BGL Ligue / Warum Jeunesse-Kapitän Milos Todorovic am Montag Dan Theis zitierte
Jeunesse-Kapitän Milos Todorovic spricht im Interview über den bisherigen Saisonverlauf der Jeunesse, seine Leidenszeit bis zum Comeback nach langer Verletzungspause, über das kommende Escher Derby am Mittwochabend und einen eventuellen Besuch auf dem Escher Weihnachtsmarkt.
Tageblatt: Am Samstag standen Sie erst zum zweiten Mal in der laufenden Saison auf dem Platz. Haben Sie an Ihre Verletzung gedacht?
Milos Todorovic: Die ersten 15 Minuten waren komisch. Aber von Nervosität war keine Spur, ich habe genug Erfahrung in der BGL Ligue gesammelt. Es war vielmehr ungewohnt, wieder auf dem Platz zu stehen. Aber nach der ersten Viertelstunde war alles vergessen. An meine Verletzung habe ich nicht gedacht, das muss auch so sein, denn ansonsten ist man nicht bei 100 Prozent und kann der Mannschaft nicht helfen. Ich habe schon die Wochen abgewartet, um wieder voll angreifen zu können.
Wie fühlt es sich an, als Kapitän fast die gesamte Hinrunde verletzungsbedingt nicht ins Spielgeschehen eingreifen zu können?
Vor allem war die Situation ungewohnt für mich. Ich spiele seit zwölf Jahren auf höchstem Niveau und noch nie habe ich mich mit größeren Verletzungen herumgeplagt. Das Maximum an Spielen, die ich verpasst habe, waren zwei hintereinander. Es war zwar meistens muskulär, aber höchstens eine Zerrung, die mich zehn Tage außer Gefecht gesetzt hat. Jetzt hatte ich meinen ersten Muskelfaserriss, bei dem ich zugeben muss, dass ich zu schnell zurückkommen wollte. Im Nachhinein war die wichtige Begegnung gegen Monnerich zu früh. Dann war ich wieder fit, hatte aber Probleme mit dem Rücken. Mit meiner Arbeit konnte ich mich auch mental ablenken. Von draußen nachzuschauen ist sehr schwierig, weil man nicht eingreifen kann und nicht helfen kann.
Wie sieht die Bilanz der Jeunesse Esch vor dem Derby aus?
Die vier Niederlagen kamen gegen Topmannschaften zustande (Differdingen, Niederkorn, Hesperingen und Strassen). Die Niederlage gegen Strassen kann man nicht schönreden. Gegen Hesperingen und Niederkorn waren wir klar unterlegen und haben demnach verdient verloren. Trotzdem bleiben fünf Gegentore, auch gegen den Swift, zu viel. Das Torverhältnis ist negativ, aber gegen die direkten Konkurrenten haben wir oft unentschieden gespielt. Gegen die Abstiegskandidaten haben wir gewonnen. Deshalb stehen wir verdient im Mittelfeld, weil wir nur gegen den RFCUL unter den Topmannschaften gewonnen haben.
Waren die Erwartungen größer als dieser Mittelfeldplatz?
Wir wussten, dass es eine schwere Saison werden würde, weil wir die letzten Jahre finanziell gelitten haben und weil dieses Jahr unser Budget drastisch reduziert und gekürzt wurde, um langsam, aber sicher wieder stabiler in puncto Finanzen dazustehen. Die individuelle Qualität ist einfach niedriger, wenn das Budget niedriger ist. Das heißt nicht, dass wir schlechter sind, weil wir das im Kollektiv kompensieren können. Wenn wir am Mittwoch gegen die Fola gewinnen, können wir mit 23 Punkten aus 15 Begegnungen beruhigt in die Winterpause gehen.
Was bleibt von der Begegnung am Wochenende gegen den F91 Düdelingen, wo die Jeunesse spät den Ausgleich erzielte?
Ich will nicht sagen, dass wir glücklich zum Ausgleich gekommen sind, denn Glück gibt es nicht, sondern man erkämpft es sich. Düdelingen war sicherlich besser über die gesamte Spieldauer, wir hatten Phasen vor dem 0:1, wo wir besser waren. Auf Konter hin geraten wir dann in Rückstand. Wenn wir die 90 Minuten Revue passieren lassen, können wir mit dem Punkt zufrieden sein. Mit dem Ball waren wir nicht gut, gegen den Ball waren wir besser und haben auch nicht viel zugelassen.
Das erste Derby wurde aufgrund der Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt. Finden Sie es nicht schade, dass ein so wichtiges Escher Duell am Mittwochabend ausgetragen wird?
