Wahlanalyse Süden / CSV vorne, LSAP konsolidiert, DP gewinnt Sitz, Grüne kommen mit blauem Auge davon
Spannung im Süden, bis das letzte der 291 Wahlbüros die Resultate übermittelt hatte. Genau wie im Rest des Landes mussten die Grünen schwere Verluste hinnehmen, kamen sitzmäßig (-1) aber noch mit einem blauen Auge davon. Obwohl die LSAP hinzugewann, reichte es auch im Süden nicht, den Wackelsitz zu erobern. So konnte lediglich die DP dank der vielen Listenstimmen einen Sitz hinzugewinnen. Unter den 23 Direktgewählten aus dem Süden sind lediglich vier Frauen.
Jeweils 2,3 Prozentpunkte gewannen LSAP und DP im Süden hinzu, doch lediglich für die Liberalen reichte das zum Sitzgewinn. Mit insgesamt sechs (Ex-)Ministern waren die Sozialisten im Süden angetreten und konnten damit auch etwas vom verlorenen Boden von vor fünf Jahren gutmachen. Lange sah es so aus, als wenn man mit dem Wackelsitz auf sieben Mandate kommen könnte, schlussendlich retteten die Grünen aber einen zweiten ihrer drei Sitze, obwohl sich ihr Wahlresultat von 14,68% auf 7,07% mehr als halbierte. Zum Schluss aber rutschte Co-Parteipräsident Meris Sehovic hinter Joëlle Welfring in extremis in das Abgeordnetenhaus.
Stärkste Partei im Süden war erneut die CSV, die auf 27,8% kam und bei ihren sieben Mandaten blieb. 2009 hatten die Christsozialen noch neun Abgeordnete aus dem Süden gestellt. Immerhin aber konnten sie den Abwärtstrend stoppen. 2018 war die CSV erstmals ohne ihren Übervater Jean-Claude Juncker ins Rennen gegangen und hatte ein für sie historisch schlechtes Ergebnis von 26,9% eingefahren. Die ADR legte im Süden mit 1,73% weniger stark zu als im Rest des Landes. Auch hier sah es lange so aus, als könnte man einen dritten Sitz erringen. Doch dazu kam es nicht, der nationale Spitzenkandidat Fred Keup fuhr mit 14.763 Stimmen ein schlechteres Resultat ein als der bestplatzierte ADR-Kandidat von 2018, Gast Gibéryen (18.371), für den Keup in die Chamber nachgerückt war. Zweiter ADR-Deputierter ist wie gehabt Fernand Kartheiser.
Etwas enttäuschend verlief die Wahl auch für die Piraten, die zuvor bei den Gemeindewahlen auch im Süden zu den großen Gewinnern gehört hatten. Im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren stagnierte die Partei, sodass es beim Petinger Marc Goergen als einzigem Abgeordneten bleibt. Marc Baum schaffte derweil für die Linken den Einzug ins Abgeordnetenhaus, obwohl die Partei rund 1,5 Prozentpunkte einbüßte. Bei ihrer ersten Teilnahme an den Wahlen konnte die Fokus-Partei rund um den früheren Escher Gemeinderat Luc Majerus 2,2% im Süden einfahren, verpasste einen Sitz jedoch deutlich. Die „kleinen“ Parteien spielten derweil keine Rolle. Die KPL (0,93%) fiel unter ein Prozent, Liberté kam auf 0,88%, „déi Konservativ“ auf 0,37% und die proeuropäische Volt-Partei auf 0,34%. Im Süden waren zwölf Parteien mit vollständigen Listen angetreten.
Asselborn vorne
Am meisten Stimmen im Süden totalisierte Jean Asselborn (LSAP, 33.398), auch wenn sein Vorsprung im Vergleich zur letzten Wahl stark schmolz. Taina Bofferding, Mars Di Bartolomeo, Georges Engel, Dan Biancalana und Liz Braz schafften außerdem den Einzug in die Chamber. Braz, das neue Gesicht der LSAP, hatte zum Schluss fast 3.000 Stimmen mehr gesammelt als der Nächstplatzierte auf der LSAP-Liste, der bisherige Fraktionschef Yves Cruchten. Ebenfalls den Sprung in die Chamber verpassten Ex-Minister Dan Kersch und Lydia Mutsch.
Die Grünen traten im Süden mit dem Spitzenduo Joëlle Welfring und Meris Sehovic an, die letztendlich beide den Sprung in die Abgeordnetenkammer schafften. Im Vergleich zur letzten Wahl musste die Partei die Stimmen des populären Duos Felix Braz und Roberto Traversini kompensieren, was nicht gelingen sollte, im Gegenteil. Nutznießer war die DP, die im bevölkerungsreichsten Wahlbezirk des Landes mit 14,11% ein für sie historisch gutes Ergebnis erzielte. Max Hahn, Claude Meisch, Gusty Graas und Luc Emering schafften es direkt ins Abgeordnetenhaus. Den Dritten auf der DP-Liste (Graas) trennten lediglich 754 Stimmen vom 13. Dank Xavier Bettel konnten sich die Liberalen demnach auf die Listenstimmen verlassen. Im Falle einer Regierungsbeteiligung könnte das bedeuten, dass die frühere Tennisspielerin Mandy Minella als Sechstplatzierte der DP-Südliste in die Abgeordnetenkammer nachrückt. Pim Knaff, Erster Schöffe in Esch, verpasste dagegen an seinem Geburtstag den erneuten Einzug in die Chamber recht deutlich.
Bei der CSV schafften bis auf eine Ausnahme (Jean-Marie Halsdorf, der nicht mehr antrat) dieselben Köpfe den direkten Sprung ins Parlament. Gilles Roth (31.451) sammelte über 1.000 Stimmen mehr als der Escher Bürgermeister Georges Mischo, der dennoch im Falle einer CSV-Regierungsbeteiligung Ansprüche auf ein Ministeramt erheben dürfte. So wäre der Weg frei für Christian Weis an der Spitze der zweitgrößten Stadt des Landes. Direkt in die Chamber wurden zudem für die CSV Michel Wolter, Felix Eischen, Nancy Kemp-Arendt, Marc Spautz und Laurent Zeimet gewählt.
Unter den 23 Direktgewählten aus dem Süden sind lediglich vier Frauen (Taina Bofferding, Liz Braz, Nancy Kemp-Arendt, Joëlle Welfring). 2018 waren es sogar nur zwei gewesen.
Der Süden in Zahlen
Anzahl der Kandidaten
Männer: 155
Frauen: 121
Gewählte Abgeordnete
Männer: 19
Frauen: 4
Eingeschriebene Wähler
Im Süden waren 111.884 Wähler eingeschrieben
Stimmzettel:
In der Urne: 98.100
Gültig: 89.644
Ungültig: 4.710
Leere Stimmzettel: 3.746
Briefwahl: 24.943
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