Luxembourg Open / Turnierdirektorin Danielle Maas kündigt Veränderungen an: „Kapitel WTA schließt sich“
Die BGL BNP Paribas Luxembourg Open 2021 sind vorbei – für Turnierdirektorin Danielle Maas endet damit eine stressige Woche. Im Gespräch mit dem Tageblatt blickt sie nicht nur auf die diesjährige Ausgabe zurück, sondern verrät auch, dass die Zusammenarbeit mit der WTA nach 25 Jahren enden wird. Die IWTP (International Women’s Tennis Promotion) wird aber auch im kommenden Jahr wieder ein Event auf Kockelscheuer organisieren.
Tageblatt: Die 25. Jubiläumsausgabe der BGL BNP Paribas Luxembourg Open endete am Sonntag mit einem Erfolg von Clara Tauson. Welche sportliche Bilanz ziehen Sie nach der Woche?
Danielle Maas: Natürlich wären wir froh gewesen, wenn wir die an Nummer eins und zwei gesetzten Spielerinnen im Finale gesehen hätten. Mit Belinda Bencic und Elise Mertens ist dies leider nicht passiert. Wir haben aber tolle Matches gesehen. Das Highlight war natürlich das Weiterkommen von Mandy Minella. In meinen Augen war das Turnier auf sportlicher Ebene ein voller Erfolg. Die Zuschauer haben tollen Tennis geboten bekommen.
Der ein oder andere große Name hat vielleicht gefehlt. Man muss aber hervorheben, dass wir bei der diesjährigen Ausgabe auf die Gold- und Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Spiele (Belinda Bencic und Marketa Vondrousova, Anm. d. Red.) zählen konnten.
In den vergangenen Jahren gab es kurz vor Turnierbeginn immer wieder Absagen von Topspielerinnen. Außer Andrea Petkovic sind in diesem Jahr alle, die sich angemeldet hatten, auch angereist …
Dazu muss ich sagen, dass sich im Großen und Ganzen auch weniger große Namen für das Tableau angemeldet hatten. Wir haben das Turnier in den September verschoben, um den Anforderungen der WTA besser gerecht zu werden – das Village war ja beispielsweise draußen. Dieser Termin war aber nicht optimal, das haben wir in den Verhandlungen mit den Spielerinnen erlebt. Man hat uns immer gesagt: Wir schauen mal, was nach den US Open passiert. Einige wollten sich erholen, andere waren nach dem Turnier in Amerika nicht motiviert. Deshalb war diese Woche in Bezug auf die großen Namen, die sich vielleicht für einen anderen Termin angemeldet hätten, nicht optimal.
Wir konnten aber Zuschauer empfangen und etwas Normalität mit einbringen, deshalb war der Termin für dieses außergewöhnliche Jahr ideal.
Welche Spielerinnen haben Sie bei der diesjährigen Ausgabe am meisten überrascht?
Clara Tauson hat uns auf sportlicher Ebene extrem überrascht, sie hat sehr gutes Tennis gespielt. Idem für Marketa Vondrousova. Wir haben nicht direkt damit gerechnet, dass die beiden sich so gut schlagen würden. Auch Ostapenko hat voll geliefert und als Titelverteidigerin alles andere als enttäuscht.
Gab es auch Enttäuschungen?
Wir sind etwas enttäuscht, dass es Belinda Bencic nicht ins Finale geschafft hat. Sie hat in ihrem ersten Match richtig stark gespielt und im zweiten auf einmal so schlecht. Für sie tat es mir schon ein bisschen leid. Elise Mertens hatte sich schon in ihrem ersten Spiel schwergetan. Es war zu erwarten, dass es für sie schwer werden würde.
Mit dem Abschied von Mandy Minella gab es auf Kockelscheuer zudem einen sehr emotionalen Abend …
Für uns war es toll, dass sie in der zweiten Runde stand. Wir haben ihr zum Abschied eine kleine Feier organisiert. Das war für uns alle, inklusive der Ballkinder, die dabei mitgewirkt haben, ein besonderer Moment. Mandy hat vor 20 Jahren erstmals hier gespielt – ich glaube, es ist uns mit der Feier gelungen, ihr Respekt zu zollen und unsere Freundschaft mit ihr zu würdigen.
Sie haben vor dem Turnier gesagt, dass Corona bei der Organisation eine Hauptrolle gespielt hat. Ist der Wettbewerb trotzdem so gelaufen, wie Sie es sich vorgestellt hatten?
