Basketball / Yves Braun und Avanti Mondorf sind das Überraschungsteam der Coupe du Luxembourg
Wenn Zweitligist Avanti Mondorf heute Abend im Viertelfinale der Coupe de Luxembourg auf den amtierenden Doublegewinner Ettelbrück trifft, ist es eines der größten Spiele in der Geschichte des im Jahr 2000 gegründeten Vereins. Und auch Präsident Yves Braun soll noch einmal auf dem Parkett stehen.
Ein besseres Drehbuch hätte man auch in Hollywood nicht schreiben können. Mit einem Sieg gegen den Erstligisten Contern qualifizierte sich Nationale-2-Aufsteiger Avanti Mondorf für das Viertelfinale der Coupe de Luxembourg – für den jungen Verein einer der bisher größten Erfolge der Vereinsgeschichte. Ein Sieg, der vor allem für Präsident Yves Braun ein zuckersüßes Erlebnis darstellte, das er sich selbst gar nicht mehr so erwartet hatte. Denn dass er im Alter von 43 Jahren gerade beim Sieg gegen den Verein, bei dem seine Basketballkarriere begann und mit dem er die größten Erfolge seiner Karriere feiern konnte, noch einmal aktiv auf dem Parkett eingreifen würde, damit hatte er selbst nicht mehr gerechnet.
Angefangen hatte alles eigentlich mit dem ersten Pokalspiel der Saison gegen den Ligakonkurrenten Kordall Steelers, wie Braun selbst erklärt: „Uns fehlten zwei Spieler, was bei unserem kleinen Kader eh schon alles andere als ideal ist. So entschied ich mich dann, das Trikot noch einmal überzustreifen, um auszuhelfen.“ Als dann auch noch Center-Spieler Brian Georges, der als Physiotherapeut arbeitet, Überstunden machen musste und es nicht rechtzeitig zum Spiel schaffte, rückte der Routinier sogar direkt in die Starting Five vor. Elf Punkte – davon zwei Distanzwürfe – erzielte Yves Braun, der auf diesem Level eigentlich nicht mehr spielen wollte, in dieser Begegnung. „Auch wenn die Kondition nicht mehr so da ist, werfen kann ich noch immer“, scherzt der Spieler-Präsident, auf seine Leistung angesprochen. Am Ende siegte der Underdog dann auch mit 94:83 und zog ins Achtelfinale ein.
„Einer der besten Shooter“
Einer, der von den Qualitäten des 43-Jährigen überzeugt ist und diese bestens kennt, ist Coach Paul Missavage. Vor 30 Jahren, in seiner zweiten Saison in Luxemburg, war der US-Amerikaner der erste Trainer des damals 13-jährigen Braun bei der AB Contern: „Ich kann mich noch gut an dieses dünne Kind erinnern, diesen Linkshänder, der einmal ein großartiger Werfer werden wollte – und das wurde er auch. Für mich war und ist Yves noch immer einer der besten Shooter in der luxemburgischen Basketballgeschichte.“ Es war auch Missavage, der ihn in der vergangenen Saison überzeugte, bei einigen Spielen in der Nationale 3 auszuhelfen, ein Spielniveau, das jedoch wesentlich niedriger ist als das eine Liga höher.
Und wie es das Los so wollte, wartete im Pokal-Achtelfinale vor einem knappen Monat dann ausgerechnet Contern. Der Klub, mit dem Yves Braun im Jahr 1996 als damals 19-Jähriger seinen ersten Titel gewann. Ein in der luxemburgischen Basketballwelt noch immer unvergessener Triumph, denn schließlich schaffte Contern damals das Kunststück, als Nationale-2-Team im Finale den großen Favoriten Heffingen zu besiegen. Für Braun und den Verein folgten noch zwei gemeinsame Meistertitel, einer im Jahr 2001, ein weiterer 2009. Kein Wunder, dass er mit Contern noch immer viel verbindet und so war es für seine Teamkollegen klar, dass er auch im Achtelfinale auf dem Parkett stehen soll. Für den Routinier selbst eigentlich nicht so selbstverständlich, wie er lachend zugibt: „Wenn es hochkommt, dann habe ich vielleicht fünfmal in dieser Saison mit dem Team trainiert. Wenn Lauftraining ansteht, dann verabschiede ich mich schon mal direkt. Der Basketball in Luxemburg ist in den letzten Jahren definitiv athletischer geworden.“ Mit 102:98 schmiss Mondorf dann auch den Erstligisten aus dem Wettbewerb. „Vor allem am Anfang hatte ich keine Luft, doch unser kleiner US-Spieler hat an diesem Abend gut getroffen, sie sind nervös geworden, auch wenn sie unseren Zehn-Punkte-Bonus bis zur Pause schon aufgeholt hatten“, blickt Braun auf diesen November-Abend zurück, der für ihn ein ganz spezieller war. Der Routinier selbst brachte gerade durch seine Erfahrung eine gewisse Ruhe ins Spiel, von der seine Teamkollegen sichtlich profitierten.
