Nations League / Warum FLF-Nationalspieler Dirk Carlson auf eine Kapitänsbinde verzichten kann
Wie es sich anfühlt, so kurz vor dem 60. Länderspiel zu stehen, und was den „Roten Löwen“ in diesem Moment durch den Kopf geht: Einen Tag vor dem Nations-League-Heimspiel gegen Bulgarien gab Dirk Carlson bei der Pressekonferenz ein paar Einblicke in den Alltag der Nationalelf.
Über acht Jahre ist es inzwischen her, dass Dirk Carlson sein internationales Debüt unter Luc Holtz feierte. Damals war er gerade volljährig geworden – und spielte noch für die Union Titus Petingen. Seitdem hat sich in seinem Leben zwar so einiges geändert, nicht aber seine Einstellung gegenüber dem Trikot der „Roten Löwen“. Kaum einer singt die Nationalhymne mit mehr Inbrunst als der vielseitig einsetzbare Verteidiger. „Es ist mein größter Stolz, für die Nationalmannschaft zu spielen. Von diesen Momenten profitiere ich jede Sekunde, ob auf dem Spielfeld oder auf der Bank“, gab er bei der Pressekonferenz vor dem entscheidenden Heimspiel gegen Bulgarien zu verstehen.
Was man heute wohl als Anflug von jugendlichem Leichtsinn beschreiben würde, handelte ihm 2016 in seinem dritten Länderspiel eine Ampelkarte noch vor der Pause ein. Dass ihn bei einer Gelben Karte jetzt wieder eine Sperre erwarten würde, wird seinen Auftritt gegen die Bulgaren nicht beeinflussen: „Ich denke da gar nicht dran. Wenn ich ein taktisches Foul machen muss, dann werde ich es tun.“
Es ist diese Entschlossenheit, die ihm bei den Fans der „Roten Löwen“ viele Sympathien einbringt. Am Freitag wird Dirk Carlson wohl seinen 60. Einsatz für die FLF-Auswahl bestreiten. „Jedes einzelne Spiel ist mein größter Stolz – unabhängig davon, ob es das 70. oder das zehnte Spiel wäre. Ich hoffe, dass das 60. ein Sieg werden wird.“ Denn die Luxemburger haben keine große Wahl, wenn sie sich den Abstieg in die Liga D ersparen wollen. Auf die Frage, wie er diese aktuelle Periode beschreiben würde, meinte der 26-Jährige: „Sicherlich ist es schwer, wenn man sich die Punkte und Tabelle ansieht. Aber man muss auch die positiven Dinge berücksichtigen: Wie wir zuletzt verteidigt haben, spricht für uns. Was wir jetzt besser machen müssen – und da spreche ich auch über mich, da ich eine Riesenchance gegen Bulgarien hatte – ist, auf den letzten 30 Metern konsequenter zu sein. Wir müssen in dieser Zone fokussiert sein und unsere Standards besser ausnutzen.“
Uni am Morgen, Spiel am Abend
Im Verein ist Carlson inzwischen zu einem Leistungsträger geworden. Dass man bei St. Pölten große Stücke auf ihn hält, hatte man dem Luxemburger von Anfang an klar mitgeteilt. Zweimal trug er in dieser Saison die Kapitänsbinde. „Die brauche ich aber nicht, um ein Leader zu sein. Sicher, sie zu tragen ist eine Belohnung für harte Arbeit und ein schönes Gefühl. Ich hatte aber schon immer eine gewisse Anerkennung seitens des Vereins, man hat mir das auch so vermittelt. Trotzdem ist die zweite österreichische Liga nicht mein Endziel.“ Dies sei nämlich, „so hoch wie möglich zu spielen“.
Genauso zielstrebig ist Carlson übrigens bei allen anderen Dingen im Leben. Während die Kollegen sich möglicherweise anderweitig ablenken, büffelt der Fußballer auch am Spieltag. Beim Studenten, der ein Fernstudium in Ernährungswissenschaften absolviert, steht am Freitag nämlich auch die Uni auf dem Programm. Erst nach der Mittagsruhe wird dann der „Klick“ kommen: „Dann heißt es, vollen Fokus auf das Spiel zu haben. Wir wissen um unsere Lage. Sie ist nicht die beste, aber auch kein Ding der Unmöglichkeit. Es ist ja nicht so, als wären wir zuletzt immer mit 0:8 unter die Räder gekommen. Wenn wir diesmal in Führung gehen könnten, würde uns das sicher guttun.“
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