EM / „Wie Robben früher“: Gakpo der Held bei Oranje
Vom Problemfall zum Finalaspiranten: Die Niederlande haben mit einem fulminanten 3:0 gegen Rumänien die Herzen der Fans zurückerobert – auch dank Cody Gakpo.
Die Fans hüpften ekstatisch von links nach rechts – doch Cody Gakpo ließ sich vom ganzen Wahnsinn in Oranje nicht anstecken. Lässig schlenderte der Star des FC Liverpool zum Mannschaftsbus. Auch die ganze Aufregung der vergangenen Tage lächelte er einfach weg.
Mit einem entfesselten Offensiv-Spektakel sind die Niederlande vor dem Viertelfinale gegen die Türkei aus der Krise schlagartig zu einem ernsthaften Titel-Kandidaten auferstanden – vor allem dank Gakpo. „Er spielt das Turnier auf einem großartigen Niveau. Vielleicht ist er bis jetzt der wichtigste Spieler. Ich hoffe, dass die anderen auf sein Niveau kommen“, würdigte Nationaltrainer Ronald Koeman den Offensivspieler nach dem fulminanten 3:0 (1:0) gegen Rumänien überschwänglich.
„Mit Gakpo ist es wie mit Arjen Robben früher“, titelte der Telegraaf. Und auch Kapitän Virgil van Dijk war voll des Lobes über seinen Klubkollegen: „Cody spielt auf so einem hohen Level. Er ist sehr wichtig für uns.“
Bei der beeindruckenden Elftal-Party von München war Gakpo trotz des Dortmunder Doppelpackers Donyell Malen (83. und 90.+3) der gefeierte Held. Mit seinem Führungstor (20.), schon dem dritten bei dieser EM, der Vorlage zum späten 2:0 und kraftvollen Läufen schwang sich Gakpo zum Protagonisten auf.
Dabei hatte der 25-Jährige bei den Reds unter Jürgen Klopp in der vergangenen Saison einige Probleme. „Diese Phasen sind normal in einer Karriere. Manchmal hat man einen schlechten Lauf“, sagte Gakpo. Er habe aber in Liverpool „viele Menschen, die an mich glauben und mich aufgebaut haben. Ich habe zum Ende der Saison schon gute Leistungen gezeigt – und die habe ich mitgenommen.“
„Waren harte Wochen für uns“
Schon bei der WM in Katar hatte sich Gakpo mit drei Treffern ins Schaufenster gestellt. Sein Geheimnis bei großen Turnieren? „Ich versuche einfach immer, mein Bestes für unser Land und für die Mannschaft zu geben. Ich bin sehr glücklich.“ Man sah es ihm an.
Auch Koeman, der nach einer dürftigen Vorrunde seiner hoch gehandelten Elftal schon Fragen zu seiner Zukunft beantworten musste, wurde emotional. Mit strahlenden Augen berichtete er von einem Brief seines Enkels. „Da stand das Ergebnis, er hat ein 3:1 vorhergesagt. Und er hat eine schöne Zeichnung geschickt. Es ist toll, diese Unterstützung zu spüren“, sagte Koeman berührt.
Nach der Machtdemonstration gegen Rumänien war die Fußball-Welt der Niederlande wieder in Ordnung, nachdem es zuvor einige Risse gegeben hatte. „Es waren harte Wochen für uns“, räumte Xavi Simons ein. Aber: „Wir sind als Team zusammengeblieben. Der Kapitän hat gesprochen, wir haben uns ausgesprochen, jetzt haben wir es auch auf dem Feld gezeigt.“
Dennoch warnte van Dijk vor dem Viertelfinale am Samstag (21.00 Uhr) in Berlin vor allzu großer Euphorie: „Wir können viele Dinge mitnehmen. Es gibt immer noch einige Dinge, die wir verbessern können.“ Auch Koeman monierte trotz einer „außergewöhnlichen Leistung, dass wir zu lange gebraucht haben, das zweite Tor zu schießen“. Ansonsten sei es, so der Bondscoach entspannt, „ein sehr schöner Nachmittag“ gewesen. Vor allem dank Gakpo.
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