EM-Kolumne „Extrawurst“ / Türkische Wölfe und Pfeifkonzerte
Sportlich ist die Türkei bei der EM eher positiv aufgefallen. Was sich etliche türkische Fans und mindestens ein Spieler geleistet haben, gehört jedoch zur hässlichen Seite des Sports. Dass Erstere die Gegner ihrer Mannschaft im Stadion gnadenlos und penetrant auspfeifen, ist höchst unsportlich. Es zu verhindern dürfte allerdings schwierig sein. Immerhin war von einigen Public Viewings wie etwa am Kölner Heumarkt in Erfahrung zu bringen, dass dort auf türkische Pfeifkonzerte verzichtet worden war – weil keine Gegner oder kaum gegnerische Fans zugegen waren. Diese wären kaum gegen die türkische Übermacht angekommen. Im Achtelfinalspiel zwischen Österreich und der Türkei wurde der österreichische Spieler Marcel Sabitzer von einer Münze am Kopf getroffen und ging zu Boden. Danach richtete er sich auf und spielte weiter. Auf der anderen Seite bombardierten österreichische Fans den 19-jährigen Real-Madrid-Profi Arda Güler mit Plastikbechern. In der Vergangenheit wurde ein Spiel schon mal wegen eines Büchsenwurfs annulliert: Beim Europapokal-Achtelfinale am 20. Oktober 1971 von Borussia Mönchengladbach gegen Inter Mailand (7:1) traf eine Blechdose den Inter-Spieler Roberto Boninsegna, der daraufhin theatralisch zu Boden ging. Der Vorfall ging als Büchsenwurf vom Bökelberg in die Fußballgeschichte ein. Den Vogel abgeschossen hat am Dienstagabend jedoch der Doppeltorschütze Merih Demiral. Er zeigte mit beiden Händen den sogenannten Wolfsgruß, ein Symbol für die türkische rechtsextremistische Organisation der Grauen Wölfe. Deren Anhänger wollen ein großtürkisches Reich. Ihr Wolfszeichen, verharmlosend auch „Schwur der Idealisten“ genannt, hat in einem Stadion nichts verloren. Die UEFA darf den Vorfall nicht ungeahndet lassen. Auch andernorts kam es bei dem Turnier zu unschönen Zwischenfällen – etwa, als in der Gruppenphase England und Serbien aufeinandertrafen. Dabei soll es seitens der Serben zu rassistischen Gesängen gegen dunkelhäutige englische Spieler gekommen sein. Auch das ist nicht zu dulden.
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