Trends / Wie Olympia verjüngt wird: Sport für die neuen Generationen
Usain Bolt sprintet nur mit seinem eigenen Schatten um die Wette, Michael Phelps fischt eine Goldmedaille nach der anderen aus dem Becken und Simone Biles wirbelt durch die Luft, dass jedem Normalsterblichen der Atem stockt. So kennen wir die Olympischen Spiele: Leichtathletik, Schwimmen, Turnen. Eine Verjüngungskur mit Trendsportarten soll nun dafür sorgen, dass auch die neuen Generationen Olympia entgegenfiebern.
Während der 100-Meter-Lauf oder die Highlights des Turn-Mehrkampfs wohl immer eine Zuschauerschaft haben werden, muss sich das größte Sportevent der Welt jedoch an vielen Stellen neu erfinden. So gibt es sehr wohl Disziplinen, die sich mit den Sehgewohnheiten der Gen Z nicht mehr so wirklich vertragen.
Das Internationale Olympische Komitee versucht spätestens seit Tokio 2021, hier ganz bewusst gegenzusteuern und Trendsportarten ins Programm aufzunehmen, die im Akkord Höhepunkte produzieren. Denn nur, wer es in die Reels bei Instagram und TikTok schafft, erreicht die jungen Leute wirklich. Der SID gibt einen Überblick über die Verjüngung des 128 Jahre alten Sportfestes.
Tokio – Jetzt wird’s funky
Für Tokio 2021 verordnete sich das IOC eine recht umfassende Frischzellenkur, nachdem fünf Jahre zuvor in Rio de Janeiro lediglich die ohnehin weltweit populären Sportarten Golf und Rugby neu hinzugekommen waren. So „funky“ waren die Spiele noch nie. Und trotz coronabedingtem Zuschauerausschluss halfen die neuen Formate dem Seherlebnis sicherlich.
3×3-Basketball versuchte, den „Swag“ der Freiplätze einzufangen – und produzierte in gerade einmal zehn Minuten Nettospielzeit Spektakel im Sekundentakt. Genau wie die Debütwettkämpfe im BMX-Freestyle und Skateboard, als Kinder im Mittelstufen-Alter aberwitzige Kunststücke aufführten – und plötzlich nicht mehr nur die coolste Person in ihrem Freundeskreis, sondern auch Olympiasieger waren.
Die neuen Sportarten Surfen und Sportklettern brachten zudem die Lieblingsbeschäftigungen der Küsten- und Bergjugend zu Olympia. Deutsche Erfolge gab es in Tokio jedoch in keinem der neuen Wettkämpfe.
Paris – Endlich etabliert
Die jugendlichen Vibes, die sich das IOC von der Einführung ihrer neuen Disziplinen versprach, sollten erst in diesem Jahr so richtig überspringen. Denn, klar, dafür braucht es nun einmal Publikum. Einer der Hauptgründe für den Erfolg ist die Idee, BMX, 3×3, Skateboard und den einzigen Neuling „Breaking“ zentral auf der berühmten Place de la Concorde auszutragen.
Gerade die Basketball-Wettkämpfe im Herzen von Paris entwickelten sich zum Zuschauermagneten. Aus deutscher Sicht natürlich vor allem, weil die Frauen um Svenja Brunckhorst sensationell zu Gold stürmten. Eines DER Fotos der Spiele entstand derweil rund 15.000 Kilometer entfernt auf Tahiti, wo die Surf-Wettbewerbe stiegen. Das Bild vom Brasilianer Gabriel Medina, der nach einem Wellenritt förmlich in der Luft stand, ging um die Welt.
Interessant wird zu beobachten sein, wie das vorerst nur einmalig olympische Breaking angenommen wird. Am Freitag und Samstag tanzen die Athletinnen und Athleten, B-Boys und B-Girls genannt, auf der Place um die Medaillen. „Breakdance“, neben Rap, DJing, Graffiti und Beatboxing eines der fünf Elemente des Hip-Hops, wird als Bezeichnung für die Sportart übrigens entschieden abgelehnt.
Los Angeles – Der amerikanische Traum
In vier Jahren wird die Modernisierung der Olympischen Spiele so richtig auf die Spitze getrieben. Allen voran durch die Einführung von „Flag Football“, der seichten Version des American Football, bei der die knallharten Tackles durch das Abziehen einer Flagge vom Gürtel des Gegners ersetzt werden. Die NFL ist bereits mit im Boot, will ihren millionenschweren Athleten den Traum von Olympia ermöglichen. Für das IOC wäre es natürlich ein Segen, wenn Superstars wie Patrick Mahomes die jungen Fans vor den Bildschirm und in die Stadien locken.
Ähnliches gilt für die Rückkehr von Cricket (nur 1900 olympisch), Baseball (zuletzt 2021) und Lacrosse (1904 und 1908). Letztere Sportart, bei der ein Hartgummiball mit einem Schläger ins gegnerische Tor geschleudert werden muss, dürfte in Deutschland wohl eher aus US-amerikanischen Highschool-Filmen bekannt sein, erfreut sich jedoch auch aufgrund der mit dem Eishockey vergleichbaren Härte gerade im angelsächsischen Raum großer Popularität. Dazu wird das hierzulande als Freizeitsport bekannte Squash erstmals zum Programm gehören. Touchdowns, harte Tacklings und schnelle Ballwechsel: Social Media freut sich.
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