Bogenschießen / Zwei Medaillen zum Saisonauftakt
Gold und Silber: Auch wenn es zum Auftkat der Freiluftsaison für die FLTA-Schützen am Freitag eine große Enttäuschung gab, so kehren Mariya Shkolna und Gilles Seywert nicht mit leeren Händen nach Hause.
Für Gilles Seywert war es ein Saisonauftakt mit gemischten Gefühlen: „Auch wenn die Enttäuschung über den verpassten Quotenplatz groß ist, so überwiegt am Ende dann doch die Freude. Ich bin jemand, der die positiven Sachen immer über die negativen stellt.“ In diesem Fall ist es die Goldmedaille, die der Compound-Schütze gemeinsam mit Mariya Shkolna im Mixed-Wettbewerb gewinnen konnte. Etwas, mit dem man beim ersten Outdoor-Wettbwerb der Saison, dem European Grand Prix im englischen Lilleshall, eigentlich gar nicht gerechnet hatte. Doch das Duo Shkolna/Seywert besiegte im Finale die Lokalmatadoren Ella Gibson und Kai Thomas-Prause mit 157:154. Damit bestätigte das Duo auch den Landesrekord, den es mit 157 von insgesamt 160 möglichen Punkten am Tag zuvor gegen Österreich aufgestellt hatte. „Und was gibt es Besseres, als das englische Team ausgerechnet beim Heimturnier im Finale zu besiegen?“, gibt der 39-Jährige schließlich mit einem Lachen zu. Und Seywert ließ sich auch nicht dadurch abhalten, dass er bei den doch tiefen Temperaturen in England im Finale im T-Shirt antreten musste, wie er weiter lachend erklärt: „Im Finale ist es so, dass die Farbe eines langärmeligen Shirts zu deiner Wettkampfuniform passen muss. Da hieß es bei mir dann: kurzärmeliges Shirt oder gar nicht schießen.“ Lilleshall: Hier absolvierte Seywert vor 24 Jahren übrigens seine allererste EM, damals noch bei den Cadets.
Dabei war der Frust einen Tag zuvor noch groß. Denn für die Compound-Herren war ausgerechnet der erste Wettkampf der Außensaison die letzte Chance, sich noch einen Quotenplatz für die Europaspiele im Juni in Krakau zu sichern. Und wie gerne gerade Gilles Seywert in Polen dabei gewesen wäre, dürfte jedem klar sein. Es war schließlich der Compound-Schütze, der vor vier Jahren bei den European Games mit der Silbermedaille zurück nach Luxemburg kam. Doch in Lilleshall war für den Routinier bereits im Achtelfinale Schluss (145:147 gegen den Serben Ognjen Nedeljkovic). Seywert hätte es mindestens eine Runde weiter schaffen müssen, um sich eines der fünf noch ausstehenden Tickets zu sichern. Es waren zwei 28er-Runden zum Auftakt, die ihn in diesem Duell direkt ins Hintertreffen brachten, was auch zwei perfekte 30er-Durchgänge zum Schluss nicht mehr wettmachen konnten. „Ich wusste, dass ich es mit einem sehr starken Schützen zu tun hatte, und da ist der Druck auch bei mir hoch. Da stecke ich dann so kleine Details wie am Anfang des Matches nicht so cool weg, wie man es von mir vielleicht erwartet.“ Geärgert hat den Compound-Spezialisten vor allem, dass seine Wertung von 145 in den beiden benachbarten Achtelfinal-Duellen zum Weiterkommen gereicht hätte. Und auch im Halbfinale wurden nur in einem Duell mehr als 145 Punkte erzielt.
Und was gibt es Besseres, als das englische Team ausgerechnet beim Heimturnier im Finale zu besiegen?
