Handball / Warum der Zeitpunkt für einen Umbruch in der Nationalmannschaft gekommen ist
Mit dem EM-Qualifikationsspiel gegen Nordmazedonien beginnt für die Handball-Nationalmannschaft heute um 20.15 Uhr in der Coque ein neues Kapitel. Interimscoach Maik Handschke hat eine Verjüngung des Kaders eingeleitet, die das FLH-Team bereit für die Zukunft machen soll.
Die Handball-Nationalmannschaft muss einen Umbruch durchlaufen. Das verdeutlichte Interimstrainer Maik Handschke am Montag noch einmal auf der Pressekonferenz vor dem abschließenden Doppeltermin in der EM-Qualifikation gegen Nordmazedonien und Portugal. „Warum die neue Mannschaft?“, fragte der ehemalige deutsche Nationalspieler und gab selbst die Antwort: „Unsere Situation ist bekannt. Nach den zwei Niederlagen gegen die Türkei ist in der Qualifikation nicht mehr viel zu erreichen. Es wäre vermessen zu sagen, dass wir jetzt gegen Portugal oder Nordmazedonien einen Sieg einfahren wollen, weil das relativ unwahrscheinlich ist. Die Mannschaften sind einfach auf einem anderen Level. Somit ist die Kampagne gescheitert. Deswegen ist für mich als Sportdirektor jetzt die Zeit gekommen, wo ich sage: Wir müssen einen Umbruch einleiten mit Spielern, die in der Jugend und der Meisterschaft gute Leistung zeigen.“
Überzeugende Leistungen im Jugendbereich
Symbolisch für das verjüngte Gesicht des Nationalteams hatte Handschke deswegen auch drei junge Nationalspieler mit zur Pressekonferenz gebracht. Der erst 17-jährige Luke Kaysen spielt in Deutschland bei Bayer Dormagen, der 19-jährige Nick Peters spielt in Luxemburg beim HC Berchem. Beide sind erstmals für die A-Auswahl nominiert. Loïc Kaysen gehört dem Kader schon länger an, ist aber auch erst 21 Jahre alt und kämpft aktuell mit seinem Verein Krefeld Niederrhein in Deutschland um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Es sind drei Akteure, die stellvertretend für den Umbruch stehen.
In den vorläufig 27-köpfigen Kader, mit dem Handschke in der vergangenen Woche die Vorbereitung auf die beiden Begegnungen aufnahm, hatte er elf neue Spieler im Vergleich zu den Türkei-Begegnungen vor einem Monat berufen. Darunter sind Jugendliche, die unter seiner Regie in den vergangenen Jahren mit guten Leistungen in den FLH-Nachwuchsmannschaften auf der internationalen Bühne überzeugten. „Mit dem Sportlycée haben wir 2021 bei der Schulweltmeisterschaft den fünften Platz gemacht. Und das war nicht gegen irgendwelche Mannschaften, sondern gegen Nationen wie Frankreich, Dänemark oder auch Deutschland. Wir haben damals Teams wie die Slowakei, Brasilien oder auch Nordmazedonien hinter uns gelassen“, erklärt Handschke: „Das Ganze setzte sich im vergangenen August mit dem dritten Platz bei der U18-Championship fort. Das war ein historischer Erfolg, den es in Luxemburg so noch nie gab.“ Zwei luxemburgische Spieler wurden bei dem Turnier auch ins All-Star-Team gewählt. „Also war es für uns einfach nur logisch, dass wir diese jungen, hoffnungsvollen Talente, die auch schon bewiesen haben, dass sie Erfolg haben können, in die A-Nationalmannschaft hochziehen“, so Handschke, der den Nachwuchs bei diesen Turnieren betreute und von „meinen Jungs“ spricht. „Für mich war es selbstverständlich, ihnen jetzt eine Chance zu geben und sie dadurch auch zu motivieren.“ Zudem wollte er im Kader mehr Konkurrenzkampf schaffen.
