ING Marathon / Wenn Laufen verbindet: Für Anja Dziadek und Shefi Xhaferaj steht der Spaß im Vordergrund
Dass Laufen verbindet, zeigen Anja Dziadek und Shefi Xhaferaj. Auch wenn beide Athletinnen eigentlich in unterschiedlichen Disziplinen zu Hause sind, ist durch den Laufsport eine Freundschaft entstanden. Inzwischen trainieren beide auch regelmäßig zusammen.
Nervös, aber voller Vorfreude zeigten sich Anja Dziadek und Shefi Xhaferaj bei ihrem ersten gemeinsamen Interview. Denn auch wenn beide Sportlerinnen in ihren Hauptdisziplinen – die langen Triathlon-Distanzen sowie der Ultra-Trail – zu den Besten des Landes gehören, stehen sie nur selten im Blickpunkt. Dabei haben beide interessante Geschichten zu erzählen, denn zum Sport kamen die sympathischen Athletinnen erst recht spät und da spielt auch der ING Marathon eine Rolle.
Anja Dziadek hat direkt eine persönliche Geschichte zum Hauptstadtmarathon parat, denn es war gerade dieses Rennen, das bei ihr die Lust am Laufen weckte: „Meine ganze Sportlerkarriere begann mit dem ING Marathon. Bis ich mit meinem Studium fertig war, war ich eigentlich sehr unsportlich, doch ich habe beim ING immer geholfen und fand das Ganze sehr beeindruckend. Da habe ich mir gesagt, dass ich das auch einmal schaffen möchte, wenn ich mit meinen Examen durch bin.“
Gesagt, getan! Und so ging es für die 1987 geborene Dziadek ab 2013 von 0 auf 21: „In meinem ersten Jahr bin ich eine Zeit um 2:23 Stunden im Halbmarathon gelaufen, das hat bei mir die Motivation geweckt. Ich bin immer mehr ins Fitness gegangen, dann schaffte ich 1:54. Schließlich bin ich in den Triathlon-Verein und dann kam ich schon auf eine Zeit von 1:42.“ Doch eines fehlt Anja Dziadek noch: die vollen 42,195 Kilometer. „Mein großer Wunsch ist es, den ganzen Marathon zu laufen, deshalb habe ich mich dann auch in diesem Jahr dafür angemeldet.“ Da die Triathletin, die an ihrer Hauptsportart vor allem die Abwechslung liebt, derzeit aber auch in der Vorbereitung auf den Ironman in Frankfurt Ende Juni steckt, ein kleines Dilemma.
„Mein Trainer meint, dass ich lieber den Semi laufen soll, da dies besser in die Vorbereitung passt.“ Denn ein kompletter Marathon braucht logischerweise auch mehr Erholungszeit. Trainingsläufe sollen deshalb auch nicht länger als zweieinhalb Stunden sein. Auch das Verletzungsrisiko spielt dabei eine Rolle. Wie sie sich schlussendlich entscheiden wird, wusste sie zum Zeitpunkt des Gesprächs noch nicht. „Ich hoffe, dass ich am Tag vorher eine Entscheidung getroffen habe. So wie ich mich kenne, wird das aber wohl eher kurz vorher der Fall sein.“ Dass sie von Renndirektor Erich François jedoch als Favoritin bezeichnet wird, ehrt sie sehr: „Das macht einen stolz, da sieht man, dass die Leistungen doch Anerkennung finden.“
Vor allen Männern
Für Shefi Xhaferaj dürften 42,195 Kilometer derweil schon fast ein Klacks sein. Immerhin ist die 39-jährige Trail-Spezialistin auf den Ultra-Strecken daheim. Erst vor einem Monat bestritt sie in Belgien, wo sie am häufigsten auf den Rennstrecken zu sehen ist, noch einen Parcours über 100 Kilometer. Dieses Ultra-Rennen bewältigte sie in 11:04:00 Stunden, womit sie die erste Frau im Ziel war. Dass sie auch die Männer in ihrer Disziplin in Schach halten kann, zeigte die Läuferin, die überhaupt erst vor fünf Jahren mit ihrem Sport angefangen hat, eindrucksvoll im letzten Sommer, als sie in Belgien sogar Erste der Gesamtwertung wurde und die gesamte männliche Konkurrenz hinter sich ließ.
Da kommt ihr der schwere Parcours des Hauptstadtmarathons, den Xhaferaj ein erstes Mal 2019 bestritt, durchaus entgegen. Bei ihrem Debüt landete sie im Ranking der Frauen auf Anhieb auf Rang 16, war fünftbeste Luxemburgerin. „Ich kann mich noch gut erinnern, ich kam aus einer Pause von sechs Monaten, weil ich mir den Schenkelhalsknochen gebrochen hatte.“ Wo es beim Hauptstadtmarathon 2022 hingehen wird, kann sie nur sehr schwer einschätzen. „Mein persönliches Ziel ist eine Zeit von 3:15 Stunden, doch es ist schwer vorauszusagen. Es kommt auch darauf an, wie man am Tag selbst drauf ist. Ich bin anders trainiert, weil der ING im Vergleich zum Trail doch ein schnelles Rennen ist. Doch ich bin motiviert und froh, teilzunehmen.“
Der Spaß steht demnach im Vordergrund. Im Gegensatz zu vielen anderen ist sie im letzten Jahr, als in Luxemburg aufgrund der anhaltenden Pandemie viele Rennen abgesagt wurden, in Belgien doch bei vielen Trail-Läufen gestartet. Und auch in einem Monat steht schon wieder ein 70-Kilometer-Ultra auf dem Programm, genau der, wo sie 2021 alle Männer hinter sich ließ.
Und so wundert es nicht, dass den Freundinnen vor allem die Schwierigkeit des Hauptstadt-Parcours entgegenkommt: „Ich brauche Rennen, wo es immer bergauf und wieder bergab geht“, scherzt Xhaferaj und auch Dziadek kommt die Schlusspassage hoch zurück Richtung Luxexpo entgegen: „Um ehrlich zu sein, laufe ich Passagen, in denen es bergrunter geht, überhaupt nicht gerne.“
Auf die Stimmung freuen sich beide schon sehr: „Wann hat man schon die Chance, so ein Rennen zu Hause zu laufen?“, meint Xhaferaj. Und Dziadek sehnt sich bereits nach den Passagen durch das Zentrum, u.a. über den Limpertsberg: „Dort stehen immer viele Freunde, da schaut man sich dann schon um, ob man jemanden sieht.“ Eines unterscheidet das Duo dann aber auch: „Mir kommt die Hitze sehr entgegen, je wärmer, desto lieber“, betont die Trail-Spezialistin mit einem Lachen, während die Triathletin kühlere Temperaturen lieber mag. Aussichten, die sich wohl für Samstag bestätigen werden. Am Ende steht für die beiden Freundinnen aber auf jeden Fall der Spaß ganz klar im Vordergrund, und den dürften sie bei der 15. Auflage des ING Night Marathon sicher haben.
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