Tour de France / Zweikampf im Zentralmassiv: Vingegaard schlägt zurück, Pogacar bleibt in Gelb
Mit seinem Sieg im Zentralmassiv meldet sich Jonas Vingegaard hochemotional zurück. Drei Monate nach seinem Horrorsturz ist der dänische Titelverteidiger wieder ein echter Kandidat auf den Toursieg.
Jonas Vingegaard weinte vor Glück und Erleichterung. Sein unglaublicher Comeback-Sieg bei der Tour de France brachte den zweifachen Gesamtsieger aus der Fassung. „Das ist sehr emotional für mich. Aus diesem Sturz des Frühjahres zurückzukommen, bedeutet unfassbar viel – nach allem, was ich durchgemacht habe“, sagte Vingegaard nach seinem epischen Duell mit Tadej Pogacar mit stockender Stimme: „Ich hätte das ohne meine Familie nie geschafft.“
Bei der Baskenlandrundfahrt im April war der Däne fürchterlich gestürzt. Er brach sich mehrere Knochen, verletzte sich schwer an der Lunge und fürchtete ernsthaft um sein Leben, wie er kürzlich gestand. Keine 100 Tage später stand Vingegaard beim wichtigsten Radrennen der Welt am Mittwoch wieder ganz oben auf dem Podium. „Ich habe nicht dran geglaubt, dass ich das schaffen kann“, sagte der Titelverteidiger stolz.
Minuten zuvor hatte Vingegaard ein letztes Mal mit voller Kraft in die Pedale getreten, sein Vorderrad über die Ziellinie gewuchtet und sich mit einer kämpferischen Meisterleistung im Kampf um das Gelbe Trikot zurückgemeldet. Dem slowenischen Gesamtführenden Pogacar blieb nach einem packenden Zweikampf im Zentralmassiv nach einem Millimeter-Finish nur der zweite Rang – und die Erkenntnis, dass sein großer Rivale ihm auch in diesem Jahr gefährlich werden wird.
„Ich bin überrascht“, gestand Vingegaard, „dass ich Pogacar im Sprint schlagen konnte.“ Nach der spektakulären 11. Etappe der Frankreich-Rundfahrt liegt der 27-Jährige zwar weiter 1:14 Minuten hinter dem Tour-Sieger von 2020 und 2021. Der unverhoffte Sieg im direkten Spurt-Duell mit seinem explosiven Kontrahenten vom UAE-Team Emirates dürfte dem Dänen von Visma-Lease a Bike vor den Pyrenäenpässen am Wochenende aber jede Menge Auftrieb geben. Ein dritter Tour-Titel in Folge scheint tatsächlich möglich.
Sprinter wieder am Zug
Primoz Roglic, Kapitän von Teams Red Bull-Bora-hansgrohe, und der Belgier Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step/0:25) hingegen mussten Federn lassen. Roglic stürzte zudem kurz vor dem Ziel in einer Kurve, das Unglück blieb aber weitgehend folgenlos. Der Slowene wurde mit derselben Zeit wie Evenepoel gewertet, weil sich der Sturz innerhalb von drei Kilometern vor dem Ziel ereignete. Roglic hat als Vierter 2:15 Minuten Rückstand. „Er ist weggerutscht und auf die linke Seite gefallen. Er sagt, dass alles okay ist“, berichtete Sportdirektor Rolf Aldag in der ARD.
Gut 30 km vor dem Ziel hatte Pogacar am Puy Mary Pas de Peyrol eine mächtige Attacke lanciert und die Gruppe der absoluten Spitzenfahrer pulverisiert. Vingegaard aber, der nach seiner schweren Sturzverletzung im Frühjahr immer besser in Form kommt, nahm auf den anschließenden kleineren Anstiegen die Verfolgung auf und schloss zu Pogacar auf, ehe sich die beiden Topfavoriten gemeinsam in Richtung Ziel kämpften.
Auf den nächsten beiden Teilstücken am Donnerstag und Freitag gehört die Bühne dann wohl wieder den Sprintern. Am Wochenende dürfte auf den mächtigen Pyrenäenpässen erneut der Kampf ums Gelbe Trikot entbrennen.
Im Überblick
11. Etappe: Evaux-les-Bains – Le Lioran (211 km):
1. Jonas Vingegaard (Dänemark/Visma-Lease a Bike) 4:58:00 Stunden, 2. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Emirates) gleiche Zeit, 3. Remco Evenepoel (Belgien/Soudal Quick-Step) 0:25 Minuten zurück, 4. Primoz Roglic (Slowenien/Red Bull-Bora-hansgrohe) gleiche Zeit, 5. Giulio Ciccone (Italien/Lidl-Trek) 1:47, 6. Joao Almeida (Portugal/UAE Emirates) 1:49, 7. Adam Yates (Großbritannien/UAE Emirates), 8. Mikel Landa (Spanien/Soudal Quick-Step) alle gleiche Zeit, 9. Carlos Rodriguez (Spanien/Ineos Grenadiers) 1:55, 10. Felix Gall (Österreich/Decathlon AG2R La Mondiale) 2:38, … 40. Bob Jungels (Luxemburg/Red Bull-Bora-hansgrohe) 17:07, … 91. Kevin Geniets (Luxemburg/Groupama-FDJ) 29:23
Stand in der Gesamtwertung nach 11 von 21 Etappen:
1. Pogacar 45:00:34, 2. Evenepoel 1:06 Minuten zurück, 3. Vingegaard 1:14, 4. Roglic 2:15, 5. Almeida 4:20, 6. Rodriguez 4:40, 7. Landa 5:38, 8. A. Yates 6:59, 9. Ayuso 7:09, 10. Ciccone 7:36, … 48. Jungels 1:01:08, … 69. Geniets 1:19:58
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