Fußball / Wie der Luxemburger Nationalspieler Lars Gerson seine ersten Stunden beim Progrès erlebte

Die drei Winter-Neuzugänge stellte Progrès-Sportdirektor Yannick Bastos (3.v.l.) vor: Torhüter Eddy Ehlinger (l.), Stürmer Vincent Boesen (2.v.l.) und FLF-Nationalspieler Lars Gerson (r.)
Lars Gerson hat sich für seine Rückkehr auf die Luxemburger Fußballplätze so einiges vorgenommen. Am Mittwoch wird der Defensivallrounder 35 Jahre alt. Trainerkarriere, Nationalmannschaft oder warum er sicher nicht noch einmal ein Trikot mit der Nummer zehn tragen würde – das waren nur ein paar der Themen bei seiner Vorstellungsrunde beim Progrès Niederkorn.
Es war nicht wirklich das Ziel, diesen Schritt zu machen: Lars Gerson gab zu, dass er sich seine Karriereplanung anders vorgestellt hatte. „In meinem Vertrag in Kongsvinger war eigentlich vorgesehen, dass ich dort auch an den Trainerjob herangeführt werden sollte.“ Doch es kam anders. Die Arbeitspapiere wurden aufgrund von Differenzen mit dem Chefcoach nicht verlängert. „Es endete nicht so, wie es mir es vorgestellt hatte“, sagte Gerson. „Doch Pech für sie, ich will noch immer Fußball spielen.“
Und das wird er bald beim Progrès Niederkorn. Vor seinem Debüt für die Gelb-Schwarzen werden allerdings noch ein paar Tage vergehen. Das letzte Pflichtspiel bestritt der Defensivspieler am 4. Dezember. Das war auch der Zeitpunkt, an dem sein neuer Klub erstmals Kontakt aufgenommen hatte. In den vergangenen Wochen hielt er sich fit, wie es eben möglich war. „Der Spielrhythmus fehlt“, gab er am Tag nach seiner Ankunft zu verstehen. Die erste Platzbesichtigung machte gleich deutlich, was ihn in Luxemburg erwartet: Die Realität von tiefen oder vereisten Fußballplätzen, die nichts mit skandinavischem Kunstrasen zu tun haben.
Zwischenzeitlich hatte Lars Gerson aber auch die Gelegenheit genutzt, mehrere Weggefährten nach ihrer Einschätzung zu fragen. Da wäre zum einen Mario Mutsch, der die Spielerkarriere an gleicher Stelle beendete – oder eben den aktuellen Cheftrainer Jeff Strasser. Wichtig war dem Geburtstagskind aber auch eine Analyse von Luc Holtz. „Ich wollte wissen, was er darüber denkt. Er hat mir versichert, dass es kein Problem sei, sollte ich in die BGL Ligue wechseln. So lange ich in Form bin, bleibe ich eine Option für die Nationalmannschaft. Denn ich will unbedingt die 100 vollmachen.“ Aktuell sind es 97 Länderspieleinsätze auf dem Konto, demnach eins weniger als sein neuer Trainer. „Darüber haben wir allerdings nicht geredet“, meinte der Neuzugang.
Ein Vorbild
Selbst gesehen hat er dagegen die Bilder des Conference-League-Duells gegen die Schweden des IF Djurgardens. „Ich weiß, dass es Konkurrenz für mich gibt. Niederkorn hat ein paar gute Verteidiger in den Reihen. Aber ich will sie ärgern“, lachte er. Mit viel Humor gab er dann auch zu verstehen, dass das defensive Mittelfeld nicht mehr unbedingt seine große Liebe sei. „Inzwischen spiele ich lieber in der Innenverteidigung als auf der Sechs, aber die Entscheidung trifft der Trainer. Ich spiele dort, wo er es sagt. Aber wäre ich Trainer, würde ich mich in die Verteidigung stellen.“
Bevor Gerson dann selbst an einer Seitenlinie dirigiert, wird es noch mindestens anderthalb Jahre dauern. So lange läuft der aktuelle Vertrag. Parallel dazu wird der Nationalspieler die Ausbildung fortsetzen. Bis dahin wird er seine Erfahrungen mit den jungen Spielern des Progrès auf dem Platz teilen. „Ich will ein Vorbild sein, denke aber nicht zu viel darüber nach. Es ist eher etwas, das ich von Natur aus tue.“
Bei den Gelb-Schwarzen hofft man, dass Gersons Rückkehr nach Luxemburg auch andere Nationalspieler ermuntert, diesen Schritt zu gehen. Olivier Thill hatte ebenfalls den Wunsch, die Ukraine zu verlassen, doch der Wechsel in die Heimat kam aufgrund der Vertragsklauseln noch nicht zustande. Im Sommer werden beide Seiten wohl einen Versuch wagen.
Schon länger auf dem Radar
Vincent Boesen beschreibt sich selbst als mannschaftsdienlichen Stürmer – und das sowohl „auf als neben dem Platz“. Der Progrès holte sich einen Angreifer, dessen Profil gesucht worden war: Jemanden, der mit dem Rücken zum Tor Entscheidungen herbeiführen kann. Boesen hatte mit 21 Treffern und 14 Vorlagen maßgeblichen Anteil am Aufstieg der Eintracht Trier. „Jetzt will ich hier erst mal ankommen“, sagte er.
Die Nummer drei
An der Hierarchie der Torhüter des Progrès soll sich vorerst nichts ändern: Dass U21-Nationalspieler Eldin Latik und Sébastien Flauss weiterhin vollstes Vertrauen bei den Trainern genießen, wurde dem 23-jährigen Eddy Ehlinger vor seiner Unterschrift auch ganz klar so mitgeteilt. Der junge Keeper war seit Sommer vereinslos und hielt sich bei seinem früheren Verein Belfort fit. „Ich bin einfach froh, wieder Teil eines Teams zu sein und will mich auf lange Sicht natürlich durchsetzen.“
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