Guardian Glas / Die langfristige Zukunft bleibt ungewiss - Keine Investitionsgarantie für Bascharage
Ende Juni gab der US-Konzern Guardian, der an zwei Standorten in Luxemburg Glas produziert, die traurige Nachricht bekannt. Seitdem wurden das Werk in Düdelingen und das in Bascharage zu einem Unternehmen fusioniert; in Düdelingen wurde der Ofen ausgeschaltet; rund 200 Arbeitsplätze sind in Gefahr. Das Tageblatt hat mit Guus Boekhoudt, Executive Vice President von Guardian Industries, über die Zukunft des Standorts Luxemburg gesprochen.
Guardian zählt zu den großen bekannten US-Industriebetrieben, die vor Jahrzehnten eigene Produktionsstätten in Luxemburg aufgebaut haben. Es handelt sich um einen Vorzeigebetrieb: Weltweit kommt das hierzulande hergestellte Glas zum Einsatz, so etwa beim höchsten Gebäude der Welt in Dubai, dem Burj Khalifa. Vor zehn Jahren zählte die Gruppe hierzulande noch drei Produktionswerke – in Bascharage, Düdelingen und Grevenmacher – und mehr als 700 Beschäftigte.
Doch das letzte Jahrzehnt verlief nicht ruhig. Es gab viel Auf und Ab. Im Jahr 2012 stand das Werk in Düdelingen auf der Kippe. Nach langen Verhandlungen wurden Stellen abgebaut und Gehälter gekürzt – und im Gegenzug wurden Investitionen getätigt. 2014 hat der US-Konzern sein Werk für Autoglas in Grevenmacher an die japanische Carlex (die seitdem viel Geld investiert hat) verkauft. Im Jahr 2016 hat der US-Glashersteller hierzulande dann eine neue Europazentrale eingeweiht. 2018 machten wieder Gerüchte einer Schließung der beiden übriggebliebenen Werke die Runde. Doch alles blieb ruhig. Bis dieses Jahr im Juni, etwa zwei Jahre später.
Es seien „Beratungen“ mit Belegschaftsvertretern sowohl von Guardian Luxguard I (Bascharage) als auch von Guardian Luxguard II (Düdelingen) aufgenommen worden, schrieb die Gesellschaft damals in einer Pressemeldung. Dabei gehe es um „das mögliche Herunterfahren des Floatglas-Ofens in Düdelingen sowie den eventuellen Zusammenschluss der Produktionsstätten in Luxemburg“.
Beides ist mittlerweile passiert. Der Ofen in Düdelingen ist runtergefahren und seit Anfang dieser Woche sind beide Unternehmen zu einer Einheit fusioniert. Den Personalvertretern wurde – ebenfalls diese Woche – mitgeteilt, dass man 201 der 453 Arbeitsplätze an den Standorten Bascharage und Düdelingen streichen wolle. Gespräche über die Umsetzung eines Sozialplans sollen ab Anfang September geführt werden.
Hintergrund der Entscheidung der Unternehmensgruppe, nicht in einen neuen Ofen für Düdelingen zu investieren, war die schwache Nachfrage nach Glas, so Guus Boekhoudt, Executive Vice President von Guardian Industries, gegenüber dem Tageblatt. „Es hat nichts mit der kurzfristigen Entwicklung der Nachfrage zu tun”, sagt er. Auch ohne Covid sei die Nachfrage nicht mehr groß genug für zwei Produktionslinien gewesen. Bei derartigen Investitionsentscheidungen schaue man auf die erwartete Nachfrage in den kommenden 15-18 Jahren. Die Corona-Krise habe die Entscheidung höchstens beschleunigt.
„Der Markt ist voller Unsicherheiten“
Trotzdem „sind wir der festen Überzeugung, dass es eine Zukunft für eine Produktionslinie in Luxemburg gibt”, so Guus Boekhoudt weiter. Man glaube, dass die künftige Nachfrage nach Glas im Zentrum Europas den Betrieb einer Produktionslinie ermögliche.
Bei der Gewerkschaft OGBL hingegen wird befürchtet, dass der aktuelle Jobabbau Vorbote für noch Schlimmeres sein könnte. Ab 2022/23 ist nämlich auch der Ofen im Werk von Bascharage an seinem Lebensende angekommen. Eine Garantie, dass dieser dann erneuert würde, hat die Unternehmensführung den Personalvertretern jedoch nicht gegeben. Derweil hat Guardian jedoch in ein neues Werk in Polen investiert.
Auch auf Nachfrage des Tageblatt gab es keine Investitionsgarantie für Bascharage. Noch könne man nicht mit Sicherheit sagen, ob die Investitionen in einen neuen Ofen getätigt würden oder nicht, so Guus Boekhoudt. „Das hängt vom Markt ab. Und der ist voller Unsicherheiten.“ Das Thema müsse weiter vertieft, bewertet und untersucht werden.
Das neue Werk in Polen aber habe nichts mit der Entwicklung in Luxemburg zu tun, so Guus Boekhoudt weiter. Es seien zwei unterschiedliche Geschichten. Während es in Westeuropa bereits vor der Covid-Krise ein Überangebot an Glas gegeben habe, so sei der osteuropäische Markt am Wachsen. Und man müsse bedenken, dass es im Glas-Geschäft wichtig sei, nahe an den Kunden zu sein. Im Idealfall innerhalb eines Radius von 300 bis 400 Kilometern, sonst seien die Transportkosten zu hoch. Doch das Werk in Polen sei 1.200 Kilometer entfernt.
„Alles hängt an unseren Erwartungen zur Entwicklung der Nachfrage“
Um Luxemburg herum gebe es einfach nicht mehr genügend Nachfrage für zwei Produktionslinien, so der Unternehmensvertreter weiter. Man sei jedoch der festen Überzeugung, dass es einen soliden „business case“ für eine Produktionslinie gebe. „Doch alles hängt an unseren Erwartungen zur Entwicklung der Nachfrage.“
Bis zum Ende des kommenden Jahres soll die Entscheidung getroffen sein. Offen sei jedoch noch praktisch alles: Welche Technik? Welche Größe? Welcher Standort? Düdelingen sei älter und erfordere mehr Unterhaltskosten – in Bascharage sei die interne Logistik nicht optimal. Aktuell ist in Düdelingen das Walzwerk (Laminoir) noch am Laufen. Verlassen wird Guardian Luxemburg jedenfalls nicht, verspricht Guus Boekhoudt. Das Land ist Sitz der Europazentrale der Unternehmensgruppe, und man glaube fest an den „business case“ für eine Produktionslinie – auch wenn man keine Garantie geben könne.
Die Muttergesellschaft der beiden Werke, Guardian Industries, zählt zum Mischkonzern Koch Industries. Dieser ist in einer ganzen Reihe von industriellen Sektoren tätig. Die Gruppe hält Beteiligungen an Firmen in Sektoren wie Öl, Immobilien, Finanzen, Chemie und Papierindustrie. Es ist der zweitgrößte US-Konzern, der sich in Privatbesitz befindet. Koch Industries ist an keiner Börse notiert.
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Wetten, die Polen machen das Rennen. Wenn das Werk dort steht wird hier dicht gemacht. Heute darf man sogar einem Koch nicht mehr trauen, sein geliebter President macht es vor. Wenn der nicht auch hinter Guardian steckt!? 🙂
Franz sag bitte dem Guus man würde alle Spacemining Gelder für neue Öfen spenden. Mal hören was Guus dann sagt¨.