Handball / Wie sich ein ehemaliges Benfica-Trio in Luxemburg wiedergefunden hat
Hugo Figueira (HB Esch), Elledy Semedo (Red Boys) und Dragan Vrgoc (HB Käerjeng) sind in der AXA League Rivalen. Das Handball-Trio hat allerdings auch eine gemeinsame Vergangenheit. 2016 spielten sie in Portugal Seite an Seite und feierten mit Benfica einen großen Erfolg.
Hugo Figueira, Elledy Semedo und Dragan Vrgoc sind sich einig. „Der Pokalsieg war definitiv unser größtes Highlight“, sagen alle drei, wenn sie über ihre gemeinsame Vergangenheit sprechen. In der Saison 2015/16 liefen die heutigen Rivalen in der AXA League zusammen für den SL Benfica auf. Es war damals ein starkes Jahr für die portugiesische Topmannschaft, die in drei Wettbewerben bis ins Finale kam. „Es war eine harte Saison, in der wir gute Dinge erreicht haben. Leider konnten wir uns nicht in allen Wettbewerben krönen“, erinnert sich Semedo und wird von seinem ehemaligen Teamkollegen Figueira ergänzt. „Wir hätten damals den ersten Meistertitel für Benfica seit langer Zeit gewinnen können. Wir haben im Halbfinale Porto ausgeschaltet und haben dann wirklich begonnen, daran zu glauben. Leider haben wir das Finale dann aber gegen Braga verloren und Benfica wartet bis heute auf den ersten Meistertitel seit 2008.“ Auch im Challenge Cup stand das Trio damals mit dem portugiesischen Hauptstadtverein im Endspiel – musste sich aber auch hier geschlagen geben. Besser lief es im portugiesischen Pokal.
In der „Taça de Portugal“ durften die Handballer von Benfica 2016 nämlich den Pokal bejubeln. Im Endspiel gewannen sie mit 36:35 gegen den Stadtrivalen Sporting. „Es war ein großartiges Finale“, sagt Semedo im Rückblick. „Elledy schoss das entscheidende Tor“, erinnert sich Figueira genau an den Moment zurück und zeigt dabei Jubelbilder von damals auf seinem Telefon. „Es waren noch ein paar Sekunden zu spielen, da zog er aus der Entfernung ab und knallte den Ball in den Torwinkel. Dank ihm ist es nicht zur Verlängerung gekommen“, weiß auch Vrgoc noch genau, wie es zu dem umjubelten Pokalsieg kam.
Ein Tor für die Ewigkeit
Wenn das Trio heute an die damalige Zeit zurückdenkt, fallen immer wieder die Worte „Freunde“ und „Familie“. Vrgoc war noch „jung“, als er 2015 nach Benfica kam. Er war begeistert von den Bedingungen und Strukturen dort, aber auch von dem Team. „Es gab in der Saison keinen großen Star im Kader, aber die Mannschaft hat zusammengehalten und war wie eine Familie. Die Atmosphäre war richtig gut“, blickt er auf die Zeit zurück.
Während Figueira und Semedo bereits vor ihrer gemeinsamen Zeit in Lissabon bei Belenenses und auch in der portugiesischen Nationalmannschaft Teamkollegen waren (bevor Semedo für Kap Verde spielte), war die gemeinsame Zeit mit Vrgoc kürzer. Er lief nur eine Saison für Benfica auf. Figueira blieb dagegen von 2013 bis 2019 in Lissabon, Semedo von 2013 bis 2017.
Die Wege des Trios kreuzten sich aber auch nach ihrer gemeinsamen Zeit in Lissabon immer wieder. Semedo schloss sich Madeira an und spielte in der Liga noch einige Male gegen Figueira. Vrgoc traf 2018 im Challenge Cup mit Hurry Up (NL) auf Madeira und seinen Ex-Teamkollegen. Mittlerweile haben sich die drei in Luxemburg wiedergefunden – und sehen sich wieder öfter. Aus den Augen hatten sie sich eh nie verloren.
