Schwimmen / Wie der hauptstädtische SL die besten Schwimmer des Landes ausbilden will
Vor dem Beginn der neuen Saison hat sich beim hauptstädtischen Schwimmverein Swimming Luxembourg vieles verändert. Mit neuen Trainingsstrukturen und erfahrenen Trainern will man den Nachwuchs noch besser fördern.
Es sind große Ziele, die der hauptstädtische Schwimmklub Swimming Luxembourg verfolgt. Der SL soll in den kommenden Monaten zur Anlaufstelle Nummer eins werden für junge Schwimmer, die hoch hinaus wollen. Individualität und Perfektion sind dabei die Stichworte, auf die die Klubverantwortlichen setzen: Mit neuen Strukturen und einer neuen Philosophie will man die besten Nachwuchsathleten des Landes ausbilden.
Dabei wird besonders die Reorganisation des Trainings eine Hauptrolle spielen. Ein erster Schritt wird im Bereich der verschiedenen Trainingsgruppen unternommen. „Bisher sind diese nach dem Alter der Schwimmer organisiert worden. So hat man hinsichtlich der Leistung allerdings keine homogene Gruppe und auch die Bedürfnisse der verschiedenen Athleten sind nicht die gleichen“, erklärt Vereinspräsident Bjoern Poels: „15-Jährige können je nach Entwicklung und Geschlecht zum Beispiel sehr unterschiedlich schnelle Zeiten schwimmen.“
Renommierter Trainer
Ab den Espoirs soll das Training deswegen neu organisiert werden. Der Alter spielt bei der Gruppenaufteilung keine Rolle mehr, sondern die Leistung. „Dann haben wir homogenere Gruppen. Es fällt leichter, das Training zu individualisieren und auf die Bedürfnisse von jedem abzustimmen“, so Poels, der seit vier Jahren an der Spitze des hauptstädtischen Klubs steht. Es soll sich dadurch eine gewisse Dynamik entwickeln, denn auch die Ziele der Athleten seien so besser vereinbar. „Die Wichtigkeit einer Trainingsgruppe wird oft unterschätzt“, erklärt Poels: „Im Wettbewerb ist man zwar auf sich alleine gestellt – um bis dahin zu kommen, ist die Gruppe in Sachen gegenseitige Motivation, Challenges und Dialog aber von großer Wichtigkeit.“
Bei den Espoirs geht es zunächst darum, das Schwimmen zu perfektionieren und beim SL zukünftig auch darum, die Sportler mit „hohem Potenzial“ zu identifizieren. Sie werden nämlich anschließend in die neu gegründete Gruppe „Jeune Cadre“ (12-14 Jahre) integriert. Hier dreht sich dann alles darum, die jungen Schwimmer bestens für die späteren Elite-Wettbewerbe vorzubereiten.
Um dies zu ermöglichen, hat man beim SL mit Dr. Jaime Arroyo-Toledo einen renommierten Trainer an Land gezogen. Der gebürtige Mexikaner ist in Luxemburg kein Unbekannter. Im vergangenen Jahr war er während einiger Monate Trainer beim Schwimmverband FLNS, ehe die Zusammenarbeit vom Verband aufgrund bürokratischer Probleme beendet wurde.
Die Herausforderungen im luxemburgischen Schwimmsport haben Arroyo-Toledo allerdings gefallen und die SL-Sportler „hatten nur positives Feedback von seinem Training gegeben“, erklärt Poels. Klub und Trainer haben sich getroffen und schnell geeinigt, um das gemeinsame Projekt für die Zukunft auf die Beine zu stellen. Eine Rolle soll auch das Trainingsprinzip der „Reverse-Periodisierung“ spielen, das Arroyo-Toledo mitentwickelt hat. Dieses wurde unter anderem vom Radsport-Team Sky (heute Ineos Grenadiers), vom Langstreckenläufer Mo Farah oder noch vom ehemaligen Weltrekordhalter über 50 m Schmetterling, dem spanischen Schwimmer Rafael Muñoz, angewendet.