Das ist ganz klar, Corona hat eine Hauptrolle gespielt. Wir müssen aber sagen, dass alles extrem gut geklappt hat. Das System Covid-Check hat sehr gut funktioniert. Das Fazit in einem Wort zusammengefasst lautet: Top. Wir hatten sehr viel Hilfe vom Gesundheitsministerium und der „Inspection sanitaire“. Wenn wir Fragen hatten, waren sie Tag und Nacht erreichbar. Unsere ganzen Sicherheitssysteme haben sehr gut funktioniert. Wir haben bei den Spielerinnen und den Leuten um sie herum eine sehr engmaschige Teststrategie angewendet – auch da gab es keine besonderen Vorkommnisse. Unser System, der Ablauf des Turniers, die Organisation und das disziplinierte Publikum waren top.
Wir fühlen uns in der Zusammenarbeit mit der WTA nicht mehr wohlüber die Organisation des Turniers auf Kockelscheuer
Also kann man sagen, dass es besser gelaufen ist, als Sie es sich im Voraus erwartet hatten?
Ja, zu 100 Prozent. Für diese Situation gab es keine Referenzen. Wir wussten gar nicht, was passieren würde und ob die Menschen dies alles mitmachen würden. Es war wirklich ein voller Erfolg.
Die diesjährige Ausgabe ist nun vorbei. Haben Sie sich schon Gedanken über das kommende Jahr gemacht?
Es wird im nächsten Jahr etwas komplett anderes geben. Die IWTP macht weiter, aber wir werden kein WTA-Turnier mehr organisieren. Das ist eine große Veränderung. Wir fühlen uns aber in der Zusammenarbeit mit der WTA nicht mehr wohl. Die Qualität des Turniers, so wie wir uns sie vorstellen, der familiäre Aspekt und all das drum herum ist nicht mehr gegeben. Deshalb haben wir die Entscheidung getroffen, nach 25 Jahren WTA aufzuhören. Wir sind froh, dieses Kapitel, das uns keine Freude mehr bereitet hat, nun zu schließen. Wir haben aber schon ein neues Projekt in der Pipeline.
Wie ist es genau zu dieser Entscheidung gekommen?
Es war keine Entscheidung aus dem Bauch heraus, diese haben wir auch schon vor dem Start des Turniers getroffen. Es hat uns viele Nerven gekostet, diese Woche so zu organisieren, wie es die WTA wollte. Die Zusammenarbeit war sehr schwierig. Die Regeln der WTA und deren Herangehensweise haben sich seit 2019 stark geändert. Unser Turnier steht für familiäre Werte, Nähe zu den Spielerinnen und wir stehen für eine gute Atmosphäre. Wir haben uns über die letzten Jahre einen Namen gemacht und haben riskiert, diesen Namen, aufgrund der Regeln, die uns aufgedrängt wurden, zu verlieren. Ich gebe ein Beispiel. Wir haben am vergangenen Sonntag in der Philharmonie 25 Jahre WTA-Turnier gefeiert. Bei der Gala war aber kein Offizieller der WTA anwesend, um eine Rede zu halten. Man hat den Spielerinnen außerdem verboten, daran teilzunehmen. Das zeigt, dass auch von ihrer Seite keine große Begeisterung mehr herrschte, um mit uns weiterzuarbeiten. Das beruht aber auf Gegenseitigkeit. Das Kapitel WTA schließt sich nun. Für uns schließt es sich aber nicht mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sondern nur mit einem lachenden Auge. Wir werden diese Tür zwar schließen, im nächsten Jahr aber eine neue öffnen.
Was bedeutet das konkret?
Es ist zu früh, um etwas Konkretes zu sagen. Wir haben viele Pläne und große Ideen. Das Einzige, was ich zu diesem Zeitpunkt sagen kann, ist, dass wir auch im kommenden Jahr ein Event organisieren werden, und dieses wird wahrscheinlich wieder wie gewohnt im Oktober und nicht im September stattfinden. Wir haben die Zusammenarbeit mit unserem Partner Octagon um zwei Jahre verlängert, dieser wird das neue Projekt mit unterstützen. Wir werden uns nach dem diesjährigen Turnier nun erst mal etwas ausruhen, danach werden wir voll motiviert mit der Organisation beginnen.
Wir sind froh, dass wir das Kapitel WTA, wie man sagt, „en beauté“ abschließen konnten. Das heißt, wir haben uns getraut, das Turnier 2021 noch einmal zu organisieren. Dies war nicht selbstverständlich, denn es gab in diesem Jahr aufgrund der Pandemie viele Wettbewerbe, die nicht stattfanden. Die Ausgabe war organisatorisch wie auch sportlich ein voller Erfolg. Ich persönlich hätte im Voraus nicht gedacht, dass diese Ausgabe so gut ankommen würde.
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