Der heute 43-jährige Figueira wechselte 2019 als Erster des Trios nach Luxemburg. „Mein Vertrag in Benfica lief aus und ich bekam ein Angebot aus Luxemburg. Ich spielte, bevor ich nach Esch kam, nur einmal im Ausland, in Spanien. Das war keine so schöne Erfahrung – auch deswegen hatte ich am Anfang Bedenken. Ich wollte es aber noch einmal versuchen und plante, für zwei Jahre nach Luxemburg zu kommen. Heute muss ich sagen, dass meine Bedenken unbegründet waren. Meine Frau und meine Kinder lieben es hier. Wir sind sehr glücklich und sind deswegen länger geblieben“, erzählt er und scherzt: „Nur das Wetter in Luxemburg ist schlechter. Ich reise jeden Sommer zurück nach Portugal, um am Strand zu liegen und Vitamin D zu tanken.“ Besonders für seine Kinder sei das Leben in Luxemburg aber ein großer Vorteil. „Das Gesundheitssystem, das Bildungssystem – sie haben hier eine bessere Perspektive.“
Ratschläge unter Freunden
Davon berichtete er auch Semedo, als dieser 2021 ein Angebot aus dem Großherzogtum erhielt. Beide blieben nämlich auch nach ihrer gemeinsamen Zeit in Kontakt. „Wir schreiben uns fast täglich“, sagt Semedo mit einem Lachen. „Ich fragte Hugo damals, wie das Leben hier ist und er hat ausschließlich gute Dinge erzählt. Er hat sofort gesagt, ich sollte es machen.“ Der 35-Jährige hatte am Anfang einige Zweifel, „weil ich zum Beispiel zuvor noch nie in einem kälteren Land gelebt hatte. Hugo sagte mir aber: Es ist nicht an der Zeit, dir Sorgen ums Wetter zu machen. Du musst daran denken, was das Beste für dich und deine Familie ist“, erinnert sich Semedo, der schließlich nach einem Jahr in Käerjeng im letzten Sommer zu den Red Boys wechselte: „In Portugal ist das Leben viel schwieriger, deswegen war der Wechsel nach Luxemburg sicherlich der beste Move für meine Familie. Besonders für meine Kinder. Sie haben hier die besten Tools für ihre Zukunft.“
Wie Semedo 2021, kontaktierte auch Vrgoc ein Jahr später seine ehemaligen Teamkollegen, um mehr über den luxemburgischen Handball und das Leben im Großherzogtum zu erfahren. „Ich sprach hauptsächlich mit Semedo. Wir hatten uns in Benfica auch privat sehr gut verstanden und viel Zeit miteinander verbracht. Der Kontakt ging nie verloren“, so der 31-jährige Kreisläufer: „Figueira ist etwas älter als ich, wir hatten nicht die gleiche Connection, aber trotzdem ein sehr gutes Verhältnis.“ Semedo sei einer der Gründe gewesen, warum Vrgoc sich schließlich für den Wechsel nach Luxemburg entschied. „Er überzeugte mich, dass es die richtige Entscheidung für mich und meine Familie ist.“
Im Vorfeld eines Transfers ins Ausland sei es wichtig, mit Bekannten zu reden, so Vrgoc, der im Sommer vom niederländischen Klub Hurry Up nach Käerjeng kam. „Man muss es so machen, denn im Handball gibt es viele Klubs, die dir alles versprechen, aber sich nach ein paar Monaten an nichts mehr halten. Man muss sich gut überlegen, wohin man wechselt.“ Genauso sieht es auch Semedo. „Ich spiele seit 30 Jahren Handball. Ich musste mir in diesen Jahren oft darüber Gedanken machen, ob ich am Ende des Monats mein Gehalt bekomme. Aber diese Sorgen muss man sich hier nicht machen, wenn man seinen Vertrag erfüllt.“
In Luxemburg fühlt sich das Trio wohl und ist auch heute noch befreundet. Und nachdem Figueira am Samstag mit Esch gegen Semedo und die Red Boys spielte, trifft Letzterer am Mittwoch auf Vrgoc und Käerjeng. „Ich spiele gerne gegen meine ehemaligen Teamkollegen“, sagt Vrgoc. „Auf dem Feld sind wir allerdings keine Freunde, sondern Gegner. Nach dem Spiel können wir dann aber gerne ein Bier trinken und über alles reden.“
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