Volleyball / Zur festen Größe herangewachsen: Adri Arapi und Lorentzweiler gehen am Dienstag ins Challenge-Cup-Rückspiel
Seit 2020 ist Adri Arapi Teil der Lorentzweiler Volleyball-Mannschaft. Mittlerweile ist der 27-Jährige kaum noch aus dem Verein wegzudenken. Am Dienstagabend muss das Team zum Rückspiel des Challenge Cup gegen Ribola Kastela ran. Das Hinspiel hatte das Team vor heimischem Publikum 2:3 verloren.
Wenn am Dienstagabend um 19.00 Uhr der bosnische Schiedsrichter Nikola Koszic das Rückspiel im CEV Challenge Cup zwischen Ribola Kastela aus Kroatien und Lorentzweiler anpfeifen wird, wird aufseiten der Luxemburger auch ein Spieler vom Balkan auf dem Platz stehen. Adri Arapi kommt aus Albanien und hat seine Koffer 2020 in Lorentzweiler abgestellt. Zu diesem Zeitpunkt wusste Arapi nicht, wie seine Zukunft aussehen würde. War Lorentzweiler nur ein Etappenziel oder die Zielankunft in seiner Karriere? Er hat sich aber früh für Luxemburg entschieden und seitdem seine Integration vorangetrieben. Sein Sport hat ihm dabei viel geholfen, doch auch außerhalb des Volleyballplatzes kommt die offene Mentalität des Zuspielers sehr gut an. Er weiß auch, dass sein Verein, allen voran sein Präsident Roland Noesen und sein Trainer Serge Karier, ihm das Einleben in einer alles andere als leichten Periode, inmitten der Corona-Pandemie, vereinfacht haben. Er war von Anfang an bereit, dies „zurückzuzahlen“. Und nun hält er schon in der fünften Saison seinem Klub die Treue.
Arapi kam erst relativ spät zum Volleyball. Nachdem er als Zehnjähriger, wie viele Jungs, König Fußball verfallen war, lotste ihn sein damaliger Sportlehrer mit zwölf Jahren zum Basketball. Mit 14 entdeckte er dann den Volleyball – und verfiel gleich diesem Sport, der fortan sein Leben lenken sollte. Er schloss sich dem SK Tirana an, wo er dann sämtliche Jugendmannschaften durchlief. Durch sein gutes Ballgefühl landete er gleich in der Zuspielerposition und der Verband wurde auf ihn aufmerksam. Alle Jugendnationalspieler zu dieser Zeit wurden fortan mit den Pässen von Arapi gefüttert. Im Verein war er ab 2005 im Kader der ersten Mannschaft und wurde gleich Vizemeister.
Karier zieht Arapi an Land
Ein Wechsel zu Partizani Tirana in der folgenden Saison machte ihn zum Pokalsieger. Doch er wollte Meister werden und trat dem KV Erzeni bei, wo er in zwei Spielzeiten einmal den Meistertitel und einmal den Pokal gewann. Inzwischen war er in die Herrennationalmannschaft aufgestiegen. Sein Agent sollte ihm dann einen lukrativen Kontrakt bei Al Ain in den Vereinigten Arabischen Emiraten an Land ziehen. Wenn es auch in seiner ersten Saison als Legionär nicht zum Titel reichte, so wurde er doch zum MVP der Meisterschaft gekürt. Seine Zukunft lag zu diesem Zeitpunkt im Nahen Osten. Doch das Coronavirus sollte Arapi einen Strich durch die Rechnung machen: Da nicht klar war, wie es weitergehen würde, zog der Verein seine Offerte zurück – ein wichtiger Sponsor war abgesprungen – und er stand auf einmal ohne Vertrag da. Sein Agent war wieder gefragt.
Zur gleichen Zeit war Serge Karier, aus Diekirch kommend, beim VC Lorentzweiler gelandet. Hier sollte er dem Trainer Lolo Van Elslande als Assistent zur Seite stehen und auch die Mütze des Klubmanagers tragen. „Meine erste Aufgabe war, einen neuen Zuspieler zu finden, der dem bisherigen etwas Druck machen sollte“, so Karier. Ein Kanadier wurde verpflichtet, er sollte sich allerdings sehr schnell als nicht geeignet herausstellen. „Noch nie bin ich so hereingelegt worden“, erinnert sich Karier. „Irgendwie war inzwischen Adris Agent auf unser Inserat gestoßen und er wurde uns angeboten. Wir standen damals unter Druck, denn die Saison sollte beginnen. Wir hatten wenig zu verlieren und ließen ihn einfliegen. Dass wir einen solchen Schatz an Land ziehen würden, konnten wir nicht erahnen. Aber es wurde uns sehr schnell bewusst.“
Schnelle Integration
Da stand nun Arapi mit seinen Koffern in Lorentzweiler, einem kleinen Dorf – er, der bisher nur in großen Städten gespielt hatte. „Mein Plan war zu diesem Zeitpunkt, eine Saison hier zu spielen und dann weiter nach Spanien zu ziehen“, so der Zuspieler „Doch relativ schnell änderte ich meine Meinung. Wie in einer Familie wurde ich aufgenommen. Ich spürte gleich, hier bist du zu Hause. Der heutige Präsident nahm mich mit nach Hause, wo ich Kost und Logis hatte. Er war sozusagen mein persönlicher Koch. Er ließ mir damit alle Zeit, mir eine Wohnung zu suchen. Auch im Team wurde ich gleich als herzlich willkommen durchgewunken.“
Damit stand, als im Februar der Spielbetrieb wieder aufgenommen wurde, schon für ihn fest, dass er in Luxemburg bleiben wollte. „Aber ich wollte nicht nur ein Stück einer Mannschaft sein, sondern ein Stück eines Vereins, einer Dorfgemeinschaft, eines Landes. Ich wollte mich integrieren, die Sprache lernen und dem Land das zurückgeben, was es mir gegeben hat.“ Er ist sprachbegabt und so war es nicht schwer, selbst ohne einen Kurs zu besuchen, der Sprache schnell halbwegs mächtig zu werden. Mithilfe von Podcasts und Radio – „wo relativ langsam gesprochen wird“ –, aber auch seiner Arbeitskollegen und Mitspieler, mit denen er sich in der Landessprache unterhielt und gleich verbessern ließ, wenn es mal nötig sein sollte, konnte er das Sprachexamen erfolgreich abschließen. Gelten die Luxemburger im Allgemeinen als etwas zurückhaltend gegenüber Fremden, so öffnen sich Arapi, dank seines Auftretens, seines Integrationswillens und seiner großen Jovialität immer wieder neue Türen.
