Tour de Luxembourg / Van der Poel, weltmeisterlich: Niederländer gewinnt 1. Etappe souverän
Mathieu van der Poel ist seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hat die 1. Etappe der Tour de Luxembourg gewonnen. Der 29-Jährige gewann den Sprint in Luxemburgs Altstadt souverän und wechselt damit vom Trikot des Weltmeisters ins Gelbe Trikot des Gesamtführenden. Mit Bob Jungels, Kevin Geniets und Mats Wenzel kamen drei Luxemburger in der ersten Gruppe ins Ziel.
Am Ende des Zielsprints wirkte es doch locker, souverän und fast schon zu einfach. Mathieu van der Poel nahm auf den letzten Metern den Fuß vom Gas und jubelte ausgelassen bei seiner Premiere bei der Tour de Luxembourg. Dabei waren seine Konkurrenten im Finale keine No-Names: Immerhin kam Christophe Laporte (Visma-Lease a Bike), Europameister von 2023, auf Platz 2, Dritter wurde der Däne Andreas Kron (Lotto Dstny), die gegen „MVDP“ aber keine Chance hatten.
Insgesamt war es eine harte Etappe über 158 Kilometer von Luxemburg-Knuedler nach Luxemburg-Fëschmaart. In der Ausreißergruppe des Tages fanden sich vier Fahrer wieder: der Niederländer Pepijn Reinderink (Soudal Quick-Step), der Italiener Mattia Bais (Polti Kometa), der Belgier Vincent van Hemelen (Flanders-Baloise) und der Luxemburger Alexandre Kess (FSCL).
Das Quartett erarbeitete sich einen Vorsprung von 6:30 Minuten, ehe erst Van Hemelen und dann Kess abreißen lassen musste. Der 21-jährige Luxemburger musste in der Côte d’Eschdorf das Führungsduo ziehen lassen. Im Peloton blieb das Tempo hoch, immer wieder trieben die großen Teams wie UAE in Form von Nils Politt das Tempo hoch.
Erster Sieg seit fast sechs Monaten
Am Ende wurden die beiden verbliebenen Ausreißer etwa zehn Kilometer vor dem Ziel eingeholt. Der Rest: weltmeisterlich. Im Schlussspurt, der ansteigend war, setzte sich Van der Poel spielerisch durch. „Es war eine sehr schöne Etappe“, sagte Van der Poel. „Es ist etwas her, dass ich das letzte Mal meine Arme in die Luft strecken durfte.“ Der letzte Sieg des Weltmeisters datiert vom 7. April – damals gewann er Paris-Roubaix. Zugleich feierte Van der Poel am Mittwoch seinen 50. Profisieg auf der Straße.
Das Weltmeister-Trikot wird in Luxemburg also vorerst nicht zu sehen sein. Am Mittwochnachmittag streifte sich Van der Poel das Gelbe Trikot des Gesamtführenden über. „Es war eine schöne Etappe und die restlichen Etappen sehen hart aus, also werde ich sie genießen. Ich bin sehr glücklich über den Etappensieg.“ Fraglich ist nun, mit welcher Taktik Van der Poel und sein Team Alpecin-Deceuninck in die nächsten Etappen gehen werden. Während zwei Fahrer des Teams nicht an den Start gingen, gab ein weiterer das Rennen auf (mehr dazu in „Kurz und Knapp“). „Ich denke, dass es wichtig ist, Etappen zu gewinnen. Wir haben einige Fahrer durch Krankheit verloren, jetzt sind wir nur noch zu dritt. Es wird daher schwierig sein, das Rennen zu kontrollieren. Ich bin hierhergekommen, um eine Etappe zu gewinnen, und das ist mir auf der ersten Etappe gelungen. Das ist schön und nimmt etwas Druck von den kommenden Etappen“, so Van der Poel, der sich in Luxemburg auf das Straßenrennen bei der WM in Zürich am 29. September vorbereitet.
Durch den Sieg in Luxemburg verdrängt er damit auch etwas frühere Niederlagen. „Es ist schon eine Weile her, dass ich hier in Luxemburg war, es muss die Cyclocross-Weltmeisterschaft gewesen sein, bei der ich verloren habe“, fuhr der Alpecin-Deceuninck-Führende fort und bezog sich dabei auf die Cyclocross-Weltmeisterschaft 2017, bei der Van der Poel gegen seinen großen Rivalen Wout van Aert verlor.
