Eishockey / Was die neu gegründete Damen-Nationalmannschaft in Zukunft plant
Im November 2022 nahm die luxemburgische Damen-Eishockeynationalmannschaft erstmals an einem internationalen Turnier teil. Zwar handelte es sich beim Development Cup in Kuwait um ein inoffizielles Turnier, doch für die FLHG („Fédération luxembourgeoise de hockey sur glace“) war die Teilnahme ein Meilenstein – dass die Mannschaft dann noch dritte wurde, rundete die Reise an den persischen Golf ab. In den nächsten fünf Jahren will der Verband das Team noch weiterbringen.
Eiszeiten sind in Luxemburg rar gesät. Auf Kockelscheuer haben damit gleich mehrere Sportler zu kämpfen: Eishockeyteams, Eiskunstläufer oder Shorttracker sind um jede Trainingseinheit froh, die sie bekommen können. Vor etwa vier Jahren hat Tornado Luxemburg eine weitere Eiszeit bekommen – montagabends um 21.15 Uhr. „Wir wussten erst nicht so richtig, was wir damit machen sollten“, sagt Tornado-Vizepräsident Alain Schneider. „Wir hatten länger schon die Idee, Eishockey für Anfänger anzubieten.“
Tornado setzte seine Idee um und bot fortan Einheiten mit Trainer für Beginner an. Der Zuspruch war groß – neben einigen Männern hatten auch Damen den Weg in die Eishalle gefunden. „Die Männer waren etwas eitel“, schmunzelt Schneider. „Sie haben nach ein paar Trainings aufgehört, weil sie nicht zugeben wollten, dass sie nicht so gut Schlittschuh laufen können. Die Damen hingegen waren sehr motiviert und sind drangeblieben.“ Immer mehr Damen kamen zum Training, immer konstanter wurde die Zahl der Spielerinnen zu den Einheiten.
Tornado gründete eine Damen-Mannschaft – und damit kam auch gleich die Idee, eine Nationalmannschaft zu gründen. Etwa 15 Tornado-Damen trafen sich regelmäßig zum Training – und bald auch zu Spielen. „Wir haben gesehen, dass die Damen sich in den Trainings wirklich entwickeln“, sagt Schneider, der neben seiner Arbeit bei Tornado auch Präsident des nationalen Eishockey-Verbandes ist. „Weil wir diese Entwicklung aber fortsetzen wollten, haben wir sie in der Luxembourg Hockey League angemeldet.“
Externe Hilfen
Seit der Saison 2021/22 spielt also eine Damen-Mannschaft in der zweiten Division – ohne Körperkontakt, aber gegen Männerteams. Noch gelang dem Team kein Sieg, gegen die Puckers gaben sich die Tornado-Damen aber zweimal mit nur einem Tor Unterschied knapp geschlagen. „Dass die Damen am Spielbetrieb teilnehmen konnten, hat ihr Niveau nochmal extrem erhöht“, sagt Schneider.
Die Tornado-Damen bilden gleichzeitig das Grundgerüst für die Nationalmannschaft. Weil sich international rumgesprochen hat, dass Luxemburg ein Damen-Nationalteam gründet, erhielt der Verband eine Einladung zum Development Cup in Kuwait. Das Turnier in Vorderasien wurde vom irischen Verband organisiert und von der IIHF, dem internationalen Welthockeyverband, unterstützt. Weil das Turnier aber nicht unter offiziellen Regeln der IIHF ausgetragen wurde, durfte Luxemburg auf externe Spielerinnen zurückgreifen.
Eine von diesen Spielerinnen war Bailey Habscheid. Die 30-Jährige wuchs im kanadischen Saskatchewan auf, hielt bereits mit fünf Jahren den Eishockeyschläger in den Händen und spielte über acht Jahre in Kanada und den USA auf höchstem Niveau. Mittlerweile arbeitet sie als Feuerwehrfrau in Prince Albert. Nicholas und Virginia Habscheid, Baileys Großeltern, verließen nach dem zweiten Weltkrieg Luxemburg und wanderten in die USA aus. Bailey Habscheid war sich ihrer luxemburgischen Wurzeln bewusst – dass es jedoch mal dazu kommen würde, dass sie für die luxemburgische Nationalmannschaft auflaufen würde, schien ihr erst fremd. „Es war schon etwas verrückt“, sagt Schneider. „Der Kontakt entstand über die sozialen Medien.“
Spielbetrieb in Nordrhein-Westfalen
Habscheid hat mittlerweile die luxemburgische Staatsbürgerschaft erhalten – diese hatte sie vor dem Turnier aber noch nicht. Weil es eben kein offizieller IIHF-Wettbewerb war, konnte Habscheid für Luxemburg auflaufen. Sie steuerte elf Tore und vier Vorlagen bei und wurde zur besten Spielerin des Turniers gewählt. Durch ihre Mithilfe schafften es die Luxemburgerinnen, den dritten Platz zu belegen. Gegen Irland (5:4), Andorra (11:0) und die UAE (6:3) gelangen drei Siege, gegen Turniersieger Kolumbien (0:4) und Kuwait (2:5) musste sich das Team geschlagen geben. „Sportlich sind wir sehr zufrieden“, erklärt Schneider. „Wir wollten schauen, wo wir im Vergleich zu Nationen, die etwa genauso weit sind wie wir, stehen. Auch die anderen Teams haben Spielerinnen eingesetzt, die sie in offiziellen Wettbewerben nicht spielen lassen dürften.“
Dass Habscheid aber in einem offziellen IIHF-Turnier für Luxemburg auflaufen wird, scheint eher unrealistisch – dafür müsste sie zwei Jahre in Luxemburg leben oder spielen. Doch Schneider und Nationaltrainer Georges Scheier können auch ohne sie auf eine konstante Mannschaft bauen. In fünf Jahren peilt der Verband an, an offiziellen Turnieren teilzunehmen – dafür mangelt es aber noch an Spielerinnen. Zurzeit hat Luxemburg beispielsweise lediglich eine Torhüterin. Die IIHF sieht vor, mindestens zwei Goalies auf dem Spielbogen stehen zu haben.
Um die Eishockey-Spielerinnen weiter zu fördern, plant Tornado, das Team ab der kommenden Saison in der Nordrhein-Westfälischen Bezirksliga einzusetzen. Neben den Spielen in der LHL würde sich die Mannschaft mit anderen Damen-Teams messen können und einen weiteren Meilenstein in der Geschichte erreichen.
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