Energie als Preistreiber / Deutsche Importpreise steigen so stark wie seit 1974 nicht mehr
Die deutschen Importe haben sich im August angesichts der Gasknappheit so stark verteuert wie seit 48 Jahren nicht mehr. Die Einfuhrpreise erhöhten sich um 32,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Das war der höchste Anstieg seit März 1974 mit 35,0 Prozent. Das kommt überraschend: Von Reuters befragte Experten hatten lediglich mit einem Anstieg von 29,9 Prozent gerechnet, nachdem die Importpreise im Juli noch um 28,9 Prozent gestiegen waren.
Preistreiber Nummer eins blieb angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine die Energie: Deren Einfuhren verteuerten sich im August um 162,4 Prozent. „Der hohe Anstieg im Vorjahresvergleich ist weiterhin vor allem durch die starken Preissteigerungen bei importiertem Erdgas begründet“, erklärten die Statistiker. Diese Preise lagen viermal so hoch wie im August 2021. Allein im Vergleich zum Vormonat Juli stiegen sie um 48,2 Prozent. Elektrischer Strom kostete an den Börsen sogar 464,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Damit zeichnet sich ab, dass die Inflation in den kommenden Monaten sehr hoch bleiben wird. Auch als Folge der stark gestiegenen Energiepreise wollen viele Unternehmen die höheren Kosten an ihre Kunden weiterreichen, wie das Ifo-Institut bei seiner Umfrage herausfand. Demnach planen beispielsweise alle Lebensmittelhändler mit Preiserhöhungen. „Das birgt natürlich sozialen Sprengstoff, denn die Haushaltseinkommen steigen weit weniger“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser der Nachrichtenagentur Reuters. „Die Inflationsrate dürfte in den kommenden Monaten auf jeden Fall auf elf Prozent steigen.“ Im September lag sie mit zehn Prozent bereits so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Ab 2023 dürfte dann die von der Bundesregierung angekündigte Gas- und Strompreisbremse wirken, sagte Konjunkturchef Wollmershäuser.
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