Basketball / „Wie eine große Familie“: FIBA-Präsident Hamane Niang zeigt sich beeindruckt
Es ist nicht alltäglich, dass der Präsident eines Weltverbandes Luxemburg einen Besuch abstattet. Hamane Niang, Präsident der internationalen Basketballföderation FIBA, wohnte am Wochenende allen Halbfinalspielen des luxemburgischen Pokals bei und hinterließ Eindruck.
Hamane Niang hat große Pläne, der Vorsitzende des Basketball-Weltverbandes, der im August 2019 zum 13. FIBA-Präsidenten gewählt wurde, will während seiner Amtszeit allen 214 Mitgliedsstaaten des internationalen Basketballverbandes einen Besuch abstatten und sich somit vor Ort selbst einen Eindruck über den Basketball, die Infrastruktur und dessen Stellenwert in den einzelnen Nationen verschaffen. Ein Land kann Niang, der aus Mali stammt, seit dem Wochenende abhaken. Denn der 67-Jährige wohnte sämtlichen Halbfinalspielen des luxemburgischen Pokalwettbewerbs bei und war sichtlich angetan: „Ich habe hier eine sehr gute Organisation sowie eine hervorragende Infrastruktur gesehen. Doch was mich noch mehr bewegt hat, ist die Tatsache, dass der Basketball in Luxemburg wie eine große Familie ist, jeder kennt sich, vom Großvater bis zum Enkelkind. Vor dem Spiel sind die Zuschauer zusammen, dann wird sich das Match auf den verschiedenen Seiten angeschaut und danach herrscht wieder ein großes Beisammensein, das muss man sich bewahren. Gerade hierdurch kann man in Luxemburg noch viel aufbauen.“
Dabei betonte er, dass er sich durchaus bewusst sei, dass es hinsichtlich des Basketballs nicht nur um den Profisport geht, und so hat er auch einige kleinere Ratschläge zur Förderung des Sports: „Wir müssen zur Schule zurückkehren, das ist unser erster Partner. Die Klubs können diese Arbeit zwar auch leisten, aber nicht überall. Ich bin überzeugt, dass die Schule einem viel geben kann. Es ist zudem wichtig, eine Formel zu finden, wie man ehemalige Spieler verstärkt in die Jugendarbeit miteinbeziehen kann. Es ist vielleicht kein Problem, das in Europa so sichtbar wird, aber viele Sportler, die in ihrer Karriere alles gegeben haben, finden nach deren Ende keinen wirklichen Platz in der Gesellschaft mehr. Das Problem des Kombinierens von Sport und Studien muss gelöst werden.“
Förderung der Frauen
Für seine Amtszeit hat sich Niang drei große Schwerpunkte ausgesucht: Zum einen will er sich verstärkt auf die nationalen Verbände konzentrieren und dafür sorgen, dass überall die nötige Basis garantiert ist. Am Herzen liegt ihm zudem die Förderung der Frauen im Bereich des Basketballs, sei es nun auf Verbands- oder Klubebene, auf dem Trainerposten, als Schiedsrichter oder im Bereich der Medien. Und auch in den Exekutivbereich der FIBA, in dem zurzeit zwei Frauen einen Posten haben, soll in dieser Hinsicht Bewegung kommen. Des Weiteren will er die „internationale Basketballfamilie“ erweitern, indem man die Sportart noch näher „nach Hause“ bringt, sei es durch Livestreams oder auch den E-Sport.
Wie klein die Welt und vor allem die einer Sportdisziplin jedoch ist, wurde durch ein überraschendes Wiedersehen deutlich. Der Herren-Trainer des Basket Esch, Sylvain Lautié, übt ebenfalls die Funktion des Damen-Nationaltrainers Malis aus. Lautié und Niang kennen sich seit 2005, als der aktuelle FIBA-Präsident noch Vorsitzender des dortigen Basketballverbandes war, und so fiel die Begrüßung am Samstagabend vor der Partie zwischen Esch und den Musel Pikes auch äußerst herzlich aus: „Ich wusste wirklich nicht, dass er inzwischen hier in Luxemburg als Trainer tätig ist, und schon gar nicht, dass er mit einem Team im Halbfinale steht. Das war eine schöne Überraschung, auch dass mit Adama Coulibaly am Sonntag noch eine Landsfrau auf dem Parkett stand.“ Und Lautié hatte noch eine weitere Überraschung dabei, denn mit Siriman Kanouté hatte er einen U19-Nationalspieler Malis mitgebracht, der zurzeit für Nancy aufläuft und bei der letzten U19-WM mit dem westafrikanischen Land erst im Finale gegen die USA verlor. Auch die Escherin Adama Coulibaly war von der Begegnung sehr angetan: „Am Samstag konnte ich mich mit ihm unterhalten. Ich würde sagen, dass unser Gespräch mich noch zusätzlich für das Halbfinale gegen Hesperingen motiviert hat.“
Für Niang stand am Ende des Wochenendes eines fest: Es war zwar der erste Besuch in Luxemburg, doch soll es bei Weitem nicht der letzte gewesen sein.
FLBB-Präsident Pleimling beeindruckt
„Zufriedenstellend, aber anstrengend“, so lautete das Fazit von FLBB-Präsident Henri Pleimling: „Es war schon eine organisatorische Herausforderung, da wir während der Halbfinalspiele sowohl den FIBA-Präsidenten als auch Prinz Felix als Ehrengäste zu Besuch hatten. Ein großes Dankeschön geht an Marion Grethen für die Organisation und die Betreuung von Hamane Niang. Auch wenn es stressig war und das Ganze an meinem Nervenkostüm gezerrt hat (lacht), so war es ein positiver Stress. Es ist natürlich eine absolute Ehre, wenn der FIBA-Präsident zu Besuch kommt. Hamane Niang hat meiner Meinung nach eine phänomenale Ausstrahlung und er ist eine sehr interessante Person.“
Von den Aussagen des FIBA-Präsidenten zeigte sich Pleimling dann auch beeindruckt: „Ich saß wie ein Schuljunge neben ihm. Er hat auf kleine Probleme aufmerksam gemacht, hat uns jedoch auch zu verstehen gegeben, dass wir mit der Coque eine großartige Sportstätte haben. Er bereist Länder, da gibt es weder Hallen noch einen Verband. Er bemerkte, dass es wichtig sei, in die Schulen zu gehen, was hierzulande nicht mehr getan wird. Früher hatte man wenigstens einen Lehrer im Verein.“
Und auch weitere Bemerkungen hob der FLBB-Präsident hervor: „Niang war beeindruckt von der familiären Atmosphäre im luxemburgischen Basketball. Ich habe ihm erklärt, wer mit wem verheiratet oder verwandt ist. Für einen Afrikaner hat die Familie natürlich eine große Bedeutung. Zudem hat er auf die Wichtigkeit von Frauen im Basketball hingewiesen, sei es als Trainer, Präsident, Offizielle oder Schiedsrichter.“
Einen Wermutstropfen gab es dann doch, denn am Wochenende konnte sich Henri Pleimling nicht wie gewohnt „unters Volk mischen“: „‘Ech si gär am Gewulls.‘ Im Normalfall hätte ich beispielsweise Chris Wulff (Trainer der Musel Pikes, d. Red.) persönlich zum Sieg seines Teams gratuliert, das musste ich am Samstag allerdings per SMS tun.“ B.G.
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