicht zur Verfügung. „Mit Bob oder Stefan wäre eine Top fünf meiner Ansicht nach möglich gewesen“, so der Nationaltrainer.
Für die Staffel-WM in Hamburg in zwei Wochen hofft Cambrésy vorerst, „dass Bob wieder fit ist. Man hat gesehen, dass Gregor und Jeanne vorne mitmischen können. Eva auch. Bob zu ersetzen ist für mich nicht leicht. Ich wäre zwar bereit, noch mal einzuspringen, aber ich hoffe, dass er wieder fit ist.“ Auch Zachäus könnte dann eine Rolle spielen. Die luxemburgische Mixed-Staffel hofft, in einem Jahr in Paris dabei zu sein.
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