Fußball-Europameisterschaft / Wo alles begann: Calhanoglu will „gesamte Türkei“ glücklich machen
In Hamburg begann einst die große Karriere von Hakan Calhanoglu. An der Elbe will er die Türkei nun ins Achtelfinale schießen.
Der Michel? Natürlich. Elbe und Alster? Klar. Vor allem wird sich Hakan Calhanoglu aber an den Hamburger Volkspark erinnern. Dort, wo sein Stern zu leuchten begann, wo seine Welt-Karriere vor zehn Jahren beim HSV Fahrt aufnahm, will der Kapitän seine Türken zum größten Erfolg der jüngeren Verbandsgeschichte führen – und damit ein ganzes Land in Glückseligkeit versetzen.
„Ich glaube und vertraue darauf, dass wir es schaffen werden“, sagt Calhanoglu: „Wir wollen nicht nur unsere Fans glücklich machen, sondern die gesamte Türkei. Jeder will Erfolg sehen.“
Die Ausgangslage ist vor dem Duell gegen Tschechien (21.00) vermeintlich komfortabel: Mit drei Punkten belegen die Türken hinter Spitzenreiter Portugal Rang zwei, Georgien und Tschechien haben je einen Zähler. Klar ist aber auch: Verlieren Calhanoglu und Co., droht das erneute Vorrunden-Aus. Der Traum von der ersten Teilnahme an einer K.o.-Phase bei einem großen Turnier seit 2008 wäre geplatzt.
Genau daran wird Calhanoglu gemessen. Er spürt das. Kaum ein Tag vergeht ohne eine Schlagzeile über den 30 Jahre alten Spielmacher von Inter Mailand. Zu Wochenbeginn kochten Gerüchte über einen bevorstehenden Wechsel zum FC Bayern so hoch, dass sich Calhanoglu zu einem öffentlichen Dementi gezwungen sah. Via Instagram teilt er mit, dass er „sehr glücklich“ bei Inter sei. Die Beziehung zu Klub und Fans sei „wirklich etwas Besonderes“.
Genau das dachten sie in Hamburg seinerzeit auch. 20 Jahre war der gebürtige Mannheimer jung, als er in der Hansestadt mit seinen atemberaubenden Dribblings, den sezierenden Pässen und seinen genialen Freistößen Fans und Fachwelt gleichermaßen verblüffte. Elf Tore für den HSV in seiner Premieren-Saison. Die Leute liebten Hakan – bis es zum plötzlichen Bruch kam.
Trotz vorherigem Treuebekenntnis und seiner langfristigen Vertragsverlängerung: Calhanoglu wollte unbedingt weg und ließ sich zum Saisonstart 2014/15 von einer Psychologin krankschreiben. Calhanoglu wird diese Zeit nicht vergessen.
Er habe in Hamburg „kaum mehr rausgehen“ können, sagte er bei einem bemerkenswerten Sportstudio-Auftritt: „Ich wurde von allen Seiten beleidigt. Mein Auto wurde kaputtgeschlagen.“ Das 1:1 im Relegationsrückspiel gegen Greuther Fürth im Mai 2014 sollte sein letzter Auftritt für die Rothosen bleiben, am Ende einer unwürdigen Posse wechselte Calhanoglu nach Leverkusen.
Seither driften die Wege von Calhanoglu und seinem Ex-Klub auseinander. Während der HSV irgendwann doch abstieg und seitdem in der 2. Liga sein Unwesen treibt, eroberte der mitunter eigenwillige Mittelfeldspieler mit seinem Zauberfuß die Fußballwelt. Über Leverkusen und die AC Mailand landete Calhanoglu schließlich vor drei Jahren bei Inter, wo er seither zweimal den italienischen Pokal und jüngst den Scudetto gewann.
Nun also das Wiedersehen mit der alten Liebe. Viel Zeit für Sentimentalitäten wird Calhanoglu aber nicht haben. Er konzentriere sich aktuell „voll und ganz darauf“, die Leute „in meinem Land glücklich zu machen“. (SID)
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