Unternehmen / Amazon lässt sich mit einem Auslieferungslager in Metz nieder
Gut 50.000 Quadratmeter – zehn Fußballfelder – groß wird das Depot sein, das der US-Gigant des E-Commerce Amazon am Rand der lothringischen Hauptstadt Metz bauen wird. Im Zusammenhang mit dem Lager sollen 1.000 unbefristete Arbeitsplätze entstehen. Das gab Amazon am Dienstag bekannt.
Das Auslieferungslager mit vier Stockwerken soll auf dem Gelände des ehemaligen Militärflughafens Frescaty in der Gemeinde Augny am Südrand von Metz entstehen. Das Gelände liegt verkehrsgünstig an der Autobahn A 31 von Luxemburg über Metz, Nancy, Dijon nach Lyon im Süden und im Norden über das Metzer Autobahnkreuz nach Paris und Deutschland. Es befindet sich darüber hinaus am Rande von zwei großen Einkaufzentren.
Ursprünglich hatte Amazon geplant, ein großes Auslieferungslager nahe der deutschen Grenze im elsässischen Dambach zwischen Straßburg und Mulhouse zu bauen. Proteste von Politikern und Organisationen hatten den Bau verzögert. Amazon gab ihn schließlich auf. Auf dem ehemaligen Militärflughafen soll das Projekt nun verwirklicht werden. Amazon ist im Departement Moselle im nördlichen Vorort Woippy bereits mit einem Auslieferungslager vertreten.
Amazon hatte im vergangenen Jahr seine Mitarbeiterzahl noch mit 9.300 in Frankreich angegeben. Bis zum Ende 2021 soll sie auf 14.500 ansteigen, gab das Unternehmen nun bekannt. In Frescaty hat Amazon bereits mit Einstellungen begonnen. Gesucht werden derzeit leitende Angestellte in verschiedenen Bereichen.
Die Lebensweisen haben sich geändert
Amazon verfügt in Frankreich derzeit über Auslieferungslager in ähnlichen Größenordnungen nahe Orléans, in Montélimar, nahe Chalon-sur-Saône, im Großraum Lille, am Autobahnkreuz von Amiens, in Brétigny und in Senlis. Frankreich hat für den US-Giganten strategischen Wert. Weite Gebiete des Landes sind dünn besiedelt. Selbst in Touristik-Gegenden, wie etwa Saint Malo oder Mont St. Michel, ist der stationäre Handel ausgedünnt. Das Internetgeschäft blüht. Als im vergangenen Jahr in Frankreich Masken zum Schutz gegen das Coronavirus rar waren, erzählten Franzosen bei Fernsehbefragungen, dass sie ihre Masken bei Amazon in Deutschland bestellt hätten. Aber auch in Städten gehört das Bestellen bei Amazon zwischenzeitlich zum guten Ton. Die Lebensweisen haben sich geändert. Zum Einkaufen selbst bleibt am Abend weniger Zeit. Der Computer-Einkauf vom Ersatz-Ladekabel für das Telefon, das Telefon selbst oder Tintenpatronen für den Drucker wie auch Schuhe und Kleidung ist zur Selbstverständlichkeit geworden.
In der Politik und auch bei Bürgerinitiativen ist Amazon allerdings zum Aushängeschild gegen diese Lebensform geworden. Dabei hat sich der Handel insgesamt auf den E-Kommerz eingestellt. Egal ob Adidas oder Puma, Darty oder der Sportartikelhändler Decathlon, kaum ein Großkonzern kann noch auf das Geschäft mit der Internet-Bestellung verzichten. Die französische Post, die mit der Briefzustellung Verluste erleidet, berichtet nicht zuletzt über die standardisierten Päckchenzustellungen von Amazon über eine Zunahme im Paketbereich.
In der Strategie des Versandhändlers spielt die schnelle Zustellung eine große Rolle. Prime-Kunden, die mittlerweile auch „Amazon Video on Demand“ angeboten bekommen, erwarten ihre Bestellung innerhalb von 24 Stunden. Auslieferungslager, die überall eine gleiche Grundbestückung an Waren aufweisen, müssen daher nach einem Liefersystem über das Land verteilt werden. Da aber gibt es Widerstand allerorten. Wo immer auch Amazon ein Lager errichten will, erheben sich Proteste. Standorte im normannischen Caen auf dem Gelände eines ehemaligen Stahlwerks oder im Großraum Nantes gab Amazon auf. Auch im Südwesten des Landes, auf dem Gelände eines stillgelegten Fordwerkes, wo Hunderte Arbeitsplätze wegfielen, soll Amazon nicht bauen dürfen.
