Basketball / Vom Favoriten zum Underdog: Meister Steinsel nach der Verletzung von Bobby Melcher
In der entscheidenden Meisterschaftsphase muss Meister Steinsel mit zwei bedeutenden Nachrichten zurechtkommen. Zuerst verkündete Etienne Louvrier, dass er nach dem Ende der Saison seine Trainerkarriere beenden wird. Am Samstag verletzte sich zum Play-off-Auftakt dann Bobby Melcher und wird den Rest der Saison verpassen.
Es ist eine Nachricht, die niemand gerne erhalten möchte, schon gar nicht nach dem ersten Play-off-Spiel einer Saison. Doch Meister Steinsel erwischte es am Samstag in der ersten Partie gegen Contern, die man letztlich deutlich gewann, böse. Es war in der elften Spielminute, als Bobby Melcher unter den gegnerischen Korb zog und plötzlich liegen blieb. Einen richtigen Kontakt zu einem Gegenspieler gab es nicht. Schnell wurde eine Verstauchung des Knöchels vermutet, doch spätestens als der Krankenwagen kam und der 28-Jährige noch während der Partie ins Krankenhaus gebracht wurde, war klar, dass es sich um etwas Schlimmeres handeln müsse. Wie nun feststeht, hat sich der Nationalspieler mehrere Brüche im Knöchel zugezogen, sogenannte Mikrofrakturen. Für Bobby Melcher bedeutet dies mindestens sechs bis acht Wochen Pause und damit das Saisonende.
„Es war natürlich ein Schock“, meint auch Trainer Etienne Louvrier. „Ich habe mir das Video noch einmal angeschaut und ich weiß noch immer nicht wirklich, wie das passieren konnte.“ Eines steht in Steinsel allerdings fest: „Wir werden die Köpfe nicht hängen lassen.“ Auch wenn für den erfahrenen Coach sein Team mit dem Ausfall seines besten Spielers nun von der Rolle des „Favoriten“ zum „Underdog“ wird. „Ein wenig die Rolle, wie wir sie in der letzten Saison hatten.“ Es scheint klar zu sein, dass die Karten in der Meisterschaftssaison 2022/23 nun erst recht wieder neu gemischt werden.
Andere Argumente
Und so stand in Steinsel Anfang der Woche vor allem eines im Mittelpunkt: An der Moral arbeiten und die Rollen neu definieren. Dass der amtierende Meister in dieser Saison auch ohne Melcher gewinnen kann, hat er in den letzten Wochen bereits gezeigt, als der Leader mit einem Fingerbruch ausfiel. „Wir haben auch noch andere Argumente“, betont der belgische Coach. Vor allem Spieler wie Noah Medeot und Jonas Theisen haben in dieser Saison noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. Denn bis zum neuen Jahr musste die Mannschaft bekanntlich auch auf Tom Konen, einen weiteren Leistungsträger der letzten Saison, verzichten. Vor allem an Medeot dürfte es nun liegen, die große Lücke zu füllen. Aber auch an etwas anderem wird der Coach mit seinen Spielern arbeiten: „Wenn Bobby auf dem Platz steht, gibt er den anderen Spielern Selbstvertrauen. Sie müssen lernen, dies auch in sich selbst zu finden.“ Mehr denn je sind nun auch die erfahrenen Jarvis Williams und Scott Morton gefordert.
