Davis Cup / „Wie im Drehbuch“: FLT-Präsident Claude Lamberty über den Aufstieg in Weltgruppe I

Luxemburgs Team lässt sich nach dem 3:1-Sieg gegen Litauen feiern
Luxemburgs Tennis-Herren haben mit dem Aufstieg im Davis Cup den Sprung unter die besten Tennis-Nationen der Welt geschafft. Für FLT-Präsident Claude Lamberty war der Sieg gegen Litauen am Wochenende an „Dramatik und Emotionen“ nicht zu überbieten. Im Gespräch mit dem Tageblatt blickt er mit einem Tag Abstand auf den Erfolg zurück.
Tageblatt: Herr Lamberty, wie blicken Sie mit einem Tag Abstand auf den Erfolg der Herren-Nationalmannschaft zurück?
Claude Lamberty: Wenn man ein Drehbuch hätte schreiben wollen, wäre es an Dramatik und Emotionen nicht besser zu machen gewesen. Man geht in die voll besetzte Coque, erwischt dann aber einen schlechten Start und man spürt, dass man im zweiten Einzel reagieren muss – das gegen einen auf dem Papier immens schweren Gegner. Trotzdem schafft man es zu gewinnen, was die Stimmung noch einmal extrem pusht. Am zweiten Tag geht man dann ins Doppel. Man weiß, dass die Aufstiegschancen steigen, wenn man das gewinnt. Unsere Jungs haben dann total überzeugt und gezeigt, wer der Herr im Haus ist. Von kleinen Rückschlägen und Rückständen im Match haben sie sich nicht beeindrucken lassen und das souverän gemacht. Damit war der Grundstein gelegt. Chris konnte den Sack dann zu machen. Das Ergebnis ist genial. Luxemburg hat sich damit als kleines Land auf die große internationale Sportbühne gehoben. Wir sind jetzt in der Weltgruppe I mit den größten Tennis-Nationen der Welt. Es war wirklich wie im Drehbuch.
Was bedeutet der Aufstieg konkret für das luxemburgische Tennis?
Für Chris und Alex bedeutet es, dass sie sehen konnten, was sie für ein Potenzial freisetzen können. Sie haben hier gegen Top-200-Spieler gespielt und gewonnen. Ich hoffe, dass sie das Selbstvertrauen auch für ihre individuelle Karriere mitnehmen. Es bedeutet aber auch, dass wir uns als Team gefestigt haben. Wir haben im Tennis weltweit mit dem Erfolg ein kleines Ausrufezeichen gesetzt. Wenn man dazu schaut, wie viele Zuschauer in die Coque kamen, bedeutet das, dass wir auch den Tennissport im Inland einem größeren Publikum näherbringen konnten. Es war eine tolle Werbung. Wir sind, was die Anzahl an Lizenzen betrifft, der größte Sportverband des Landes. Nach diesen Leistungen mache ich mir keine Sorgen, dass das auch in Zukunft so weitergeht.
Luxemburg hat sich als kleines Land auf die große internationale Sportbühne gehobenFLT-Präsident

Vor fünf Jahren spielte die luxemburgische Mannschaft noch in der kontinentalen Europagruppe, jetzt ist sie in die Weltgruppe I aufgestiegen. Wie sehen Sie die Entwicklung?
Als Gilles Muller seine aktive Karriere beendet hat, mussten wir auch im Davis-Cup-Team einen Umbruch einleiten. Das war auch bei den Damen nach Mandy Minella, Claudine Schaul und Anne Kremer so. Es stellt sich immer die Frage, was danach kommt – und es tut gut zu sehen, dass wir junge Talente haben. Wir sind ein kleines Land, trotzdem bringt das luxemburgische Tennis seit vielen Jahren immer wieder Weltklassespieler und Spielerinnen hervor. Mit Chris und Alex haben wir jetzt wieder zwei junge Spieler, die gut unterwegs sind. Man darf ihnen aber keinen Rucksack anziehen und sagen: Du musst der nächste Gilles Muller werden. Das bringt niemandem was. Jeder muss seinen eigenen Weg gehen und Geduld haben. Auch wenn es mal ein bisschen länger dauert. Wenn man jedenfalls Revue passieren lässt, wie diese junge Mannschaft, die jetzt seit ein paar Jahren zusammen ist, wächst, ist das eine gute Entwicklung. Und es kommen auch jetzt schon wieder neue junge Talente dazu, wie zum Beispiel Aaron Gil (Garcia). Es geht immer weiter.
Wie fällt die Bilanz des Wochenendes aus organisatorischer Sicht aus?
Ich muss unserem Organisationskomitee um Markus (Stegmann) ein riesengroßes Lob aussprechen. Es ist phänomenal, was sie geleistet haben. Wir hatten im Vorfeld keine Erfahrungswerte, was es bedeutet, in der Coque zu spielen oder ein Play-off der Weltgruppe I auszurichten. Das „Cahier des charges“ ist noch einmal ein bisschen dicker, als auf dem Level darunter. Wir haben das als kleine Nation aber gut gemeistert. Der Schiedsrichter hat uns beglückwünscht für das, was wir organisatorisch auf die Beine gestellt haben. Das hat sicherlich gut getan. Manpower-mäßig war es natürlich anstrengend. Man braucht auch ein gewisses Budget. Da braucht man auch die luxemburgische Regierung. Das ist einer der wichtigsten Partner der Sportverbände. Ohne das Sportministerium wäre das nicht möglich gewesen. Das Zusammenspiel hat gut geklappt und wir würden uns freuen, Mitte September wieder ein Heimspiel organisieren zu können.
Hätten Sie einen Wunschgegner?
Erst einmal wäre ein Heimmatch mein Wunsch. Natürlich mit einem attraktiven Gegner, damit die Jungs sich wieder zeigen können. Es gibt viele gute potenzielle Gegner. Da sind Norwegen mit der Nummer fünf der Welt (Casper Ruud), Schweden, Chile, Großbritannien, Israel, Finnland, Kanada, Schweiz, Slowakei, Brasilien, Taipeh oder sogar die Serben mit Djokovic – Fragezeichen. Wir sind hier wirklich auf dem höchsten Niveau angekommen. Einen einfachen Gegner wird es nicht geben. Egal gegen wen wir spielen, die Jungs werden keinen Druck haben, können stresslos reingehen und einfach ihr Bestes geben.
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