Dass das funktioniert, bestätigte Peters. „Man hat in der Vorbereitung gespürt, dass jeder im Training alles gibt. Es besteht die Möglichkeit, Erfahrung zu sammeln und sich international zu messen. So eine Chance muss man schätzen und man darf sich selbst, aber auch die Person, die einem diese Chance gegeben hat, nicht enttäuschen.“
Ein vielversprechender Test
Von den zunächst 27 nominierten Spielern hat Handschke nach einem dreitägigen Lehrgang 20 in den engeren Kader für das Spiel gegen Nordmazedonien berufen. Es ist eine Mischung aus jungen und gestandenen Spielern mit einem Durchschnittsalter von 23,75 Jahren. Welche16 Akteure schließlich auf dem Spielberichtsbogen stehen werden, wird dann erst nach der letzten Trainingseinheit vor der Begegnung entschieden. Ein Testspiel gegen den deutschen Drittligisten HG Saarlouis hat am vergangenen Samstag aber schon die ersten Erkenntnisse geliefert. Nach dem Testspiel wurde für Handschke sichtbar, auf welche Spieler er setzen will, aber auch welche Baustellen es noch gibt. „Wir müssen die Abläufe in der Abwehr noch einmal durchgehen, weil es da noch ein paar Absprachfehler gab. Wir werden sicherlich auch die Unterzahl noch einmal ansprechen.“
Insgesamt hat die Partie aber einen positiven Eindruck hinterlassen, auch wenn sie mit 29:30 verloren ging. Für den 56-Jährigen stand das Ergebnis nicht an erster Stelle. „Die Jungs waren sehr engagiert. Egal ob jung oder alt. Man musste sie eher noch bremsen, weil sie übermotiviert waren. Sie haben mir gezeigt, dass sie bereit sind, alles zu geben“, so das positive Fazit nach der Begegnung. „In der Partie kamen alle Feldspieler zum Einsatz, ohne auf das Resultat zu gucken. Ich wollte jedem die Chance geben, sich zu zeigen. Man muss auch sagen, dass manche Phasen etwas hektisch waren. In einem normalen Spiel hätte ich vielleicht eher zu gestandenen Spielern zurückgewechselt, aber ich wollte hier auch sehen, wie sich die anderen da rausziehen. Am Ende haben sie trotz meiner verrückten Wechselei ein positives Ergebnis gemacht.“
„Will Leistung sehen, auf die ich stolz sein kann“
Ernst wird es nun am Mittwochabend um 20.15 Uhr in der Coque. Das Hinspiel auswärts in Nordmazedonien ging im Oktober letzten Jahres deutlich mit 24:38 verloren. „Es war vor 3.500 Zuschauern, die viel Lärm machten. Davor hatten wir Respekt und haben uns am Anfang schwergetan, das Tor zu treffen“, erinnert sich Loïc Kaysen an das erste Aufeinandertreffen: „Sie haben eine gute, antizipative Defensive. Es war schwer, da vorbeizukommen. Wir müssen diesmal versuchen, bessere Lösungen zu finden, um da durchzukommen.“
Handschke hat viel Lob für den Gegner übrig, der auch als eine Art Vorbild für Luxemburg dienen soll. „Nordmazedonien hat ebenfalls eine junge Truppe, die nur ein bisschen älter und ein bisschen erfahrener ist als wir. Unter ihrem Trainer Kiril Lazarov hat ebenfalls ein Umbruch stattgefunden. Die Spieler haben eine super Qualität – nicht nur vorne. Ihre Abwehr antizipiert sehr viel und kann uns im Angriff sicherlich viel unter Druck setzen. Das ist schon beeindruckend“, sagt er: „Die haben ein einheitliches Konzept von der Jugend bis hin zur A-Auswahl. Die Spieler sind richtig gut ausgebildet. Es ist ein bisschen der Weg, den wir auch gehen wollen. Auch wir wollen irgendwann Spieler in der Bundesliga haben. Da sind sie uns schon ein bisschen voraus.“
Gegen den WM-Teilnehmer wäre es deswegen auch „vermessen, einen Sieg als Ziel auszugeben“, so der 56-Jährige: „Wenn Mazedonien Lust hat, bis zum Schluss zu spielen und durchzieht, wird es für uns verdammt schwer.“ Er erwartet aber von seinen Jungs, „dass sie fighten. Ich möchte, dass sie in der Abwehr um jeden Ball kämpfen und alles geben. Mal gucken, was dann dabei rumkommt. Ich will vor allem eine Leistung sehen, auf die ich stolz sein kann.“
Der Kader
Im Tor: Mika Herrmann (HBD), Scott Meyers (HC Berchem), Matush Lallemang (HB Käerjeng)
Linksaußen: Tommy Wirtz (HBD), Luke Kaysen (TSV Bayer Dormagen/D), Felix Werdel (Sarrebourg Handball/F), Pierre Veidig (HB Käerjeng)
Rückraum: Yann Hoffmann, Raphael Guden, Lé Biel, Olivier Goergen (alle HC Berchem), Adel Rastoder (HG Saarlouis/D), Jacques Tironzelli, Yann Hippert (beide HB Esch), Loïc Kaysen (HSG Krefeld Niederrhein/D)
Rechtsaußen: Daniel Scheid (Red Boys), Tom Krier (HB Esch)
Kreis: Ben Weyer, Nick Peters (beide HC Berchem), Luca Tomassini (HB Esch)
FLH-Trainer Maik Handschke hat 20 Spieler in den engeren Kader für das Spiel gegen Nordmazedonien nominiert. Welche 16 davon am Mittwochabend auf dem Spielberichtsbogen stehen werden, entscheidet sich erst nach dem Abschlusstraining. Der Kader für die Partie am Sonntag in Portugal steht noch nicht fest.
Im Überblick
Gruppe 1, 5. Spieltag, heute:
17.00: Türkei – Portugal
20.15: Luxemburg – Nordmazedonien
Die Tabelle:
1. Portugal 4 Spiele/8 Punkte
2. Nordmazedonien 4/4
3. Türkei 4/4
4. Luxemburg 4/0
Die weiteren Termine:
6. Spieltag, 30. April:
18.00: Nordmazedonien – Türkei
18.00: Portugal – Luxemburg
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