Chamber / Korkenknallen und Wunden lecken: So verliefen die Wahlpartys in Luxemburg
Egal, welcher Couleur sie sind: Wenn die wochenlangen Anstrengungen des Wahlkampfs schließlich im großen Abend kulminieren, dürfte die große begleitende Party für die meisten Parteimitglieder unterschiedslos aufregend und anstregend sein.
Große Unterschiede gibt es natürlich dabei, welche Gefühle sich dann Bahn brechen. Am Abend und in der Nacht auf Montag war in Luxemburg alles vertreten – von Euphorie bis Entsetzen.
Bei der CSV wich das Bangen um die Frage, ob man mit Luc Frieden die richtige Galionsfigur aufgestellt hat, zuerst leiser Zuversicht. „Als die ersten Ergebnisse veröffentlicht werden und die Neuigkeiten sich schnell verbreiten, wird die Stimmung gelassener und sogar fröhlich ausgelassen. Das CSV-Stelldichein am Wahlabend erscheint wie in zweites Sommerfest im Frühherbst“, hat Stefan Kunzmann beobachtet.
Auch bei der DP knallten im Eventlokal „Chouchou“ in Hollerich die Korken, berichtet Marco Goetz: „Der Abend kommt immer mehr in Fahrt. Gedränge in den Gängen und an der Bar. In Gesprächen, die man so mitbekommen kann, fallen viele Worte über die Grünen – liebe und weniger liebe.“
Wenn bei den Grünen auch etwas geknallt haben sollte, dann waren das endgültig geplatzte Hoffnungen. Getränke dürften höchstens noch genossen worden sein, um den Frust zu betäuben: „Als Spitzenkandidatin Sam Tanson die Bühne in den Rotondes betrat, fiel der Applaus anfänglich etwas zurückhaltend aus, wurde allerdings lauter, als die Anwesenden realisierten, dass das Klatschen Trost schenken soll“, berichtete Cédric Feyereisen.
Bei der Feier der LSAP im „Melusina“ blieb „die Stimmung den ganzen Abend verhalten – trotz besserem Ergebnis als 2018“, beobachtete Julian Dörr. Zwischen dem Absturz des Koalitionspartners „déi gréng“ und dem Erfolg der ADR ging die Freude am eigenen Ergebnis verloren.
Ein Wechselbad der Gefühle hat Claude Molinaro bei den Piraten miterlebt – kein Wunder: Während das große Ziel verfehlt wurde, war immerhin ein Sitz mehr drin. „Der Betroffene selbst konnte es kaum fassen. Von seinen Gefühlen überwältigt, brach er in Tränen aus, Parteifreunde und Parteifreundinnen nahmen ihn in den Arm“, hat unser Autor beobachtet.
Auch die Linke musste in zwei Richtungen fühlen – schließlich gibt es einen zwar vergleichsweise kleinen, aber unübersehbaren Rechtsruck in Luxemburg. Tröstlich für die Partei war immerhin, dass zu später Stunde klar wurde, dass die Partei ihre zwei Mandate behält, beobachtete Sandra Schmit am Abend.
Für den Ex-CSV-Politiker Frank Engel war die erste Wahl „seiner“ neuen Partei Fokus auch die letzte – zumindest mit ihm als Kandidat: Er zeigte sich zerknirscht und enttäuscht ob des geringen Widerhalls in der Wählergunst und erklärte, nicht mehr an der Spitze stehen zu wollen – und das, obwohl mit 2,5 Prozent „das Überleben der Partei gesichert ist“, wie Jérôme Quiqueret schreibt.
Bei der ADR begann der Abend im hauptstädtischen Café „The Spot“ eher zurückhaltend – und steigerte sich in eine „Biergartenatmosphäre“, wie Robert Schneider berichtete.
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