Digitales / Die Einwohner Luxemburgs sehen großes Potenzial in der Künstlichen Intelligenz
Die große Mehrheit der Einwohner Luxemburgs ab 16 Jahren ist der Meinung, dass Künstliche Intelligenz (KI) die Aufgaben des Alltags erleichtern kann und dass durch sie sich wiederholende Aufgaben am Arbeitsplatz automatisiert werden können. Das ergab eine Umfrage des Forschungsinstitutes „Luxembourg Institute of Socio-Economic Research“ (Liser) im Auftrag der Regierung unter mehr als 2.000 Menschen, die am Mittwoch vorgestellt worden ist.
Bei der Ausgestaltung einer eigenen Strategie für Luxemburg im Umgang mit der neuen Technologie will die Regierung die Bürger miteinbeziehen und hatte deshalb die Umfrage in Auftrag gegeben. Premierminister Xavier Bettel zeigte sich hocherfreut über die große Zustimmung gegenüber der Künstlichen Intelligenz. Er sagte, dieses Vertrauen dürfe nun nicht aufs Spiel gesetzt werden. Es sei die Aufgabe des Staates dafür Sorge zu tragen, dass KI zum einen in den Behörden verantwortungsvoll eingesetzt wird, aber auch mittels Regelsetzung und Aufklärung dafür zu sorgen, dass private Akteure das Vertrauen der Bürger in die KI nicht aufs Spiel setzen.
Die Umfrage zeigt, dass die Einwohner des Landes in der Technologie sowohl große Chancen wie auch Risiken sehen, die beobachtet werden müssen. Mehr als 80 Prozent der Befragten halten die Schaffung eines Datenethikkomitees für notwendig, um in Zukunft die Nutzung von KI durch den Staat zu überwachen. Danach gefragt sagte Xavier Bettel, konkrete Pläne für ein solches Komitee gebe es nicht. Man befinde sich derzeit noch in einer ersten Phase, in der das Thema KI ausgelotet wird. Bettel erinnerte zudem daran, dass bereits ein nationaler Ethikrat existiert. Er glaube nicht, dass es opportun wäre, eine zusätzliche Ethikkommission für KI-Belange zu gründen. Es sei nicht wünschenswert, wenn eine Ethikkommission nur aus IT-lern besteht. Es brauche dafür eine Kommission mit Mitgliedern aus verschiedenen Bereichen, wie es eben der nationale Ethikrat schon ist.
Die Umfrage zeigt auch, dass die Bürger dem Luxemburger Staat im Umgang mit KI mehr vertrauen als dem Privatsektor, wie Liser-Chefin Aline Muller unterstreicht. 77 Prozent schenken dem Staat im Umgang mit der Technik Vertrauen, aber nur 46 Prozent dem Privatsektor (großes und mittleres Vertrauen).
Im Detail glauben 70 Prozent der Befragten, dass KI den Alltag erleichtern kann. 64 Prozent sind der Ansicht, dass KI im Beruf dazu beitragen kann, Aufgaben zu automatisieren. 56 Prozent meinen, dass KI eingesetzt werden kann, um Ressourcen zu verwalten.
Risiken und Einsatzmöglichkeiten der KI
Was die Risiken angeht, so befürchten 70 Prozent der Befragten, KI könnte diskriminierend handeln. 64 Prozent glauben, dass KI nicht immer verlässlich ist. 56 Prozent sehen das Risiko, dass KI nicht zwischen guten und schlechten Konsequenzen unterscheiden kann. 53 Prozent machen ein Risikopotenzial in der undurchsichtigen Funktionsweise von KI aus. Darunter ist zu verstehen, dass Einzelpersonen nicht wissen, wo und mit welchen Daten die KI verwendet wird.
Die Umfrageteilnehmer wurden auch danach befragt, ob sie den Einsatz von KI in einer Reihe von Bereichen des Lebens befürworten. Einige davon herausgepickt: 72 Prozent finden, KI sollte in der Diagnostik von Krankheiten eingesetzt werden. 71 Prozent denken, KI sollte benutzt werden, um autonomes Fahren zu ermöglichen. 85 Prozent sprechen sich dafür aus, KI zu nutzen, um intelligente Verkehrsleitsysteme einzuführen, damit so zum Beispiel Stau vermieden werden kann. 75 Prozent finden, mit KI solle man die Bürokratie reduzieren. Den Einsatz von KI zum Aufbau von Warnsystemen, um Prävention und Notfalldienste zu optimieren, befürworten 91 Prozent.
Allerdings würden die Befragten mehr Informationen zu schätzen wissen. „Die Umfrage hat gezeigt, dass die Menschen sich mehr Informationen wünschen. Mehr als 80 Prozent der Befragten wünschen sich eine Sensibilisierungs- und Informationskampagne über die Benutzung von künstlicher Intelligenz“, sagte Aline Muller. Auch die hohe Beteiligung an der Umfrage zeige das Interesse der Menschen an dem Thema, so Muller.
Großes Interesse bei Menschen über 60
Für die Umfrage wurden 19.993 Menschen angeschrieben, mit der Bitte, freiwillig an der Umfrage im Internet teilzunehmen. 2.383 Personen kamen der Aufforderung nach. Eine recht hohe Rücklaufquote (12 Prozent), wie Aline Muller findet. Danach gefragt, wie es um die Beteiligung der Generation über 60 an der Umfrage steht und was die Regierung dafür machen wolle, damit ältere Menschen bei der technischen Entwicklung nicht unter die Räder kommen, verwies Muller darauf, dass sehr viele ältere Bürger ein großes Interesse an dem Thema zeigen und an der Umfrage teilgenommen haben. „Es gibt Ungleichheiten, auf die geachtet werden muss, die aber nicht notwendigerweise an einer Altersgrenze verlaufen“, sagte sie. Xavier Bettel meinte, dass Luxemburg ein Land ist, in dem viele Menschen über 60 digital vernetzt sind. Diese Realität sei bei den vielen Videokonferenzen unter Familienmitgliedern in der Corona-Krise deutlich geworden.
Letzte Woche hatte die EU-Kommission einen Entwurf für eine Regulierung von KI vorgelegt. Darin wird zum Beispiel der Einsatz von KI zur Errichtung von Social-Scoring-Systemen (Punktesystem für das Verhalten von Bürgern) verboten. Der Einsatz von KI in kritischen Bereichen, wie etwa der Verbrechensbekämpfung, soll stark reguliert werden. KIs, die kein Risiko für Menschen darstellen, sollen nicht eingeschränkt werden. Laut Kommission fällt der Großteil aller KI in diese Kategorie. Die EU will das große Potenzial von KI nutzen und gleichzeitig die Risiken minimieren.
Unter Künstlicher Intelligenz versteht man im weitesten Sinne Computerprogramme, die relativ selbstständig Probleme, für die sie geschaffen worden sind, lösen können. Ein typisches Anwendungsfeld im Alltag ist die Übersetzung von Texten. Geforscht wird u.a. auch an KIs, die helfen können, bestimmte Krankheiten zu erkennen und so ärztliche Diagnosen zu unterstützen. Die Theorie dahinter ist nicht neu, allerdings haben erst die Fortschritte in der Computertechnologe in den letzten Jahren die notwendige Rechenleistung hervorgebracht.
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