Ich persönlich fand es schade, dass wir am letzten Wochenende nicht gespielt haben. Unsere Fans hatten eine Choreo vorbereitet. Ob am Samstag viel mehr Leute gekommen wären als am Mittwoch, kann ich nicht wirklich beurteilen. Nach einem langen Arbeitstag kommen eventuell weniger Zuschauer. Wir als Spieler sind aber daran gewöhnt. Ich persönlich arbeite an diesem Mittwoch bis 16.30 Uhr. Man muss sich anpassen und organisieren. Für beide Mannschaften wird es ähnlich sein.
Wie sieht das Spielfeld auf der „Grenz“ aus?
Aktuell weiß ich es nicht, weil wir nur in der „Hiehl“ trainieren. Wir sehen also nicht, in welchem Zustand der Rasen ist. Angesichts der Temperaturen der kommenden Tage dürfte aber gespielt werden. Ich hoffe jedenfalls, dass wir spielen. Zudem wünsche ich mir, dass das Spielfeld am Mittwochmorgen gesichtet wird und, sollte es eine Absage geben, dass diese dann zeitnah erfolgt und nicht erst eine Stunde vor dem Anpfiff.
Vor der ersten Begegnung kam bei der Escher Tageblatt-Umfrage heraus, dass die Schwarz-Weißen in der besseren Form seien. Ist das auch noch eine Woche später der Fall?
Das ist schwer zu sagen. Wir haben zwei Begegnungen nicht gewonnen, die Fola hat gegen Monnerich gewonnen und gegen Bettemburg verloren. Ich weiß, dass wir mehr Qualität haben, was aber nicht heißt, dass wir das Derby unbedingt gewinnen werden. In einem Spiel ist alles möglich. Wir sollen in das Spiel gehen mit der Überzeugung, gewinnen zu müssen, ohne sich viel Druck zu machen. Wir spielen zu Hause vor eigener Kulisse. Um es in Dan Theis’ Worten zu sagen: „Ein Derby spielt man nicht, ein Derby gewinnt man.“ Mit dieser Einstellung gehen wir am Mittwoch in dieses Spiel.
Der Kapitän der Escher Fola, Emanuel Cabral, ist am Sonntag verletzt ausgewechselt worden und wurde mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht. Wurde bei der Jeunesse darüber gesprochen?
Ich habe zwei Fotos gesehen und ich weiß, dass er eine große Platzwunde über dem Auge hat. Das Risiko dürfte zu groß sein, um am Mittwoch zu spielen. Vielleicht wird er das Risiko im Derby eingehen … Ich wünsche keinem eine Verletzung, auch nicht dem Rivalen aus der Stadt. Emanuel und ich kennen uns schon lange, ich bin ein Jahr älter. In den Jugendkategorien haben wir oft gegeneinander gespielt. Meistens hat die Jeunesse gewonnen, wie im Finale der „Coupe du Prince“ 2012, als wir 3:0 gegen die Fola gewonnen haben (lacht). Wir sind „Escher Jongen“, wenn wir uns begegnen, reden wir kurz miteinander, aber es ist keine riesige Freundschaft. Wir haben Respekt füreinander, weil wir beide unsere gesamte Karriere demselben Verein treu geblieben sind.
Auch bei der Jeunesse steht derzeit nicht der Stammtorwart zwischen den Pfosten. Wie sehen Sie die Entwicklung von Matisse Giovanardi, der zurzeit die Nummer eins im Tor ist?
Er hat mich zu Anfang der Saison überrascht, aber jetzt nicht mehr. Ich habe ihn jetzt sechs Monate im Training erlebt. Für einen 19-Jährigen agiert er äußerst ruhig, er dirigiert seine Vorderleute. Er nutzt den Umstand, dass unsere beiden anderen Keeper verletzt sind, um Spielpraxis zu sammeln. Gegen Strassen hatte er einen kleinen Durchhänger, gegen RFCUL und Düdelingen hat er zweimal gute Leistungen abgeliefert. Es ist keine Schwäche für die Mannschaft, sondern eine Chance für ihn, um sich zu zeigen.
Zum Abschluss die eigentlich wichtigste Frage: Kann man sich überhaupt auf dem Escher Christmarkt zeigen, wenn man das Escher Derby verliert?
Ich glaube, dass nicht mehr so viel in Esch auf dem Weihnachtsmarkt los ist. Von älteren Herren oder von unseren Ultras würde ich aber sicher den einen oder anderen Spruch zu hören bekommen, wenn ich nach einer Niederlage dort aufkreuzen würde. Aber das wird nicht der Fall sein (lacht).
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