Dass die Verletzung von Melcher zum ungünstigsten Zeitpunkt der Saison erfolgte, ist auch dem Meistertrainer bewusst. „Wäre dies vor zwei Wochen passiert, hätten wir noch andere Lösungen finden können. Doch jetzt spielen wir alle drei Tage, da ist das nicht so einfach möglich.“ Und so hofft Louvrier, dass sein Team die eigentliche Pflichtaufgabe am Mittwoch in Contern erfüllen und mit einem zweiten Sieg das Halbfinale vorzeitig klarmachen wird. Dann würde wenigstens eine Woche Zeit bleiben, sich auf das erste Spiel gegen Ettelbrück oder Fels vorzubereiten. Und so sieht der 56-Jährige auch das Positive: „Als Bobby am Samstag ausschied, hatte er noch keine Punkte erzielt. Auch Jarvis kam nur auf sieben Zähler, davon zwei Freiwürfe und Körbe zum Schluss des Spiels. Unsere zwei Hauptspieler waren am Samstag nicht in Form und wir haben uns trotzdem deutlich durchgesetzt.“
Schluss am Ende der Saison
Dabei würde Etienne Louvrier nur zu gerne mit einem weiteren Titel seinen Abschied aus Steinsel feiern. Wie vor zwei Wochen bekannt wurde, wird der Coach am Ende der Saison nicht nur den Klub verlassen, sondern seine Trainerkarriere beenden. „Das war eine Entscheidung, die ich für mich schon vor der Saison getroffen hatte.“ Nun war es jedoch an der Zeit, die Verantwortlichen zu informieren. „Mein Vertrag lief sowieso aus und es ist ja nicht so, dass ich zu einem anderen Verein wechseln würde. Möglichkeiten in Belgien und Frankreich gab es jedenfalls.“
Der Parcours, den der 56-Jährige mit Steinsel absolviert hat, ist jedenfalls beeindruckend. Als Louvrier das Team im Dezember 2019 übernahm, stand es am Ende der Tabelle, hatte gerade eine 43:105-Klatsche gegen Düdelingen kassiert. Nichts war mehr zu sehen von der goldenen Generation, die kurz zuvor noch drei Meistertitel und drei Pokalsiege feiern durfte. Die Aussichten waren alles andere als rosig. Zweieinhalb Jahre später hatte Louvrier dann selbst aus dem Team eine Meistermannschaft geformt. „Ich muss sagen, dass ich schon einiges an Energie gelassen habe und müde bin. Vielleicht auch ein Grund meiner Entscheidung“, gibt er mit einem Lachen zu. „Doch ich glaube, dass ich den Verein in einer guten Position zurücklassen werde.“
Dass er sich in Zukunft auch noch die eine oder andere Partie in Steinsel anschauen wird, dessen ist sich der Belgier sicher. Doch erst einmal gilt die volle Konzentration dem Rest der Saison.
Programm
LBBL Herren:
Play-off-Viertelfinale (best of three):
1. Spiel:
Steinsel – Contern 87:71
Esch – Walferdingen 91:80
Düdelingen – Bartringen 74:72
Ettelbrück – Fels 93:90 n.V.
2. Spiel, am Mittwoch:
20.00: Bartringen – Düdelingen
20.30: Fels – Ettelbrück
20.45: Contern – Steinsel
Am Donnerstag:
20.00: Walferdingen – Esch
Evtl. Entscheidungsspiel, Samstag, 1. April:
20.00: Steinsel – Contern
Düdelingen – Bartringen (keine Uhrzeit festgelegt)
Sonntag, 2. April:
16.15: Esch – Walferdingen
17.15: Ettelbrück – Fels
Programm
LBBL Damen:
Play-off-Viertelfinale (best of three):
1. Spiel:
Bartringen – Steinsel 86:76
Düdelingen – Musel Pikes 91:60
Hostert – Esch 102:62
Walferdingen – Contern 76:73
2. Spiel, am Mittwoch:
18.45: Contern – Walferdingen
20.00: Esch – Hostert
20.00: Musel Pikes – Düdelingen
Am Donnerstag:
19.00: Steinsel – Bartringen
Evtl. Entscheidungsspiel, Samstag, 1. April:
17.15: Bartringen – Steinsel
18.00: Walferdingen – Contern
Düdelingen – Musel Pikes (keine Uhrzeit festgelegt)
Sonntag, 2. April:
16.00: Hostert – Esch
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