In den letzten Wochen hatte Seywert immerhin alles versucht, sich trotz der Wetterverhältnisse in Luxemburg bestmöglich auf die Freiluftsaison vorzubereiten. „Ich habe mir wirklich den A… aufgerissen. In der vorherigen Woche hatte ich noch Weiterbildung bei der Arbeit und direkt danach habe ich immer bis zum Einbruch der Dunkelheit trainiert, um das bestmögliche Setup zu finden.“ Dabei stellte er sogar Lichter an den Scheiben auf, um noch etwas länger schießen zu können. „Ich versuche jetzt einfach, das Positive zu sehen. So kann ich im Sommer zwei Wochen zu Hause mit der Familie verbringen, bevor dann mit der WM in Berlin nun mein großes Saisonhighlight ansteht.“ Und dass die FLTA mit dem Duo Shkolna/Seywert eine vielversprechende Paarung für große Wettbewerbe hat, wurde nicht zuletzt in Lilleshall deutlich.
Doch warum ist Luxemburg eigentlich gerade im Compound-Mixed, einer Disziplin, die immer populärer wird, so stark? „Ich glaube einfach, dass es in vielen Ländern entweder gute Damen oder Herren gibt, doch nur in wenigen ein Duo, das auf einem gleich hohen Niveau schießen kann. Zudem haben wir die Möglichkeit, aufgrund der kurzen Wege, häufiger gemeinsam zu trainieren“, versucht der 39-Jährige eine Erklärung zu finden. Und auch die nötige Portion Spaß dürfte da nicht zu unterschätzen sein, etwas, das auch den Kommentatoren des Finals nicht entgangen ist.
Nicht erwartet
Auf Mariya Shkolna waren am Samstag sogar gleich zweimal die Blicke gerichtet. Nach ihrem Goldauftritt mit Gilles Seywert stand die 25-Jährige auch bei den Compound-Damen im Finale. Hier musste sich die FLTA-Schützin jedoch der großen Favoritin und Nummer eins der Weltrangliste, Ella Gibson, knapp mit 143:145 geschlagen geben. Direkt zum Auftakt der Saison so gut in Form zu sein, das hatte Shkolna überhaupt nicht erwartet. „Lilleshall war für mich eher so eine Art Testwettkampf, es ging eher darum, alles ein wenig zu checken.“ Vor allem, was die Wetterverhältnisse betraf, war der Saisonauftakt schwer einzuschätzen. „Es gab irgendwie alles: Wind, Regen, Sonne, Kälte. Nach all den Monaten in der Halle war es gar nicht so leicht, sich auf die Winderverhältnisse einzustellen.“ Mehr noch, da wie für alle anderen Schützen in Luxemburg auch für Mariya Shkolna in den letzten Wochen an ein normales Freilufttraining überhaupt nicht zu denken war: „Wir konnten kaum draußen trainieren, uns nicht wirklich ideal auf die Outdoor-Saison vorbereiten.“
Und doch kehrt die Compound-Spezialisten gleich mit zwei Medaillen vom Saisonauftakt zurück. Ein mehr als erfolgreicher Wettkampf demnach in Lilleshall, der für den Rest der Saison verspricht. Neben einem Quotenplatz bei den Recurve-Herren verfügt Luxemburg für die European Games nämlich auch über einen Startplatz bei den Compound-Damen, den Shkolna bereits im letzten Sommer unter Dach und Fach gebracht hatte.Nur noch eines steht der gebürtigen Ukrainerin für ihre Teilnahme im Weg: der luxemburgische Pass. In den letzten Monaten hat sie alle nötigen Tests und Kurse absolviert, nahm deswegen auch nicht an den Indoor-Landesmeisterschaften teil. Nun wartet Shkolna darauf, dass sie den Pass bald offiziell in den Händen halten kann. Für Krakau wäre sie jedenfalls eine ernstzunehmende Medaillenkandidatin. „Das liegt jetzt nicht mehr an mir, sondern es heißt erst einmal warten“, erklärt sie.
Bereits in einer Woche reist die luxemburgische Delegation zum ersten Weltcup nach Antalya, danach geht es für die 25-Jährige mit einigen Youth Cups weiter, zu denen sie die talentierten Nachwuchsschützen als Trainerin begleitet – eine weitere wichtige Aufgabe, die sie im luxemburgischen Bogenschießen erfüllt.
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