Wahlabend / Erleichterung trotz Sorge um Rechtsruck: „déi Lénk“ behält ihre beiden Sitze
Die Spannung war groß – und am Ende dann auch die Erleichterung. Denn erst zu später Stunde war beim Wahlabend von „déi Lénk“ in der Hauptstadt klar, dass die Partei ihre zwei Mandate behält. Das nach einem Abend, der auch von Sorge begleitet war.
„Wir haben den Sitz“, ruft eine erleichterte Carole Thoma und reckt entschlossen die Faust in die Höhe. Hinter ihr ist auf einem kleinen Bildschirm im Restaurant „Chiche“ im hauptstädtischen Viertel Limpertsberg ein grinsender Fred Keup (ADR) zu sehen. Nur wenige Sekunden vor dem freudigem Ausruf der Co-Sprecherin von „déi Lénk“ wurde das Erscheinen im Fernsehen des Politikers der rechtskonservativen Partei mit Buh-Rufen quittiert. Dieser Moment – er steht für das Wechselbad der Gefühle, das die mehr als 100 Unterstützerinnen und Unterstützer der Partei an diesem Abend durchleben.
Auf der einen Seite: Bangen bis zur letzten Sekunde. Denn bis zu den finalen Ergebnissen drei Minuten vor 23 Uhr ist nicht sicher, ob die antikapitalistische Partei ihren Sitz im Zentrum behalten wird. Kurz nach 19 Uhr kommt „déi Lénk“ bei Veröffentlichung der Zwischenresultate auf ein Mandat. „Wie es aussieht, behalten wir unseren Sitz im Süden und das ist gut. Wir bangen aber um den im Zentrum“, erklärt das Escher Ratsmitglied und der ehemalige Abgeordnete, Marc Baum. Er ist einer von vier Spitzenkandidaten beziehungsweise Spitzenkandidatinnen im Süden und wird nun wieder in die Chamber einziehen.
Im Süden kommt die Partei – die keine nationale Spitzenkandidatin beziehungsweise keinen Spitzenkandidaten hatte und bei der für jeden Bezirk mit Ausnahme vom Norden mehrere Köpfe die Spitze einer Liste bildeten – am Ende auch auf das beste Ergebnis: Auf 4,35 Prozent im Vergleich zu 5,96 Prozent bei der Parlamentswahl 2018. Insgesamt 8.664 Stimmen gehen an Marc Baum, 5.549 an Co-Sprecher und Escher Gemeinderatsmitglied Gary Diederich, 5.312 an Carole Thoma und 5.100 an die bisherige Abgeordnete Myriam Cecchetti. Sie landet noch vor dem ehemaligen Escher Ratsmitglied Line Wies (4.759) auf Platz vier, die gemeinsam mit den drei Erstgenannten die Liste im Süden angeführt hat.
Aufwärtstrend gestoppt
Trotz Sitzerhalt ist schnell klar: Die Partei, die schon bei der Gemeindewahl im Juni schmerzhafte Verluste hinnehmen und sowohl im hauptstädtischen als auch im Escher Rathaus ein Mandat abgeben musste, kann auf nationaler Ebene den Aufwärtstrend der vergangenen drei Chamberwahlen nicht fortsetzen und fällt von 5,48 auf nun 3,93 Prozent. Im Norden – für den es keine Spitzenkandidatin oder keinen Spitzenkandidaten gab – fällt „déi Lénk“ von 3,53 Prozent in 2018 auf 2,59 Prozent und erhält damit erneut keinen Sitz. Auch im Osten – für den Laurent Fisch und Adela Fuentes an der Spitze der Liste standen – gibt es Verluste: von 3,3 Prozent in 2018 auf 2,51 Prozent und demnach wieder kein Mandat. Umso mehr wird um den Zentrumssitz gebangt.
Und noch etwas anderes bereitet auf der anderen Seite Sorge: die Gewinne im rechtskonservativen Lager. So erklärt Marc Baum gegen 19 Uhr nach Veröffentlichung der ersten Hochrechnungen im Norden und Osten: „Wir sind schockiert über den Zuwachs der ADR. Das macht uns gerade am meisten Sorgen.“ Er wird an diesem Abend noch von einem „rechten Tsunami“ reden, „der durch Europa wütet und nun auch in Luxemburg angekommen ist“. Und dennoch feststellen: „Wir sind nicht glücklich über das, was in diesem Land gerade passiert. Aber wir können zufrieden mit unserem Resultat sein.“
Kurz vor 23 Uhr dann die erhoffte Nachricht: Trotz eines Rückgangs von 5,72 in 2018 auf nun 3,94 Prozent ist der Zentrumssitz gesichert – und geht an den mit 7.647 Stimmen gewählten David Wagner (6.747 Stimmen). Es folgt das ehemalige hauptstädtische Ratsmitglied Ana Correia Da Veiga mit 4.360 Stimmen. Ob die Partei am üblichen Rotationsprinzip festhalten wird, scheint intern noch nicht eindeutig geklärt. Denn während Ana Correia da Veiga darauf angesprochen antwortet, dass das immer auch von der Lebenssituation der Gewählten abhängt, sagen Marc Baum und David Wagner, dass das Rotationsprinzip nicht infrage gestellt ist. Manches bleibt also noch zu klären. Folgender Aussage von David Wagner dürften aber alle zustimmen: „Wir haben viel gezittert und die Erleichterung ist groß.“
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