Wenn Lauftraining ansteht, dann verabschiede ich mich schon mal direktPräsident Avanti Mondorf
Heute tritt nun Titelverteidiger Ettelbrück im Viertelfinale in der Thermalstadt an, für den kleinen Klub ein absoluter Höhepunkt, wie der Präsident bestätigt: „Bisher stand von unseren Spielern noch keiner gegen die Etzella auf dem Parkett, für sie und den Verein ist das ein mega Highlight. Schon in der letzten Woche konnte sich keiner wirklich auf das Meisterschaftsspiel gegen Zolver konzentrieren.“ Und auch Yves Braun soll wieder im Trikot auf der Bank sitzen und ins Spielgeschehen eingreifen, schließlich war das im laufenden Wettbewerb bisher ein mehr als gutes Omen. Doch der 43-Jährige bleibt realistisch und an einen Einzug ins Halbfinale in der Coque will er nicht denken: „Die Etzella ist der haushohe Favorit, die Qualität ihrer Spieler ist mit unserer gar nicht zu vergleichen. Wir wollen uns so teuer wie möglich verkaufen und die ganze Stadt mobilisieren, damit wir vor einer tollen Kulisse antreten können.“ Die Anhänger des lokalen Fußballvereins US Mondorf haben sich laut Braun schon mal angekündigt: „Der Zusammenhalt unter den Vereinen ist hier schon toll.“
Ein gutes Omen
Braun selbst hatte eigentlich auf ein anderes Los gehofft: „Die Musel Pikes oder Düdelingen wären mein Wunsch gewesen.“ Denn bei den Moselanern spielte der Routinier von 2003 bis 2006 und gewann mit dem Klub 2004 den Pokal, der vierte Titel in seiner Karriere. Beim T71 sitzt seit dieser Saison Brauns langjähriger Conterner Teamkollege Ken Diederich als Trainer auf der Bank. Doch auch das Etzella-Los nimmt man in Mondorf gerne mit, vor allem Trainer Missavage, der mit den Nordisten als Assistant-Coach in den Jahren 2005, 2006 und 2011 im Pokalwettbewerb triumphierte.
Seit nunmehr zwei Jahren ist Yves Braun Präsident der Avanti Mondorf, eines jungen Basketballvereins, der im Jahr 2000 gegründet wurde. Vor allem die Nähe zu seiner Heimatgemeinde Altwies sprach dafür. Im Frühling, am gleichen Tag, als die Etzella Ettelbrück den 15. Meistertitel ihrer Vereinsgeschichte feiern durfte, wurde zwei Klassen tiefer auch in der Thermalstadt gefeiert. Denn quasi gleichzeitig machte Mondorf gegen Bettemburg den Aufstieg in die zweithöchste Liga des Landes perfekt. Es ist auch die zweite Liga, in der man sich gerne etablieren würde. Nach der Hälfte der Qualifikation steht der Klub mit einer Bilanz von drei Siegen und sieben Niederlagen auf dem achten Rang. Diese Platzierung würde am Ende der Saison auch zum großen Ziel Klassenerhalt reichen.
Genauso wichtig ist für Yves Braun jedoch auch die Jugendarbeit. Eine Basis hat man inzwischen geschaffen, dafür holte der Präsident mit Oli Haan einen weiteren ehemaligen Weggefährten als Jugendtrainer in den Verein. Eine Cadets-, Minis-, Poussins- und Poussins-Mixed-Mannschaft nehmen inzwischen an den verschiedenen Meisterschaften teil. Nun will man in Mondorf daran arbeiten, dass auch die großen Talente in Zukunft bleiben. „Leider sind es vor allem die Jugendnationalspieler, die den Verein verlassen und auch einige Mädchen, weil wir aktuell nur eine Mixed-Mannschaft bieten können. In den letzten zwei Jahren haben wir so unsere vier besten Nachwuchsspieler verloren. Doch daran arbeiten wir“, erklärt Braun. Dass man ihn jedoch wie Ken Diederich einmal auf der Trainerbank sehen wird, schließt er schmunzelnd aus: „Diese Etappe habe ich übersprungen. Eine Etage höher, als Präsident, kann ich immerhin die Entscheidungen treffen.“
Und dass der Verein nicht mehr nur im kleinen Pokalwettbewerb, der Coupe FLBB, sondern nun auch in der großen Coupe de Luxembourg für Furore sorgt, dürfte ihn auf der Basketball-Landkarte des Landes definitiv sichtbarer machen. Und wer weiß, vielleicht heißt die nächste Station im Februar ja dann Gymnase der Coque.
Im Überblick
Coupe de Luxembourg, Viertelfinale:
Heute:
20.30: Racing – Musel Pikes
20.30: Mondorf (+10) – Ettelbrück
Morgen:
20.00: Zolver (+10) – Esch
20.30: Walferdingen (+10) – Düdelingen
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