46 Radsportler in der ersten Gruppe
Als bester Luxemburger belegte Bob Jungels (FSCL) Platz 16. Ebenfalls in der ersten Gruppe fuhren aus luxemburgischer Sicht Kevin Geniets (Groupama-FDJ) als 31. und Mats Wenzel (FSCL) als 36. durchs Ziel. „Es war keine leichte Etappe, schon allein wegen des Profils und des Windes, der das Rennen noch härter gemacht hat“, sagte Jungels. „Es war den ganzen Tag über sehr schnell und ich habe am Ende davon profitiert, dass die Gruppe klein war und ich die Strecke kannte, um mich gut zu positionieren, sodass ich mit den ersten Fahrern ins Ziel kam. Unser Plan war es, einen Fahrer in die Ausreißergruppe des Tages zu bringen, und das ist uns gelungen. Wir haben ein sehr junges Team und sie lernen sehr schnell. Ich bin mit der heutigen Leistung des Teams zufrieden. Morgen (heute), mit der Ankunft in Schifflange, könnte es eine ähnlich schwierige Ankunft wie heute werden, vor allem da der Pfosten von Kayl mehrmals passiert wurde. Wir werden wachsam sein müssen.“
Mats Wenzel reagierte nach der Etappe wie folgt: „Es war viel Wind, das Feld war teilweise ziemlich langgezogen. Am Ende hätte ich den Schlussspurt noch härter erwartet. Die Anfahrt zum Sprint mit richtig hoher Geschwindigkeit und einer breiten Straße war nicht meins, da muss man ins Risiko gehen. Im Sprint habe ich hier nicht so viele Chancen, deswegen tue ich mir schwer, voll mitzugehen. Unser Ziel war es heute, einen in der Ausreißergruppe zu haben. Alex (Kess) hat einen guten Job gemacht.“
Wie hart die Etappe war, spiegelt sich in der Ergebnisliste wider: Insgesamt kamen lediglich 46 Fahrer in der gleichen Zeit wie der Etappensieger ins Ziel. Unter diesen Fahrern waren Favoriten auf den Gesamtsieg wie Matias Skjelmose (Lidl-Trek/12.), Valentin Madouas (Groupama-FDJ/13.), Juan Ayuso (UAE/21.) oder Marc Hirschi (UAE/26.). Dass Hirschi mit Ambitionen nach Luxemburg kommt, zeigte er auf der 1. Etappe: In einem Zwischensprint, den die beiden Ausreißer gewannen, sprintete der Schweizer auf Platz 3 – und sicherte sich damit eine Bonussekunde. Hirschi scheint seinen Sieg aus dem letzten Jahr noch im Hinterkopf zu haben, 2023 gewann er die Rundfahrt mit drei Sekunden Vorsprung auf Brandon McNulty.
Doch einige Favoriten mussten am Mittwoch bereits einen herben Zeitverlust hinnehmen und konnten nicht um den Tagessieg mitsprinten. Mads Pedersen (Lidl-Trek) fuhr an der Seite seines Teamkollegen Alex Kirsch mit 8:08 Minuten Rückstand über den Zielstrich. Am Donnerstag steht die nächste Chance für die Sprinter an. 155 Kilometer führen dann von Junglinster nach Schifflingen.
Im Überblick
Tour de Luxembourg, 1. Etappe: Luxemburg-Knuedler – Luxemburg-Fëschmaart (158 km)
1. Mathieu van der Poel (Niederlande/Alpecin) in 3:46:28 Stunden, 2. Christophe Laporte (Frankreich/Visma), 3. Andreas Kron (Dänemark/Lotto), 4. Bart Lemmen (Niederlande/Visma), 5. Finn Fisher-Black (Neuseeland/UAE), 6. Antonio Tiberi (Italien/Bahrain), 7. Wilco Kelderman (Niederlande/Visma), 8. Ruben Guerreiro (Portugal/Movistar), 9. Jon Barrenetxea (Spanien/Movistar), 10. Jordan Labrosse (Frankreich/Ag2r), … 16. Bob Jungels (Luxemburg), … 31. Kevin Geniets (Luxemburg/Groupama-FDJ), … 36. Mats Wenzel (Luxemburg) alle gleiche Zeit, … 71. Noé Ury (Luxemburg), 72. Arno Wallenborn (Luxemburg), … 85. Alex Kirsch (Luxemburg/Lidl-Trek), … 89. Arthur Kluckers (Luxemburg/Tudor) 8:08, … 98. Alexandre Kess (Luxemburg) 12:55, … 105. Mathieu Kockelmann (Luxemburg) 19:03
Gesamtwertung nach 1 von 5 Etappen
1. Van der Poel 3:46:18, 2. Laporte 0:04, 3. Kron 0:06, 4. Marc Hirschi (Schweiz/UAE) 0:09, 5. Lemmen, 6. Fisher-Black, 7. Tiberi, 8. Kelderman, 9. Guerreiro, 10. Barrenetxea, … 17. Jungels, … 31. Geniets, … 36. Wenzel alle 0:10, … 71. Ury, 72. Wallenborn, … 85. Kirsch, … 89. Kluckers 8:18, … 98. Kess 13:05, … 105. Kockelmann 19:13
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