Diesen Widerstand spürt das Unternehmen nun auch in Metz, wo sich eine Bürgerinitiative mit Einsprüchen meldet. Man wisse zu wenig. Man zweifele an der Zahl der Arbeitsplätze. Die Mitarbeiter würden schlecht bezahlt, die Arbeitsplätze seien nicht für qualifizierte Berufsgruppen, heißen die klassischen Einwände. Cédric Gouth, Bürgermeister von Woippy und Vizepräsident von Metz Metropole, der Erfahrung mit Amazon gesammelt hat, hält dagegen. Amazon sei eine Möglichkeit, die Arbeitslosigkeit zu verringern und neben den direkten Arbeitsplätzen auch eine beträchtliche Zahl indirekter Arbeitsplätze zu schaffen, argumentiert er. Die Lokalpolitiker müssen nun über die Einwände entscheiden.
Streit um die Steuern
Die luxemburgische Europazentrale ist zuständig für den Verkauf in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Spanien, Schweden und in den Niederlanden. Die Mitarbeiterzahl der luxemburgischen Zentrale ist im vergangenen Jahr gegenüber den Tageszeitungen Tageblatt und Journal übereinstimmend mit 2.200 angegeben worden, wobei etwa 530 neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollten. Die britische Tageszeitung The Guardian berichtet in ihrer Dienstagausgabe, dass die Europazentrale von Amazon 5.262 Mitarbeiter beschäftigen soll. Dem Geschäftsbericht nach ist der Europaumsatz des Unternehmens im vergangenen Jahr um 12 Milliarden Euro angestiegen. Im Vorjahr hatte er bei 32 Milliarden Euro gelegen. Allerdings beschreibt der Geschäftsbericht nicht, wie sich die Entwicklung in den einzelnen Ländern vollzogen hat. Amazon verweist darauf, dass das Unternehmen in den einzelnen Ländern durchaus seine Steuern bezahlt. In Frankreich sollen es im Jahre 2019 unbestätigten Spekulationen zufolge 420 Millionen Euro gewesen sein. Amazon verweist weiter darauf, dass man etwa 78 Milliarden Euro seit 2010 investiert habe, dabei Lokalsteuern bezahlt habe, neue Arbeitsplätze generiert habe und auch kleine europäische Firmen unterstützt habe.
Die Amazon EU S.à r.l. hat im vergangenen Jahr den Unterlagen zufolge 439.565.187 Euro an Löhnen und Gehältern gezahlt. In die luxemburgischen Sozialkassen flossen 98.352.446 Euro. Nur Steuern hat der Konzern nicht gezahlt. Das geht aus dem Geschäftsbericht des Unternehmens hervor, der der Redaktion vorliegt. Warum? Aus dem Jahre 2019 stehen noch 1,51 Milliarden Euro Verlust in den Büchern. Aus dem vergangenen Jahr sind 1,18 Milliarden Euro hinzugekommen. Die Europazentrale schleppt insgesamt 2,7 Milliarden Euro Verlust mit sich herum. Woher die Verluste kommen und warum sie nicht wesentlich abgebaut wurden, lässt sich in dem 23 Seiten umfassenden Zahlenwerk analytisch nicht erkennen. Steuern aber zahlt man auf Gewinne, nicht auf Verluste. In Luxemburg darf sich daher der Arbeitsminister über die Arbeitsplätze freuen, die Sozialkassen über die Sozialbeiträge. Die Freude des Finanzministers dürfte sich allerdings in Grenzen halten. Zwar zahlen die Amazon-Mitarbeiter brav ihre Steuern, vom Unternehmen her wird aber in den kommenden Jahren nichts zu erwarten sein.
Die Europäische Kommission hat im Oktober 2014 ein formelles Verfahren gegen Luxemburg eröffnet. Die Brüsseler Behörde wollte wissen, ob die steuerliche Behandlung von Amazon durch die luxemburgische Regierung eine indirekte Bevorzugung des Unternehmens darstellt und ob Luxemburg gegen europäische Vorschriften verstößt. Am 4. Oktober 2017 verlangte die Europäische Kommission, dass Luxemburg von Amazon eine Steuernachzahlung in Höhe von 250 Millionen Euro zuzüglich Zinsen für die Jahre 2006 bis 2014 fordere. Die luxemburgische Regierung wie auch Amazon klagen gegen diese Entscheidung vor dem Europäischen Gerichtshof.
In einem ähnlichen Verfahren hatte die Kommission Irland verpflichten wollen, von Apple 13 Milliarden Euro Steuernachzahlungen zu verlangen. Irland hatte dagegen geklagt und gewonnen. Der Gerichtshof hatte geurteilt, dass das betreffende Unternehmen gemäß der irischen Steuergesetzgebung behandelt worden sei und keine Ausnahme erfahren habe. Die Grundsatzfrage im Verfahren von Amazon und Luxemburg gegen die Kommission wird daher sein, ob Amazon wie jedes andere Unternehmen auch behandelt worden ist oder ob es Sonderregelungen gegeben hat.
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440 Mio an Gehälter ausgezahlt. schon beeindruckend was man bei Jeff verdienen kann. Leute lasst euch bei Amazon einstellen.
….an wou sin mär drun mat Google zu Bissen?