Zukunftspläne
In seiner Heimat hatte Arapi die Universität besucht und einen Bachelor in Sportwissenschaften erfolgreich abgeschlossen. Der Master sollte folgen, doch das Angebot der Araber zwang ihn zu einer Entscheidung. Er entschied sich damals für den Volleyball. Aber er brachte eine abgeschlossene Ausbildung zum Personal-Trainer mit, die ihm anerkannt wurde, sodass er eine Anstellung bei HomeFitness fand. Davon bekam der Luxemburger Verband Wind und bot ihm eine Stelle als Fitnesstrainer an. Hier hat er sich inzwischen von den Jugendmannschaften bis zum Damenteam hochgearbeitet. Überall hinterließ der stets gut gelaunte Trainer eine etwas enttäuschte Mannschaft, wenn er weiterzog, aber alle können ihm schnell verzeihen. Die ersten drei Jahre trainierte er auch einige der Lorentzweiler Jugendteams. Durch seine Arbeit hat er nun leider nicht mehr die nötige Zeit dafür, was ihn schon traurig macht. Aber Tipps gibt er den Kindern und Jugendlichen immer noch gerne.
Für die Zukunft könnte er sich schon vorstellen, den Trainerschein zu machen, „aber nicht, um dem Nationaltrainer seinen Posten streitig zu machen“, fügt er lachend hinzu. Wenn diese Saison vorbei ist, ist er lange genug im Land, um die Luxemburger Nationalität zu beantragen – den Sprachtest hat er ja schon bestanden und auch dieses Interview wurde vollends auf Luxemburgisch durchgeführt. Sollte dann der Verband an ihn herantreten, um ihn ins Nationalteam zu berufen, wäre er schon mächtig stolz und würde sicher zusagen. Bis dahin dauert es noch etwas. Er wird weiterhin seine Eltern in Albanien unterstützen und wenn er erst mal eingebürgert ist, findet er vielleicht auch einen Weg, seine Schwester, eine diplomierte Radiologin, nach Luxemburg zu lotsen. Er selbst wird den Weg in die Ausbildung suchen, vielleicht als Quereinsteiger. Seit mehr als drei Jahren hat er eine junge Luxemburgerin an seiner Seite, die ihn in allen Belangen unterstützt. Seine Augen glänzen, wenn er sie nur erwähnt. Er träumt von einer Familie in einem Land, wo er dieser etwas bieten kann. Dieses Land hat er gefunden.
Der Kader
Spieler: Adri Arapi, Horacio D’Almeida, Tom Engeldinger, Philippe Glesener, Colin Hilbert, Miguel Jansen, Armin Kuhberg, Enzo Maggiolo, David Mexson, Tim Moyen, Tomas Pavelka, Radoslaw Rzymianski, François Sonnet, David Zehren, Chris Zuidberg
Trainer: Serge Karier, Andy König, Friedrich Rosenberg
Im Ausland: Mulli startet in neue Saison
Die Kapitänin der luxemburgischen Nationalmannschaft, Carla Mulli, ist endlich mit ihrem neuen Verein Side Out Polonia London in die englische Meisterschaft gestartet. Nach vier Saisons in den Niederlanden war es Zeit, zu wechseln. „Wir sind als Favorit ins Spiel gegen Darkstar Derbyshire gegangen. Normalerweise sollten wir schon mit 3:0 gewinnen, doch der Coach hat viel probiert und die vielen Wechsel haben natürlich nicht zur Stabilität beigetragen.“ Mulli ist zufrieden mit dem 3:1 und freut sich wieder über mehr Spielzeit. Aus den USA hat die Coastal Carolina University mit Emma Van Elslande wieder einmal zwei Siege (3:0 und 3:2) zu melden. Van Elslande fügt sich immer besser in die Mannschaft ein und hat derzeit über zehn Punkte pro Spiel aufzuweisen. In Österreich läuft es gut für Innsbruck mit Giulia Tarantini. Zu Hause gegen Inzing erreichte man einen 3:1-Sieg. Nur ein Ausrutscher im dritten Satz verhinderte das erwartete 3:0. Innsbruck klettert auf den vierten Tabellenplatz. Gegen das starke Team aus Mühlviertel, bisher ohne jeden Satzverlust, mussten sich die Roadrunner Wien mit 0:3 geschlagen geben. „Viele einfache Fehler sowie taktische Ungereimtheiten machten ein besseres Resultat unmöglich.“ Mit dieser Niederlage rutscht man auf den sechsten Platz zurück. Der MTV München, die Mannschaft von Yannick Erpelding, musste auf den leicht angeschlagenen Luxemburger verzichten. In einem über fünf Sätze dauernden Krimi zog man mit 2:3 den Kürzeren. Auch München verliert einen Platz und ist nun Siebter. Alle weiteren Luxemburger und ihre Teams waren an diesem Wochenende nicht im Einsatz.
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