Sie sind Rivalen – und doch verbindet sie etwas Außergewöhnliches: Ihre Entstehungsgeschichte. Wenn sich am Ostermontag Herausforderer Niederkorn und Titelverteidiger Déifferdeng 03 im Pokal-Endspiel gegenüberstehen, dann ist dies auch eine Art ganz besondere, nationale Futsal-Historie. Denn bis vor wenigen Jahren waren die beiden Vereine bekanntlich ausschließlich für ihre Fußballmannschaften bekannt.

Das änderte sich mit einem Referendum im Jahre 2013. Damals entschieden die FLF-Vereine, den Futsal offiziell als Sektion des Verbands aufzunehmen. Die Konsequenz für die bestehenden Futsal-Teams: Ein Zusammenschluss mit den Klubs aus der Gemeinde war nötig, um an dem von der FLF organisierten Spielbetrieb teilnehmen zu dürfen. Ausnahmen wurden nur für diejenigen akzeptiert, die damals an der Meisterschaft der ALS („Association luxembourgeoise de Futsal“) teilgenommen hatten – oder für diejenigen, in deren Gemeinde kein Fußballverein existiert (Beispiel: Leudelingen). 

Opfer des Erfolgs

So verschwanden einige Vereinsnamen von der Bildfläche. Die „Players Sud“ kennt man heute als Mannschaft von Déifferdeng 03, „Samba seven“ ist zum Futsal-Team der Niederkorner geworden. „Samba seven Niederkorn habe ich 1996 mit meinem Bruder Georges aus Spaß gegründet“, erinnert sich Luis Ramos. Als einziger Verein der Gemeinde nahm „Samba seven“ damals 15 Jahre lang am belgischen Championat der nahe gelegenen Province de Luxembourg teil – da auf nationaler Basis keine Meisterschaften ausgetragen wurden. Der Verein wurde Opfer seines Erfolgs: „Irgendwann trainierten 40 Spieler bei uns. Das haben wir nicht mehr stemmen können.“ 

Und so entstand 2009, ein paar Kilometer weiter, ein neuer Verein … die „Players Sud“. „Ein paar Spieler haben daraufhin ihren eigenen Klub gegründet. Wir haben das damals als positives Signal wahrgenommen. Es war keine Trennung aufgrund von Streitigkeiten. Erstens wurde ein neuer Verein ins Leben gerufen. Zudem hätten bei uns einige kaum Spielzeit bekommen – das hat sich dadurch geändert“, fügt Luis Ramos hinzu. 2014, nach dem FLF-Referendum, schlossen sich die Futsal-Verantwortlichen dann Déifferdeng 03 an.

Viel rezenter ist die Verschmelzung in Niederkorn. 2019 verschwand „Samba seven“ von der Landkarte – und existiert heute als Progrès Niederkorn. Mit dabei sind nach wie vor die Ramos-Brüder. „22 Jahre lang war ich Präsident, irgendwann ist man müde …“, sagt Luis Ramos. Ein Titelgewinn blieb dem Verein aber seit der Gründung verwehrt. 

Die besondere Beziehung hat logischerweise Einfluss auf die Rivalität zwischen den beiden Finalisten, wie es der Verantwortliche der aktuellen Niederkorner Futsal-Mannschaft beschreibt: „Klar gibt es sie, wie in der BGL Ligue auch. Andererseits sind alle, die bereits länger dabei sind, mit der gemeinsamen Geschichte vertraut. Die ‚Players Sud’ bestanden damals zu 80% aus Teilen des ‚Samba seven’.“

Doch die unterschiedlichen Ansichten, was die „Philosophie“ angeht, könnten momentan nicht größer sein. Double-Sieger D03 steuert auf den erneuten Titelgewinn in der ersten Liga zu, nur Sanem war bislang in der Lage, dem Rhythmus zu folgen. Auch im Pokalfinale sind die Rollen klar verteilt. „Von zehn Spielen gegen Differdingen würden wir im Moment wohl nur eines gewinnen. Es wäre also gut, wenn das am Montag der Fall wäre“, meint Ramos mit einem Lachen. 

In der „Cité du fer“ wurde in den vergangenen Jahren viel investiert, um sich diese Dominanz zu erarbeiten. „Ich verstehe, dass man gewinnen will. Nur stellt sich die Frage, ob es auf diese Weise nicht zu schnell geht. Die FLF ist gefordert. Warum gibt es im Futsal keine Regeln, was die Erstlizenzen betrifft? Etwas mehr Gleichgewicht würde auch die Attraktivität wieder steigern.“ Denn der Futsal kämpft nach wie vor mit zahlreichen Klischees: „Wir müssen endlich davon wegkommen, dieses Bild zu vermitteln, dass es nur etwas für Portugiesischstämmige ist. Irgendwann sollte auch eine Nationalmannschaft geschaffen werden.“

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Christelle Diederich

Nach drei Jahren Romanistik an der Uni Lëtzebuerg und der Sorbonne-Paris IV schloss die ehemalige Judoka ihr Masterstudium in grenzüberschreitender Kommunikation an der Université Paul Verlaine in Metz ab. Seit Februar 2011 Teil der Sportredaktion des "Tageblatt". Schwerpunkte: nationaler Fußball und Kampfsportarten.

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