Spezifisch auf Ziele hinarbeiten
Ein Sportler, der sein Training so aufbaut, beginnt eine definierte Trainingsepisode mit kurzen und sehr intensiven Intervallen, die schrittweise von längeren Ausdauereinheiten abgelöst werden. „Es geht darum, spezifischer auf die Ziele der Athleten hinzuarbeiten“, erklärt Arroyo-Toledo.
Als Trainer arbeitete er in unterschiedlichen Ländern, unter anderem in Spanien oder auf den Färöer Inseln, wo vier seiner Schwimmer sich für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert haben (einer davon für die Paralympics). Mit einem Junioren-Team hat er außerdem das renommierte Bergen-Swim-Festival gewonnen. „Zieht man Budget, die Rahmenbedingungen und Sportstätten in Betracht, dann sind die Bedingungen in Luxemburg noch weitaus besser als auf den Färöer Inseln“, sagt Arroyo-Toledo: „Mit der richtigen Unterstützung kann man in Luxemburg also etwas historisch Großes erreichen.“
Beim SL wird er die Nachwuchsschwimmer im „Jeune Cadre“ mit hohem Potenzial begleiten, bevor sie an den Elite-Kader herangeführt werden. „Ziel ist es, den Athleten sich entwickeln zu lassen in Absprache mit ihm, Familie und Trainern und das zu machen, was für ihn am besten ist – ohne ihn zu überfordern“, erklärt er.
Die Sportler werden individuell begleitet und bei Trainingsfragen, aber auch in puncto Ernährung, Schlaf, gesunde Lebensweise usw. beraten. Zusammen mit dem Athleten selbst und dessen Umfeld legen die Trainer dann den bestmöglichen Evolutionsplan fest. Arroyo-Toledo wird dafür mit Maël Rugani, dem Headcoach des Klubs, der für die Eliteschwimmer (1. Mannschaft) verantwortlich ist, zusammenarbeiten.
Individuelle Unterstützung
„Unser Ziel ist es, eine bessere Kommunikation zwischen den verschiedenen Gruppen zu etablieren, um das Training zu perfektionieren, Leistung aufzubauen und den Athleten zu entwickeln“, sagt Rugani. „Wir wollen im Klub das Know-how dafür anbieten“, fügt Poels hinzu. Rugani selbst trainiert zehn bis zwölf Eliteschwimmer in Luxemburg, „dazu kommen andere Schwimmer des Klubs, die im Ausland unterwegs sind, wie zum Beispiel Ralph (Daleiden-Ciuferri), der in Amerika studieren wird. Maël bleibt mit ihm in Kontakt, um ihm zu helfen und ihn zu beraten“, erklärt der Klub-Präsident.
Für Sportler, die auf einem professionellen oder semi-professionellen Niveau angekommen sind, wird es zukünftig dann noch zusätzliche Unterstützung geben. „Intern sprechen wir vom SL-Pro-Team, das wir dabei sind zu entwickeln. Es wird ein internes Team sein. Um diesem anzugehören, muss man Mitglied im COSL-Kader (Elite oder Promotion) sein“, erklärt Poels: „Diese Sportler schwimmen bei uns umsonst und bekommen eine Subvention vom Klub zur Unterstützung.“ Aktuell zählt der SL zwei Schwimmer in den COSL-Kadern: Ralph Daleiden-Cuiferri und Lou Jominet.
Für die Nachwuchstalente hat man sich derweil eine ganz besondere Neuigkeit ausgedacht: eine Datenbank, in der die Zeiten von aktuellen, aber auch älteren Schwimmern gespeichert sind. „Man kann hier seine eigenen Zeiten mit erfolgreichen Schwimmern vergleichen, als sie im gleichen Alter waren. Das ist interessant, um den eigenen Weg zu finden und verschiedene Anhaltspunkte in seiner Karriere zu definieren.“ Es soll eine weitere Motivation auf dem Weg zum Profi sein.
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