Hohe Inflationsrate / Britische Notenbank leitet Zinswende ein
Die Bank von England (BoE) erhöht als erste der großen Zentralbanken weltweit die Zinsen seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Der geldpolitische Schlüsselsatz wurde am Donnerstag von 0,1 auf 0,25 Prozent angehoben.
Die Währungshüter reagieren bei einem Votum von 8:1 damit auf den rasanten Preisanstieg auf der Insel. Die Inflation schoss zuletzt mit 5,1 Prozent weit über das Ziel der Notenbank hinaus und lag auf dem höchsten Stand seit über zehn Jahren. Die BoE rechnet nun für April sogar mit sechs Prozent. Viele Fachleute hatten wegen der verschärften Corona-Lage noch nicht mit einer strafferen Geldpolitik gerechnet.
LBBW-Experte Elmar Völker sieht die britische Notenbank hier im Dilemma: „Der steile Anstieg der Inflation im Königreich drängt zum geldpolitischen Gegensteuern, während die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus die Konjunkturrisiken vergrößert und die Erholung schlimmstenfalls aus der Spur werfen könnte.“ Die britische Notenbank erklärte, dass die neue Corona-Mutante zwar kurzfristig die Wirtschaft belasten werde, die mittelfristigen Auswirkungen auf die Inflation aber unklar seien. Die BoE-Spitze sei weiter der Ansicht, „dass eine leichte Straffung der Geldpolitik im Prognosezeitraum notwendig sein dürfte, um das Inflationsziel von zwei Prozent nachhaltig zu erreichen“. Das Pfund kletterte nach dem überraschenden Beschluss zum Dollar und zum Euro.
Angetrieben werden die Preise unter anderem durch die stark gestiegenen Energiekosten sowie aus der Pandemie-Krise resultierendem Materialmangel und Lieferengpässen. Diese Faktoren heizen auch die Inflation in den USA kräftig an, sodass die US-Notenbank Fed mehrere Zinserhöhungen für nächstes Jahr ins Auge fasst. Die monatlichen Konjunkturspritzen sollen bis März komplett eingestellt werden – ab Mitte Januar wird das Abbautempo bei den Wertpapierkäufen dazu auf 30 Milliarden Dollar monatlich verdoppelt, hatte Fed-Chef Jerome Powell am Mittwoch angekündigt. Auch Norwegens Notenbank erhöhte den Leitzins am Donnerstag weiter, um einen Viertelpunkt auf 0,50 Prozent.
Nur halbherziges Handeln bei der EZB
Auch die EZB leitet die Abkehr vom Krisenmodus ein und lässt ihr billionenschweres Pandemie-Notprogramm PEPP auslaufen. Der EZB-Rat beschloss am Donnerstag das Aus für die Anleihenzukäufe für Ende März 2022. Fällige Tilgungsbeträge sollen jedoch noch bis mindestens Ende 2024 reinvestiert werden. Im kommenden ersten Quartal werden die Zukäufe noch fortgesetzt – allerdings in niedrigerem Tempo als Ende 2021. Damit es nach dem Entzug der auf 1,85 Billionen Euro angelegten Krisenhilfe im Frühjahr nicht zu Marktturbulenzen kommt, schafft die EZB über das neu justierte kleinere Ankaufprogramm namens APP einen flexibel gestalteten Übergang. Das Ende des Programms, das als Grundlage für eine Zinswende gilt, ließen die Währungshüter offen. Den Leitzins von 0,0 Prozent beließ der EZB-Rat nun wie erwartet auf dem rekordniedrigen Niveau.
Ihre Inflationsprognose für das kommende Jahr hat die EZB derweil fast verdoppelt. Ihre Ökonomen sagen jetzt eine durchschnittliche Teuerungsrate in der Währungsunion von 3,2 Prozent voraus, wie die Notenbank am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Im September waren sie noch von 1,7 Prozent ausgegangen. „Die Inflation dürfte kurzfristig hoch bleiben, aber sich im Laufe des kommendes Jahres abschwächen“, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde.
Europaweit steigen die Preise derzeit in Rekordgeschwindigkeit. Die Teuerungsrate im Währungsraum lag im November bei 4,9 Prozent, wie das europäische Statistikamt Eurostat mitgeteilt hatte. Das ist das bislang höchste Niveau seit Beginn der Messung im Jahr 1997. Auch in Luxemburg steigen die Preise derzeit immer schneller. Im November ist die Inflationsrate hierzulande (nach nationalem Berechnungsmodus) auf 4,52 Prozent gesprungen. Das letzte Mal, als die Preise im Lande noch schneller zulegten, war im Juli 2008. (Reuters, Red.)
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